Die Belebung des Einzelhandels, die Aufwertung des Marktplatzes und Ideen aus Günzburg und Gelsenkirchen sind einige der Themen, mit denen die vier OB-Kandidaten zu punkten versuchen.

Leonberg - Auf Einladung des Wirtschaftsrates haben sich am Dienstagabend erstmals alle vier OB-Kandidaten einem breiteren Publikum präsentiert – kurzfristig im Freien, nachdem das vorgesehene Forum der Kreissparkasse sich für den Besucherandrang als zu klein erwiesen hatte. Neben dem Mega-Thema Verkehr wollte Moderator Thomas K. Slotwinski, der Redaktionsleiter der Leonberger Kreiszeitung, von den vier Bewerbern auch ihre Positionen zu den Themen Belebung des Marktplatzes, Handel und Haushaltssanierung wissen.

 

Parken in Leonberg ist ein Problem

Einig waren sich die Kandidaten, dass das „Schmuckkästchen Marktplatz“ (Vonderheid) aufgewertet werden müsse. Inge Horn brachte dafür ein Konzept angelehnt an das des Fluxus in Stuttgart ins Spiel, ein Mix aus Gastronomie und Einzelhandel. „Durch ein innovatives Shopping-Erlebnis gibt es dort keinen Leerstand mehr“, erklärte Horn.

Sie denke an die vielen Galerien und Künstler in Leonberg, mit denen man beispielsweise eine Kunst- und Einkaufsnacht organisieren könne. Für „kontraproduktiv“ hält Horn dabei Parkgebühren. Baubürgermeister Klaus Brenner bekam Applaus, als er vorschlug, die Tiefgarage samstags kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Der Finanzbürgermeister Ulrich Vonderheid schlug vor, den Eingang des Parkhauses heller und freundlicher zu gestalten. Martin Kaufmann brachte ein Farbleitsystem dafür ins Spiel. Für den Marktplatz will er ein Einzelhandelsförderprogramm auflegen und diesen durch Events wie Food-Trucks und einen Samstags-Brunch beim „Erlebnis Brunnen“ attraktiver gestalten.

Unterschiedliche Meinungen zum Online-Handel

Als Antwort auf die Abwanderung von Einzelhandelskunden zu Amazon und Co. schlug Horn vor, sich am Beispiel Günzburg zu orientieren, wo sich die örtlichen Händler zu einem Online-Verbund zusammengeschlossen hätten. „Bei einem Leozon wäre ich dabei“, sagte Horn. Die Lacher auf seiner Seite hatte Vonderheid, als er anmerkte, Amazon sei für ihn nicht das Hauptproblem – so langsam wie das Internet in Leonberg sei.

Als preiswerte Möglichkeit, eine Stadt attraktiv zu machen, verwies Martin Kaufmann auf das Beispiel Gelsenkirchen, wo Autofahrer angehalten seien, Ortsfremde mit einem anderen Kennzeichen als GE stets die Vorfahrt zu lassen.

Unterschiedlich stehen die Kandidaten zur Idee einer Landesgartenschau: Während Inge Horn auf die „nachhaltige Aufwertung“ in Schwäbisch Gmünd und Bad Herrenalb verwies, sagte Martin Kaufmann, „wir sollten erst mal unsere eigenen Probleme lösen, bevor wir uns so ein Mammutprojekt aufladen“. Brenner hält eine kleinere Version der Gartenschau für machbar, plädiert aber vor allem für eine Aufwertung des Stadtparks. „Der schreit geradezu danach“, erklärte er.

Auf die Schlussfrage, wo sie Leonberg in zehn Jahren sehen würden, meinte Von-derheid „bei 60 000 Einwohnern und einer dynamischen Entwicklung von Gewerbe und Wohnraum“. Horn sieht Leonberg dann als „Stadt mit dem gewissen Extra und einem hohen Wir-Gefühl“.

Klaus Brenner will Leonberg zu einer Stadt der kurzen und attraktiven Wege machen. Und Martin Kaufmann glaubt, dass Leonberg sich „gegen den Verkehr gewehrt hat und die Kraft hat zu strahlen“.

Warum die Bewerber unter freiem Himmel diskutierten

Die Kandidaten
Klaus Brenner (57) ist seit 2013 Baubürgermeister von Leonberg. Der Architekt trat erst unmittelbar vor Bewerbungsschluss an. Inge Horn (54) war zwölf Jahre Bürgermeisterin in Leonberg und arbeitetet seit fünf Jahren als Geschäftsführende Gesellschafterin in einem Stadtentwicklungsunternehmen.

Martin Kaufmann (51, SPD) ist seit 2007 Bürgermeister von Rudersberg. Die verkehrsberuhigte Neugestaltung der Ortsdurchfahrt brachte ihm überregionale Beachtung. Ulrich Vonderheid (52, CDU) ist seit 2009 Finanz-, Sozial und Ordnungsbürgermeister in Leonberg. Er kandidiert unabhängig von seiner Partei.

Open Air
Eigentlich war ein interner Abend des Wirtschaftsrates in der Kreissparkasse geplant. Als die LKZ auf Bitte des Vorstandes einen Terminhinweis veröffentlichte, war der Andrang so groß, dass KSK-Chef Frank Diedrich das Ganze nach draußen verlegte. So gab es eine spontane Freiluft-Debatte, die gut ankam.