Der Gemeinderat spricht sich gegen eine mögliche Erddeponie am Rand von Gebersheim aus.

Leonberg - Was sich in den Gemeinderäten von Sindelfingen, Rutesheim, Weissach und Ehningen in Sachen Standortsuche für eine neue Erddeponie abspielte, hat sich nun auch in Leonberg wiederholt, genauer im Planungsausschuss des Gemeinderates. Der Tenor: Ja, der Kreis Böblingen braucht dringend eine neue Deponie für Erdaushub und Bauschutt. Aber bitte nicht bei uns.

 

Wolfgang Bagin, der Chef des kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetriebes (ABW) war persönlich gekommen, um die mehrstufige Standortsuche zu erläutern und die Fragen der Stadträte sowie der eingeladenen Ortschaftsräte aus Gebersheim zu beantworten. Denn eine der fünf Flächen, die in der engeren Auswahl ist, befindet sich auf der Gemarkung des kleinsten Leonberger Teilortes (wir berichteten). Die Kommunalpolitiker hatten jede Menge Argumente gegen den Standort, wenngleich die CDU als einzige Fraktion mit möglichen Einnahmen liebäugelte. Ein Überblick:

Zentral oder am Kreisrand?

Zentral oder am Kreisrand? Da waren sich die Räte eigentlich einig: „Man muss gucken, dass man die Deponie zentral im Landkreis anordnet“, sagte etwa Gabriele Ludmann (CDU). „Sonst beginnt der Drecktourismus, vor allem aus dem Kreis Ludwigsburg“, meinte ihr Fraktionskollege Gerhard Schwarz, selbst aus Gebersheim. Bestehende Erddeponien gibt es in Magstadt, Ehningen und Mötzingen, dort kann aber nur Erdaushub abgegeben werden.

„80 Prozent der Erde und des Bauschutts aus dem Kreis werden schon jetzt außerhalb entsorgt. Seit rund 20 Jahren nimmt der Kreis Ludwigsburg viel davon an“, merkte AWB-Chef Bagin dazu an. Auch über das Thema Verkehr wurde viel diskutiert. „Laut unseren Berechnungen würden im Schnitt zehn Lkw pro Stunde anliefern“, nannte Bagin eine Zahl.

Naherholungsgebiet opfern?

Naherholungsgebiet opfern? Dieses Thema trieb vor allem die Gebersheimer um. „Das Naherholungsgebiet ist stark frequentiert, es geht bis zum Spielplatz. Auch das Sportgelände und andere Freizeitmöglichkeiten sind dort“, merkte Martin Eppel (Freie Wähler) an. Rund 61 Hektar groß ist das Gelände, das infrage kommt. Sieben davon sind Ackerfläche, der Rest Wald. „Rund 40 Hektar sind nötig für eine Deponie, die auch in Teilstücken realisiert und gleich aufgeforstet werden könnte“, erläuterte der AWB-Chef. Die Aufschüttung würde sich am Ende auf etwa 25 Meter Höhe belaufen.

Dieter Maurmaier (FDP) kritisierte in dem Zusammenhang die Bewertungskriterien, nach denen die Flächen ausgewählt wurden, etwa nach Verkehrsanbindung, Topografie, aber auch natur- und artenschutzrechtlichen Bedenken. „Hätten Sie im Landratsamt eine Fachabteilung für Erholung, würde die Bewertung ganz anders aussehen“, sagte der Liberale.

„Es gibt keinen Standort, der keine Belange tangiert“, entgegnete Bagin darauf. Bei jedem möglichen Standort würde neue Fläche in Anspruch genommen. Der Gebersheimer Epple sah am Ende nur eine Chance für ein „Ja“: „Wir können das nicht befürworten, es sei denn, es gelingt ihnen, uns eine Ortsumfahrung anzubieten.“

Weissach oder Warmbronn?

Weissach oder Warmbronn? Die Gemeinderäte sparten in der Sitzung nicht mit weiteren Vorschlägen und Anmerkungen. Wolfgang Schaal (Freie Wähler) teilte wie gewohnt aus: „Wenn sich der Bürgermeister von Ehningen schon jetzt stark von Verkehr belastet fühlt, soll er erst mal zu uns kommen. Und der Weissacher Daniel Töpfer mit seinem Porsche hat den meisten Aushub, aber will den Dreck in Leonberg abladen?“ Schaals Vorschlag für weniger Erdaushub: Weniger tief graben und dafür mehr drum herum aufschütten.

Jürgen Sienel (SPD) aus dem Gebersheimer Ortschaftsrat sieht einen Leonberger Standort eher in der Nähe von Warmbronn und der Autobahn. Christa Weiß (SPD) befürchtet, dass es am Ende auf die beiden Nordkreis-Standorte hinausläuft, weil der südliche Kreis im Kreistag mehr Stimmen habe. „Am Ende sind wir die Dummen“, meinte die Fraktionssprecherin.

Rainer Zachert (Neue Liste) schlug gar vor, die Altlasten auf der ehemaligen Kreismülldeponie Rübenloch bei Warmbronn auf Wertstoffe zu untersuchen und den Rest im Restmüllheizkraftwerk zu entsorgen. Der freie Platz könnte für den Bauschutt genutzt werden. Das Rübenloch solle ja ohnehin saniert werden. Laut AWB-Chef Bagin sei dies aber nicht bezahlbar.

Oberbürgermeister Bernhard Schuler bat schließlich um Verständnis, dass die Stadt ihre Stellungnahme erst in zwei Wochen offiziell abgeben werde. Bei einem Zeithorizont von acht bis zehn Jahren bis zur Realisierung sei dies aber verkraftbar.

Im nächsten Schritt wird der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags am heutigen Montag e ab 9 Uhr über das Thema diskutieren und vermutliche Gutachten für die fünf möglichen Standorte beauftragen. Erst wenn diese vorliegen, geht es mit der Entscheidungsfindung weiter.