Aleksandra Novakovic sammelt in Leonberg Spenden für die Flutopfer auf dem Balkan. Über das Internet organisiert sie die schnelle Hilfe. Dabei könnte die Situation in Serbien und Bosnien-Herzegowina erst noch richtig schlimm werden.

Leonberg - Ein kleine Notiz im sozialen Netzwerk mit großen Folgen: Zu Beginn der Woche rief Aleksandra Novakovic, die serbische Wurzeln hat, dazu auf, in Leonberg Hilfsgüter für die Flutopfer auf dem Balkan zu spenden. Die Resonanz war so groß, dass sie Tag und Nacht Spenden eingesammelt und gezählt hat.

 
Sie sammeln seit Beginn der Woche in Leonberg. Was ist schon zusammengekommen?
Es haben sich so viele Leute gemeldet und gespendet. In meiner Wohnung stapeln sich die Kisten mit Kleidung, in meiner Garage stehen die ganzen Hygieneartikel. Wir suchen gezielt Sachen für Kleinkinder und Babys, da wurde auch schon sehr viel gespendet.
Was wird denn benötigt?
Kleidung brauchen wir vorerst nicht mehr. Textilien nehmen die Verteilstationen auch gar nicht mehr an. Medikamente dürfen wir nicht sammeln. Wir suchen aber dringend Hygienemittel, also Desinfektionsspray, Seifen, Mundschutz und so weiter. Für Babys brauchen wir Windeln, Brei-Gläschen, Milchpulver, feuchte Tücher, Wundcreme und ähnliche Dinge. Ganz wichtig sind auch Schutzmittel gegen Mückenstiche. Die Moskitos sind Krankheitsüberträger Nummer eins! Dringend wird auch Essen in Dosen und Trinkwasser benötigt.
Was passiert mit den Sachen?
Die werden bei mir abgeholt und am Freitag fährt von Freiberg aus ein 40-Tonner nach Belgrad, wo das dortige Rote Kreuz die Sachen annimmt und verteilt. Im Moment sind das vor allem Privatpersonen, die die Hilfsaktionen auf die Beine stellen, aber auch die serbisch-orthodoxe Kirche steht in Kontakt mit Organisationen vor Ort. Die Spenden, die ich in Leonberg einsammle, werden auf Serbien und Bosnien-Herzegowina verteilt.
Sie haben diese Sammelaktion in Leonberg ganz allein organisiert. Wie kam es dazu?
Ich bin selbst in Belgrad aufgewachsen, meine Familie lebt über den Balkan verstreut. In den deutschen Medien hörte man leider fast gar nichts über das Hochwasser. Die nächsten Sammelstellen sind in Stuttgart und Heilbronn, für viele ist das zu weit weg. Deswegen habe ich gesagt, ich sammle die Spenden hier ein und bringe sie zur Sammelstelle – beziehungsweise, jetzt werden sie ja bei mir abgeholt.
Werden Sie weiter sammeln?
Ja, auf jeden Fall. Ich denke, die richtigen Katastrophen kommen erst noch. Es soll jetzt nochmals regnen. Zudem spült das Wasser die ganzen Minen, die im Krieg vergraben wurden, nach oben. Es wird weitere Erdrutsche geben. Durch das tote Vieh breiten sich Krankheiten aus. Schon jetzt gibt es viel zu viele Moskitos, die Krankheiten übertragen.
Was planen Sie noch?
Mein Arbeitgeber, die „Perfekte Auszeit“, unterstützt mich da sehr. So werden alle Einnahmen an diesem Sonntag für die Hochwasser-Opfer gespendet. Die Brauereien Paulaner und Stuttgarter Hofbräu haben uns 20 Kästen dafür gespendet. Sobald ich eine Rückmeldung habe, was noch benötigt wird, werde auch ich hier wieder einsammeln.