Die Stadt will die Betreuung durch Tagesmütter ausbauen. Im neuen Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten wird es eine weitere Tapir-Gruppe geben. Zudem werden für das Modell Wohnungen in den Teilorten Gebersheim und Warmbronn gesucht.

Leonberg - In knapp zweienhalb Monaten soll es so weit sein – dann eröffnet der neu gebaute Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten, der sich nun zwischen Hospiz und Blosenbergkirche befindet. Die Einrichtung bekommt dann nicht nur ein Inklusionskonzept, sondern auch eine Tapir-Gruppe. In dieser „Tagespflege in anderen geeigneten Räumen“ werden bald sieben Kinder von zwei Tagesmüttern betreut – anders als normalerweise also nicht in den eigenen vier Wänden. Bis zu sieben Kinder können die beiden Frauen gleichzeitig betreuen, durch Platzteilungen gibt es aber insgesamt für zwölf Kinder diese Möglichkeit. „Das ist dann die zweite Tapir-Gruppe in Leonberg“, sagt Sabine-Christina Kuhn, die Geschäftsführerin des Vereins Tages- und Pflegemutter Leonberg. Dieser hat die beiden Frauen ausgesucht und koordiniert die Zusammenarbeit mit der Stadt. Die beiden Tagesmütter werden den Tapir aber in Eigenregie führen. Dieses Modell wird bereits beim bestehenden Tapir im Ökumenischen Zentrum im Ezach sowie im Weil der Städter Ortsteil Schafhausen praktiziert. „In Rutesheim gibt es auch zwei Tapir-Gruppen. Dort sind die Tagesmütter aber bei der Stadt Rutesheim fest angestellt“, erklärt Kuhn. Die Gruppen sind an die Krippe und den Kindergarten Mieminger Weg angeschlossen.

 

Wohnung für Tapir in Gebersheim und Warmbronn gesucht

Für den Bau und die Einrichtung des Tapirs am Elly-Heuss-Knapp-Kindergarten kommen 22 000 Euro von der Stadt Leonberg, dazu zahlt Leonberg jährlich 14 500 Euro Mietkostenzuschuss. Doch das ist nicht die einzige Investition der Stadtverwaltung in dieses Betreuungsmodell. Aktuell sucht sie per Annonce jeweils eine Wohnung in Warmbronn und Gebersheim für Tapir-Gruppen speziell für Kinder unter drei Jahren. „Die Krippenplätze in beiden Einrichtungen sind voll belegt“, erklärt Undine Binder-Farr, die Sprecherin der Stadtverwaltung. Den Eltern aus Gebersheim werde deshalb ein Platz in Höfingen angeboten, den Eltern aus Warmbronn einer im Kinderhaus am Stadtpark oder im Martha-Johanna-Haus.

Doch warum wurde diese große Nachfrage nicht schon beim Neubau des Kinderhauses Warmbronn beziehungsweise beim Teil-Neubau des Eric-Carle-Kindergartens in Gebersheim berücksichtigt? „Das ist im Moment eine Spitze bei den Geburten in den beiden Teilorten, die spätestens in zwei bis drei Jahren wieder abflaut“, erklärt Binder-Farr. Mit den Tapir-Gruppen wolle man diese Spitze abfangen, ohne größere Investitionen. Die beiden Kindertageseinrichtungen seien auch die einzigen beiden im Stadtgebiet, die derzeit voll ausgebucht sind. Demgegenüber stehen 108 Kinder unter drei Jahren in Leonberg, die von Tagesmüttern betreut werden.

Flexiblere Betreuung möglich – auch an nur zwei Tagen

Binder-Farr verweist zudem auf weitere Vorzüge des Tapir-Modells: „Hier können Eltern Kinder auch an nur zwei oder drei Tagen betreuen lassen. Das ist bei Krippenplätzen nicht möglich.“ Einzige Ausnahme bilden hier die privaten, von Eltern-Initiativen gegründeten Krippen „Kükennest“, „Leo-Kids“ und „Windelflitzer“.

21 Millionen Euro gibt die Stadt Leonberg in diesem Jahr für die Kinderbetreuung aus, was auch die Ganztagsbetreuung an Grundschulen sowie die Sozialpädagogen einschließt. Auf der Einnahmenseite stehen dem 4,5 Millionen Euro an Zuweisungen und Zuschüssen sowie zwei Millionen Euro an Elternbeiträgen gegenüber.

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Tapir?

Tapir
Die Abkürzung steht für „Tagespflege in anderen geeigneten Räumen“. Üblicherweise betreut eine Tagesmutter die Kinder in ihrer eigenen Wohnung, die dazu besonderen Anforderungen genügen muss. Bei Tapir ist das anders.

Die kleinen Tapire
Das ist die erste Einrichtung in Leonberg. Sie befindet sich im Ökumenischen Zentrum im Ezach, wo sich zwei Tagesmütter zwischen zwischen 7.30 und 17 Uhr um maximal sieben Kinder gleichzeitig kümmern. In allen Tapir-Gruppen gibt es jeweils zwölf Betreuungsplätze insgesamt.

Rutesheim
Hier gibt es jeweils eine Tapir-Gruppe für die Krippe und den Kindergarten im Mieminger Weg. Bei den Krippenkindern übernimmt eine Tagesmutter um 15 Uhr die Betreuung der Ganztagskinder, bei den Kleinen zwischen drei und sechs Jahren schon um 12 Uhr.

Schafhausen
Im Tapir „Wirbelwind“ werden Kindergartenkinder nach Ende der regulären oder verlängerten Öffnungszeit betreut, außerdem auch Grundschulkinder.

Kinder
Betreut werden können Kinder zwischen neun Wochen und 14 Jahren, wobei allerdings die Schwerpunkt unterschiedlich sind. Für die Einrichtung von Tapiren gibt es Fördermittel vom Land, zudem gibt es meist Zuschüsse von den Kommunen, etwa für die Ausstattung.

Anforderungen
Räume für Tapir liegen bevorzugt im Erdgeschoss und verfügen über haushaltsübliche Sanitäranlagen und eine Kochgelegenheit. Außerdem sollte es einen Garten geben oder zumindest einen Spielplatz in der Nähe. Für Gebersheim und Warmbronn werden Drei-Zimmer-Wohnungen gesucht.