Eine an sich unproblematische Baustelle in der Höfinger Ortsmitte führt im Kreuzungsbereich und auf den Zufahrtsstraßen zu langen Staus.

Leonberg - Ab sofort ist die Zufahrt von der Pforzheimer Straße in die Kirchstraße in Höfingen untersagt. Das ist nur ein Teil des Maßnahmenpaketes, das gestern die städtische Verkehrsschau für den Teilort geschnürt hat. Hier ist es in den vergangenen Tagen, vor allem in den Stoßzeiten, in der Ortsmitte und auf den Zufahrtsstraßen zu chaotischen Zuständen gekommen. „Das Linksabbiegen von der Pforzheimer Straße ist nicht mehr möglich – so soll der Rückstau in der Kreuzung verhindert werden“, heißt es in der Mitteilung der Stadtverwaltung. Die Zufahrt in die Kirchstraße erfolge nun über die Straße „Am Himmelsgärtle“. Zudem werden aktuell in alle Fahrtrichtungen die Schilder „Bitte Kreuzungsbereich freihalten“ angebracht.

 

Darüber hinaus werden außerorts Schilder mit „Ortsdurchfahrt Höfingen erschwert“ an allen Zufahrtsstraßen aufgestellt. Die Nachbarkommunen seien darüber informiert worden. Auch mit dem Verkehrswarndienst der Landesmeldestelle hat die Stadt Kontakt aufgenommen. Sie wurde informiert, dass die Routingdienste, welche von da ihre Informationen erhalten, entsprechend benachrichtigt wurden und alternative Routen berechnen.

Neue Pläne

Der Grund für die zeitweise geänderte Verkehrsführung im Ortskern sind die Umbauarbeiten der Firma ITVT im ehemaligen neuen Rathaus. Anfang 2006 hatte die 2001 in Stuttgart gegründete IT-Firma das Gebäude von der Stadt erworben und ist im Sommer 2006 auch mit 20 Mitarbeitern eingezogen. Die Stadt Leonberg hatte das Rathaus verkauft, weil ihr die anstehende Sanierung und die jährlichen Unterhaltungskosten zu hoch waren.

Inzwischen hat die Firma ITVT das Gebäude für ihre Bedürfnisse umgebaut und saniert. „Doch nun gibt es neue Pläne“, sagt Patrick Kreuzer, Geschäftsführer bei ITVT. Im Erdgeschoss soll ein Ärzte- und Gesundheitszentrum entstehen. „Eine örtliche Arztpraxis wird umziehen, und es entsteht ein Schwerpunkt Physiotherapie“, bestätigt er. „Höfingen bleibt weiterhin unser Hauptquartier, und das modernisieren wir“, bekennt er sich zum Standort. ITVT beschäftigt inzwischen mehr als 150 Mitarbeiter an neun Standorten in Deutschland, aber auch im europäischen Ausland und in den USA.

Alles soll barrierefrei sein

So weit, so gut. Doch wieso muss für den Umbau nun am Schlossberg die Verkehrsführung geändert werden? „Damit das Gebäude einen barrierefreien Zugang bekommt, wird ein Außenaufzug und eine Treppe gebaut“, sagt Bärbel Sauer. Dafür muss bei der Tiefgarageneinfahrt in den Untergrund gebohrt werden. „Das Gerät kann nun mal nicht anderswo als in der sowieso schwierigen Kreuzung aufgestellt werden“, bedauert die Ortsvorsteherin.

Die Arbeiten seien immer wieder verschoben worden. „Wegen der Sperrung der B 295 mussten wir vier Wochen später als geplant anfangen“, sagt Kreuzer. Doch bis zum 17. November, so lang läuft vorerst die Genehmigung, soll alles fertig sein.

Chaos vor der Ladentür

Im Endergebnis wurden Ampeln in der Pforzheimer Straße aufgestellt, die Straße verengt und die Bushaltestellen „Am Rathaus“ verlegt. Die in Richtung Ortsmitte ist in die Ditzinger Straße verlegt worden, die in Richtung Leonberg liegt hangabwärts. „Die Leute sind wie vor den Kopf gestoßen“, beobachtet der Metzgermeister Roland Hess das Chaos vor seiner Ladentür. Kunden, die sonst nur schnell mal eine Kleinigkeit eingekauft haben, hätten sich nun rar gemacht. „Aber die meisten sind stinksauer, dass es im Tal mit dem Hang und der abgerutschten Straße nicht vorwärts geht und das im Ort zusätzlich dazugekommen ist“, weiß der Höfinger.

„Die Autofahrer, die glauben, sich im Ort auszukennen, verstopfen die Nebenstraßen, manche fahren über den Bürgersteig“, beschreibt der Höfinger CDU-Stadtrat Oliver Zander das Chaos. „Viele sind irritiert und zögern, weil sie den Eindruck haben, in einen vermeintlichen Gegenverkehr einzufahren“, sucht Ortsvorsteherin Bärbel Sauer nach einer Erklärung, warum schnell Staus entstehen.

Abgehängtes Haldengebiet?

Der Vorschlag von FDP-Gemeinderat und Verkehrsplaner Dieter Maurmaier, eine Fahrtrichtung ganz zu sperren, wurde von der Verkehrsschau verworfen. Er hatte vorgeschlagen, beispielsweise die Autos in Richtung Leonberg über Gebersheim umzuleiten. Das Fazit der gestrigen Verkehrsschau:  „Dafür wären jedoch Absperrungen notwendig gewesen, die dazu geführt hätten, dass Busse nicht mehr fahren können.“ Damit wäre das Haldengebiet vom öffentlichen Personennahverkehr abgeschnitten gewesen, da Anschlüsse nicht mehr funktioniert hätten.