Eine Bürgerin spendet 100 000 Euro für die Gestaltung der Demenz-Begegnungsstätte „Sonnenschein“.

Leonberg - Es ist Dankbarkeit, dass ich so lange gesund sein durfte.“ Nur diesen Satz lässt sich die zierliche Frau entlocken, die sich ganz bescheiden im Hintergrund hält und bei der Feier kein Wort sagt. Dabei müsste es ihr großer Tag sein, denn ihre 100 000-Euro-Spende hat die „Begegnungsstätte Sonnenschein“ in der Schlegelstraße erst ermöglicht.

 

Aus dem ehemaligen katholischen Kindergarten Sonnenschein ist die „Begegnungsstätte Sonnenschein“ geworden. „Der Arbeitstitel war zunächst Demenzzentrum, doch in unseren Gesprächen hat sich schnell gezeigt, dass das ausgrenzend wirkt – die Demenzkranken drinnen, die anderen draußen“, sagte Reinhard Ernst, der Geschäftsführer des Pflegeverbunds Strohgäu-Glems, dem die Sozialstationen Leonberg, Gerlingen und Weilimdorf angehören. Daher fiel die Entscheidung auf Begegnungsstätte. „Um deutlich zu machen, dass Demenz eine normale Erscheinung in unserer Gesellschaft ist“, erläuterte Ernst.

Lob von OB Schuler

Die Begegnungsstätte ist auch ein Ergebnis der stadtweiten Kampagne „Lokale Allianz für Demenz“, die seit Oktober 2014 läuft. Ein Ziel war es, Beratungsstellen für Angehörige von Menschen mit Demenz zu schaffen. Die ist am Freitagvormittag im Beisein von Oberbürgermeister Bernhard Schuler und dem Ersten Bürgermeister Ulrich Vonderheid in seiner Funktion als Aufsichtsratschef der Sozialstation offiziell eröffnet worden. „Es ist wichtig, dass die Begegnung mitten in der Stadt stattfindet“. meinte der OB. Sein Stellvertreter, an den die Idee mit der Spende herangetragen worden war, lobte die konstruktive Kooperation der katholischen Kirche.

Diese Anlaufstelle ist jetzt in der Begegnungsstätte geschaffen worden. Sabine Heidecke leitet die Gesprächskreise für Angehörige von Menschen mit Demenz. Jacob Fries koordiniert die Betreuungsgruppen für derart Erkrankte und auch von „Susi – selbstbestimmt und sicher in Leonberg“, betreutes Wohnen zuhause. In der Begegnungsstätte finden künftig die Gesprächskreise für pflegende Männer und pflegende Frauen statt. „Die Trennung hat sich als sinnvoll erwiesen, da Männer über andere Themen reden möchten als Frauen“, weiß Ernst aus der Erfahrung der Sozialstation.

20 Ehrenamtliche kümmern sich

Die Betreuungsgruppen, die sich bisher Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag in der Sozialstation In der Au getroffen haben, sind in die Begegnungsstätte umgezogen. Die Gruppen in Warmbronn (Mittwoch) und Höfingen (Dienstag) bleiben weiterhin in den dortigen Gemeindehäusern. Die Gruppen, in denen etwa 55 Menschen betreut werden, sind Entlastungsangebote für die Angehörigen. Den Gästen bieten die Gruppen für drei Stunden durch wiederkehrende Strukturen Sicherheit und Geborgenheit. Gearbeitet wird in Abhängigkeit der Beeinträchtigungen mit einem Personalschlüssel von bis eins zu eins. Die Betreuung übernehmen die bis zu 20 Ehrenamtlichen – alles Frauen und ein Mann. In der neuen Begegnungsstätte gibt es auch mehr Platz für den „betreuten Mittagstisch“. Die Beratungsstelle finanziert die Sozialstation aus Eigenmitteln.

Die großzügige Spende der Leonbergerin wurde für die Sanierung des Hauses und eine entsprechende Möblierung der Begegnungsstätte genutzt. Auch das JKG-Schülerprojekt „Inselkoch“ hat 450 Euro für die Begegnungsstätte gespendet.