Laut Pflegeplan müsste die Große Kreisstadt 71 Plätze in Seniorenheimen abbauen. Doch in den übrigen Kommunen herrscht Mangel an Kapazitäten.

Leonberg - Wirft man einen Blick in den Pflegeplan des Landkreises Böblingen, dann hat Leonberg erhebliche Überkapazitäten an Pflegeplätzen. 523 Plätze gibt es derzeit am Engelberg, laut errechnetem Bedarf sind das aber 71 zu viel. Fragt man jedoch die Betreiber der Einrichtungen, so sehen diese sogar noch Luft nach oben. „Der Bedarf in Leonberg ist ansteigend“, sagt etwa Uwe Breuninger, der Regionalleiter der Samariterstiftung für Leonberg/Stuttgart. Hier betreibt die Stiftung gleich drei Einrichtungen sowie eine weitere in Weissach. „Die Überkapazitäten treiben uns keinen Schweiß auf die Stirn. Im Gegenteil, wir sind sehr zufrieden mit der Versorgung“, sagt der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid, dem auch das Sozialressort untersteht.

 

Neues Pflegeheim mit 90 Plätzen geplant

Unterstrichen wird dies auch durch geplante Projekte. So will das Leonberger Unternehmen Mörk an der Eltinger Straße neben dem Rathaus einen Komplex bauen, in dem auch ein Pflegeheim vorgesehen ist. Dieses soll von der Samariterstiftung betrieben werden und 90 Plätze umfassen. Termin für die Fertigstellung ist Mitte 2019. „Danach wäre der Bedarf in Leonberg für wenigstens zehn Jahre gedeckt“, schätzt Uwe Breuninger.

Die neue Einrichtung entsteht zusätzlich zu den bestehenden und umfasst zwei Demenz-Wohngruppen. „Vor allem durch die Betreuung von Menschen mit demenziellen Erkrankungen wird der Bedarf in den kommenden Jahren steigen“, sagt Breuninger. Denn die Menschen werden immer älter – und verweilen auch immer länger in den Senioreneinrichtungen.

Kritik am Kreispflegeplan

Dem werde der Kreispflegeplan aber nur bedingt gerecht. „Es war eine bewusste politische Entscheidung, bei der Bedarfsberechnung die untere Grenze zu verwenden“, meint der Regionalleiter der Samariterstiftung. Denn vom Gesetzgeber werde mittlerweile die ambulante Betreuung, zuhause oder in Tagespflege, massiv gefördert. Schaut man sich die berechneten Zahlen in dem kreisweiten Konzept an, so ist Leonberg auch die absolute Ausnahme. Nur die kleinen Gemeinden Deckenpfronn und Hildrizhausen liegen leicht über dem Bedarf. In allen anderen Kommunen fehlen Plätze, teilweise in erheblichem Ausmaß. 2883 Plätze stehen derzeit zur Verfügung, 717 weitere würden aber im Kreis gebraucht. Das steht in der aktuellen Variante des Pflegeplans, der im Oktober im Böblinger Kreistag behandelt wurde.