Werner Grolig ist der Nachfolger von Torsten Hub als Direktor am Amtsgericht Leonberg. In seiner Freizeit erkundet er die Welt.

Zum Glück war Werner Grolig gut erholt, als er vor Kurzem seine Stelle als neuer Direktor am Amtsgericht Leonberg angetreten hat, die nach dem Abgang seines Vorgängers Torsten Hub zweieinhalb Monate lang vakant war. Der 62-Jährige war im April und Mai zusammen mit seiner Frau vier Wochen lang in einem Traumurlaub, der ihn im Geländewagen von Lodge zu Lodge von Namibia über Botswana bis nach Simbabwe zu den Victoria-Fällen geführt hat. „Ich war zum vierten Mal in Namibia. Das Land ist einfach faszinierend, die Menschen sind zuverlässig und pünktlich, und ich habe noch nie eine so tolle Gastfreundschaft wie dort erlebt“, schwärmt er.

 

Seinen Start in Leonberg beschreibt er als recht aufwendig. „Ich musste viele Fälle terminieren, weil die Akten zwei Monate lang nicht bearbeitet worden waren“, erzählt der 62-Jährige, der ganz überwiegend als Familienrichter tätig ist. Inzwischen hat sich der neue Amtsgerichtsdirektor jedoch gut eingelebt – kein Wunder, denn er kommt quasi aus der Nachbarschaft. Er wohnt in Böblingen und bis zu seinem Amtsantritt war er stellvertretender Direktor des dortigen Amtsgerichts. Einige Kollegen kennt er von früher oder vom Runden Tisch, an dem Richter, Rechtsanwälte, Jugendamt und psychologische Beratungsstellen sich in regelmäßigen Abständen austauschen.

Viel Zeit auf der Straße

Auch Führungserfahrung bringt der Jurist reichlich mit: Vor seiner Zeit als Stellvertreter in Böblingen war er viereinhalb Jahre lang Direktor am Amtsgericht Oberndorf. „Das hat mir großen Spaß gemacht, aber auf Dauer war mir der Fahrtaufwand zu groß“, erzählt Werner Grolig. 50 Minuten benötigte er für eine einfache Fahrt, noch länger, wenn Gerichtstag in Schramberg war. „Außerdem waren viele Veranstaltungen, auf denen ich war, am Abend oder am Wochenende“, erläutert er seine Rückkehr ans Amtsgericht Böblingen.

Denn dort war er schon von 1995 bis 2012 als Richter tätig, anfangs in Zivilsachen, später als Familienrichter. Aber auch das Strafrecht ist ihm nicht fremd: In Oberndorf war er ein Jahr lang, in Böblingen eineinhalb Jahre lang Strafrichter. Und vor der Zeit in Böblingen zwischen 1992 und 1995 war er Staatsanwalt bei der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität in Stuttgart und überwiegend Fällen von illegaler Beschäftigung auf der Spur. „Auf Dauer wollte ich aber nicht im Strafrecht bleiben, sondern lieber Zivilrecht und Familiensachen machen“, berichtet Werner Grolig.

Emotional schwierige Situationen

Der 62-Jährige schätzt den Umgang mit Menschen – sei es als Familienrichter mit „Männern und Frauen in teilweise emotional schwierigen Situationen“ oder als Vorgesetzter, der seinen Kollegen die bestmöglichen Arbeitsmöglichkeiten bieten will. Als Richter hat er eine gewisse Schwerpunktverschiebung festgestellt: „Früher haben die Unterhaltsverfahren dominiert, die man häufig rein mathematisch lösen konnte“, sagt er. Inzwischen würden vor allem die so genannten Kindschaftsverfahren anfluten. „Wenn es darum geht, bei wem ein Kind leben soll, wer es wie oft besuchen darf, oder wenn gar ein Kind aus der Familie genommen werden muss, erfordern diese Fälle sehr viel Zeit und Geduld“, lautet seine Erfahrung. Die lange Corona-Isolation habe bei Eltern und Kindern zu Verhaltensänderungen geführt.

Entspannung beim Sport

Entspannung findet der zweifache Familienvater, dessen älteste Tochter Familienrichterin am Amtsgericht Kirchheim/Teck ist, beim Sport. Er joggt gerne, fährt Ski und hat einen Freundeskreis, mit dem er regelmäßig auf dem Mittelmeer segeln geht.

Und er freut sich heute schon, irgendwann ein fünftes Mal Namibia zu besuchen – auch wenn sein vorletzter Urlaub dort im März 2020 mit einigen Unannehmlichkeiten verbunden war. „Als sich Corona immer mehr ausbreitete, saßen wir eine Zeit lang in Windhoek fest, weil Südafrika die Grenzen dicht gemacht hatte und wir unseren Rückflug von dort nicht antreten konnten“, erzählt der 62-Jährige. Die niederländische Fluggesellschaft KLM holte die Urlauber dann zurück, die Fahrt durch Amsterdam im Mietwagen kam Werner Grolig fast unwirklich vor. „Wir haben kein einziges anderes Auto auf der Straße getroffen, es kam uns vor wie nach einem Atomkrieg“, erinnert er sich mit Befremden.