Die Ausschreibung eines Bauprojekts löst eine Grundsatzdebatte im Gemeinderat aus. Die Stadt will den Bürgern im Oktober ein Mobilitätskonzept vorstellen.

Leonberg - Kleine Ursache, große Wirkung: da will die Kreissparkasse Böblingen ihre Regionaldirektion Leonberg neu bauen und gleich noch eine ganze Reihe an Wohnungen dazu. Das Bauprojekt, für das nun erst einmal ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden soll, hat allerdings eine kommunalpolitische Grundsatzdebatte ausgelöst. Nicht über Wohnungsbau, sondern übers Thema Verkehr.

 

Was ist genau geplant

Denn das Kreissparkassen-Gelände befindet sich an der Ecke Graben- und Stuttgarter Straße, an der sogenannten Sonnenkreuzung oberhalb der Altstadt. Und damit an einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte der Stadt. Schon jetzt gibt es täglich Stau während des Berufsverkehrs. Noch viel schlimmer sieht es aus, wenn die Autobahnen rings um Leonberg verstopft sind. Dann kommt der Verkehr zwischen Leo-Center und dem Ortsausgang Richtung Ditzingen fast zum Erliegen. Ein Verkehrsgutachten hat aufgrund steigender Fahrzeugzahlen für 2025 den Kollaps der Kreuzung vorausgesagt – ganz ohne Stau auf der Autobahn.

Im Planungsausschuss des Gemeinderates hatte deshalb Gabriele Ludmann (CDU) von der Stadt gefordert, nach der Sommerpause aufzuzeigen, wie die Verwaltung das verhindern will. Der Antrag ging mit großer Mehrheit durch. Oberbürgermeister Martin Cohn antwortete darauf in der Sitzung des gesamten Gemeinderates: „Die Stadt kann sicherlich nicht die eierlegende Wollmilchsau präsentieren und alle schreien Hurra!“ Die Stadt tue bereits viel im Bereich Mobilität und habe einiges auf den Weg gebracht.

Bessere Steuerung

Vieles hänge dabei am neuen Verkehrsrechner, den die Stadt gerade anschafft. Dieser soll nicht nur den Verkehr in der Stadt flüssiger gestalten. Er wird auch vernetzt sein mit der Verkehrsmanagementzentrale der Region Stuttgart und der Rechnerzentrale des Landes. So soll etwa bei Stau auf der Autobahn ein spezieller Umleitungsmodus greifen.

Darüber hinaus gebe es viele Initiativen in Sachen Mobilität, etwa beim Busverkehr, ein Parkleitsystem, die Aktion „Parkschein gleich Fahrschein“ und natürlich die Seilbahn-Idee des Oberbürgermeisters. „Das sind alles Bausteine“, sagte Cohn. Wie diese im Einzelnen aussehen, werde man den Bürgern im Oktober bei einer Infoveranstaltung präsentieren.

OB wehrt sich gegen Rundumschlag

Das Vorhaben an der Sonnenkreuzung werde jetzt genutzt für einen Rundumschlag in Sachen Verkehr. „Was die Stadt Leonberg in 30 oder 40 Jahren nicht hingekriegt hat, werden wir auch nicht in anderthalb Jahren lösen“, meinte Cohn. „Lassen Sie die Sonnenkreuzung nicht zur grundsätzlichen Verkehrsdiskussion verkommen.“

Doch damit wollten sich die Gemeinderäte nicht begnügen. Denn mit der Sperrung der B 295 von Montag an bis Mitte Oktober und der Sanierung des Engelbergtunnels mit Verkehrseinschränkungen ab dem kommenden Jahr stehen die großen Staus direkt bevor. Vorschläge gab es – gerade im Kommunalwahlkampf – wieder einige. Die Freien Wähler präsentierten eine Umgehungsstraße bei Höfingen. Die SPD macht sich für Pförtnerampeln stark, die den Stau vor die Stadtgrenzen verlagern sollen, wenn die Autobahnen mal wieder dicht sind. Ein Thema, das im Rat heftig umstritten ist. Andere Gruppen wie die Grünen und SALZ machen sich vor allem für einen besseren öffentlichen Nahverkehr stark.

Ein Ganzes statt Bausteine

Am Ende der etwa 40-minütigen Debatte standen mehrere Erkenntnisse. Der Ludmann-Antrag wurde erneut vom Rat bestätigt, die Verwaltung soll nach der Sommerpause erklären, wie sie dem Verkehrskollaps an der Sonnenkreuzung entgegensteuern will. Beim Architektenwettbewerb der Kreissparkasse soll die Möglichkeit eingeplant werden, den Kreuzungsbereich Stuttgarter Straße um fünf Meter nach Süden zu verlagern, damit das Rechtsabbiegen in die Feuerbacher Straße gerade für Lkw erleichtert wird. Die Stadt soll ihre Bemühungen verstärken, das abgewirtschaftete Gasthaus Sonne zu kaufen, um es abzureißen. Ein Kreisverkehr statt einer Kreuzung ist vom Tisch, weil der Platz fehlt.

Und wie die ganzen Mobilitätsbausteine am Ende zusammenpassen und – wirken sollen, was die Stadtverwaltung damit „bauen“ will, soll im Herbst endlich mal in Gänze präsentiert werden.