Statt öffentlichem WC gibt es nur ein Dixi-Häuschen. Eine Mutter mit Kindern darf die Toilette der angrenzenden Gaststätte nicht nutzen, weil der Zutritt zu dem Raucherlokal erst ab 18 Jahren gestattet ist. Bahn und Stadt versprechen eine baldige Lösung.

Leonberg - Eine schöne Visitenkarte Leonbergs sei das. „Als ich vor ein paar Tagen vom Leonberger Bahnhof Besucher abholte, mußte ich mich sehr schämen für meine Heimatstadt“, schreibt uns Elisabeth Cop. Den Ein- und Ausgang zierten nicht nur volle Müllkübel, sondern auch ein mobiles Dixi-Toilettenhäuschen – das offizielle Bahnhofsklo. „Ein paar Tage später, als ich den Besuch wieder zum Bahnhof gebracht habe, stand die Türe des besagten Häuschens offen und das ganze eklige Innere konnte gesehen werden“, berichtet die Leonbergerin weiter. Früher habe es einmal eine richtige Toilette gegeben. „Dies ist nun wahrhaftig eine Schande für die Stadt Leonberg“, schließt sie.

 

Auch andere haben schon schlechte Erfahrungen mit einem dringenden Bedürfnis am Bahnhof gemacht. Etwa eine Mutter von zwei Kindern, die ihren Namen nicht nennen möchte. „Meine Kinder mussten ganz dringend auf Toilette. Aber das Dixi-Klo war ganz dreckig“, erzählt sie. Also sah sie sich in der direkten Umgebung um. In einem Lokal im Bahnhofsgebäude hoffte sich auf Hilfe. „Aber da durften wir nicht rein, weil der Zutritt erst ab 18 Jahren gestattet ist. Welch ein Armutszeugnis“, schimpft die Mutter. „Da hat man einen super Aufzug für zum Beispiel Rollstuhlfahrer, aber dann kein geeignetes Klo.“ Zumal der Leonberger Bahnhof auch „nicht gerade mini“ sei. Und es alternativ auch in den den S-Bahn-Zügen keine Toiletten gebe. Eine barrierefreie Lösung ist das Dixi-Häuschen erst recht nicht. Dagegen gäbe es Toilettenanlagen an vielen anderen Haltepunkte der S 6, etwa in Ditzingen, Korntal, Zuffenhausen, Kornwestheim oder Feuerbach. Auch in der jeweils angrenzenden Gastronomie dürfe man das WC als unter 18-Jähriger nutzen.

Das Bahnhofsgebäude in Leonberg gehört der Deutschen Bahn. Die dortige Sanitäranlage wurde vor Jahren geschlossen. „Bereits seit Jahren sucht die Stadt nach Möglichkeiten, wie sie diesem Problem Abhilfe schaffen kann und beteiligt sich auch stets finanziell an Notlösungen, die Bahn derzeit nicht“, kritisiert die Sprecherin der Stadtverwaltung, Undine Binder-Farr. Eine Notlösung für die Notdurft ist die Dixi-Toilette in der Nähe der Fahrradständer. Diese hat die Stadt auf eigene Kosten aufgestellt und sie werde zwei Mal pro Woche gereinigt. Zudem verweist Binder-Farr auf die Gaststätte Drehscheibe. Dort könnten allerdings nur Leute über 18 Jahren rein, da es sich um ein Raucherlokal handelt, zu dem Kinder eben keinen Zutritt haben.

Sowohl die Deutsche Bahn als Eigentümerin als auch die Stadt Leonberg stellen aber eine dauerhafte Lösung in Aussicht. „Wir planen, im Bahnhofsgebäude wieder ein WC einzurichten“, erklärt ein Bahnsprecher. Der Vertrag mit der Stadt sei bereits unterzeichnet. Derzeit befinde man sich noch in der Detailplanung. „Baubeginn soll im Frühjahr 2015 sein“, stellt der Pressesprecher der Deutschen Bahn in Aussicht.

Auch aufseiten der Stadt macht man sich Gedanken über eine dauerhafte Lösung. So soll das 40 Jahre alte Parkhaus gegenüber dem Bahnhof abgerissen werden. Für vier Millionen Euro soll ein Neubau mit 450 Stellplätzen auf vier Etagen entstehen. „Bei den Planungen dazu denkt die Stadt auch darüber nach, hier eine Toilettenanlage zu integrieren“, berichtet die Sprecherin. Bauträger sind dann die Stadtwerke. Doch bis es soweit ist, müssen die Bahngäste weiter das Dixi-Häuschen nutzen – oder die Backen zusammenkneifen.