Helen Weber (22) über anspruchsvolle Wettkämpfe, technische Finesse und ihre Verbundenheit zur Spvgg Warmbronn.

Es ist ein kühler Morgen in Warmbronn. Nebel liegt über dem Waldboden und die Trails sind Helen vertraut. Sie klickt ihre Schuhe ein, der Freilauf surrt leise. Keine Ziellinie, kein Publikum, nur sie und ihr Bike. „Hier habe ich gelernt, was es heißt, über sich hinauszuwachsen. Und das nicht allein, sondern im Team“, sagt Helen Weber.

 

In Leonberg geboren und in Warmbronn aufgewachsen, fand sie früh zur Spvgg: Ihr großer Bruder war der Erste, der in die Mountainbike-Abteilung eintrat, und im Alter von sieben Jahren folgte sie ihm umgehend. „Es war ein echtes Familiending“, erinnert sich Helen. Ein Sport, der von der Vereinsgemeinschaft lebt: Die Eltern wurden zu Trainern und Wegbegleitern für die ersten Rennen im Umkreis.

Vom Rundkurs ins Gelände

Anfangs startete Helen in klassischen Cross-Country-Rennen mit Massenstart und Rundkurs. Doch sie merkte schnell, dass ihre Stärken im Enduro liegen.

Helen erklärt: „Du fährst Downhill-Etappen auf Zeit. Hast du eine Etappe absolviert, geht es zu den unterschiedlichen Stages bergauf. Alles ist getaktet und die Fahrer:innen müssen pünktlich am nächsten Startpunkt sein. Aufs Podium kommen nur diejenigen, die alle Abfahrten zusammengenommen in der schnellsten Zeit beenden. Für mich ist das das Wettkampfformat, das mir besser liegt. Es macht mir mehr Spaß.“

Heute fährt Helen für das Rotwild-Schwalbe-Gravity-Team, sowohl auf dem klassischen Enduro als auch auf dem E-Bike. Ihr bislang größter Erfolg war der Gewinn der Deutschen Meisterschaft im E-Bike-Enduro im Mai 2025: „Das war einer dieser Tage, an denen einfach alles gestimmt hat. Bereits nach den ersten drei Abfahrten merkte ich, dass mir die Trails liegen und die Top Drei greifbar ist“, beschreibt sie.
Ohne Fleiß kein Preis

Rund 20 Stunden pro Woche investiert die Leistungssportlerin in Technik- und Krafttraining, Ausdauer und die Wartung ihrer Bikes. Neben dem Leistungssport studiert sie Politikwissenschaft und VWL in Heidelberg.

Damit sie beides unter einen Hut bringen kann, wird sie durch ein Sportstipendium der Metropolregion Rhein-Neckar unterstützt. „Ohne diese Förderung wäre das so nicht machbar“, sagt sie.

Viel Gefühl für den Antrieb

Was viele unterschätzen: E-Bike-Enduro ist kein Spaziergang. Die Rennen sind kompakter, aber intensiver. Im steilen Gelände sind präzise Steuerung und blitzschnelle Entscheidungen gefragt.

„Du musst das Rad in jeder Sekunde aktiv bewegen und verstehen, wie der Motor dich unterstützt“, beschreibt Helen. Für sie ist das E-Bike keine Alternative, sondern eine Ergänzung. Auch fürs Training bietet es Vorteile: mehr Tiefenmeter, mehr Abfahrten, mehr Routine auf dem Rad.

Wenn jemand fragt, wie man sich verbessern kann, gibt es für die deutsche Meisterin nur eine Antwort: „Besser wirst du nur durchs Radfahren.“

Teamgeist und Zusammenhalt

Obwohl es eine Einzelwertung gibt, ist Enduro ein Teamsport. Die Fahrer helfen und ermutigen sich, teilen Werkzeug und geben sich Tipps. Ein kaputter Schuh, ein Schaltproblem – Helen hat schon alles erlebt. Wer helfen kann, hilft. Auch im Weltcup. „Das ist keine Floskel. Das wird gelebt“, versichert sie.

Verwurzelt in Warmbronn

Trotz internationaler Rennen und ihres Studiums bleibt Helen der Spvgg treu. Ihre Lizenz läuft bis heute über den Verein. „Ich möchte irgendwann zurückgeben, was ich bekommen habe. Ob als Trainerin oder Ansprechpartnerin“, sagt Helen. Irgendwann möchte sie wieder in Warmbronn auf dem Platz oder im Wald stehen. Nicht, weil sie muss, sondern weil sie es möchte.

Der Weltcup in Val di Fassa (Italien) steht bevor. Helen fühlt sich bereit: „Ich weiß, wie viel ich meinem Umfeld zu verdanken habe. Ohne die Menschen um mich herum wäre ich nicht hier. Heute fühle ich mich so fit wie noch nie und versuche, das alles einfach zu genießen.“

– Autorin: Katharina Dickhoff

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