Eine Mutter wirft dem Förderverein der August-Lämmle-Schule vor, 400 Euro aus dem Fördertopf zweckentfremdet zu haben.

Leonberg - Fördervereine an Schulen werden gegründet, damit Schüler, deren Elternhaus finanziell nicht so gut gestellt ist, bei der Fahrt ins Schullandheim nicht zuhause bleiben müssen. Oder für die Anschaffung von Arbeitsmaterialien, die von der Schulverwaltung nicht getragen werden, aber den Unterricht erleichtern oder sinnvoll ergänzen. Oder auch für die Ausbildung von Schülern zu Streitschlichtern. Zusammengefasst geht es um „die Förderung der Bildung und Erziehung durch die ideelle und finanzielle Unterstützung der Schule“, heißt es auch in der Satzung des Fördervereins an der August-Lämmle-Schule. So weit so gut.

 

Dieser Grundsatz sei in dieser Bildungseinrichtung im Leonberger Stadtteil Ramtel, die seit dem Schuljahr 2014/15 als Gemeinschaftsschule firmiert, verletzt worden, schrieb eine Mutter der LKZ-Redaktion. Im Kassenbericht des Fördervereins der Schule tauche ein Posten auf, der dort ihrer Ansicht nach nichts verloren hat. Demnach wurden 400 Euro für eine Kaffeemaschine ausgegeben, die jetzt im Lehrerzimmer der Schule stehe.

Zweck der Bildung und Erziehung verfehlt?

Das findet die Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, inakzeptabel. „Beamte haben sich nicht aus dem Geldtopf eines Fördervereins zu bedienen, der zum Zwecke der Bildung und Erziehung besteht“, moniert die Leonbergerin. Das neue Gerät werde mit Sicherheit nicht von den Kindern benutzt, schiebt sie nach, es unterstütze weder deren Bildung noch Erziehung.

„Ich habe da ’was gehört, aber weiß nichts Genaues“, gibt der Rektor Karl Heinz Wetterauer bereitwillig Auskunft, als er mit dem Sachverhalt konfrontiert wird. „Meines Wissens ist die Maschine aber von den Lehrern bezahlt worden, so hat auch alles seine Richtigkeit“, erklärt der Schulleiter. „Die Lehrer trinken dort ihren Kaffee, also müssen sie auch die Kaffeemaschine bezahlen“, stellt er noch mal klar. Er habe weder eine solche Maschine beantragt, noch sei er als Beisitzer tragendes Mitglied im Förderverein. Die Redaktion müsse sich an den Vorstand des Fördervereins wenden, die Kontaktdaten dürfe er aber aus Datenschutzgründen nicht nennen.

Laut der Mutter, die den Stein erst ins Rollen gebracht hat, ist es Ursula Roth-Radyx gewesen, von der die Initiative zum Kauf der ominösen Kaffeemaschine ausgegangen sei. Sie ist Lehrerin für evangelische Religion an der August-Lämmle-Schule und gleichzeitig Beisitzerin im dortigen Förderverein. Zudem gehört sie dem Personalrat im Staatlichen Schulamt Böblingen an und vertritt die Bezirksgruppe Leonberg im Verband Bildung und Erziehung. Auf eine Anfrage per E-Mail teilt sie lediglich die Mailadresse des Fördervereins mit und rät dazu, die Vorsitzende Katharina Markewski oder ihren Stellvertreter Janis Achenbach zu kontaktieren.

Weniger als die Hälfte des Kaufpreises

Mit dem Sachverhalt konfrontiert, teilt der stellvertretende Vorsitzende Achenbach per E-Mail mit, die 400 Euro seien ein Zuschuss zu einer Kaffeemaschine gewesen und am 10. Mai vergangenen Jahres noch unter dem Vorsitz des Vorgängervorstands bewilligt worden. Der Betrag habe weniger als die Hälfte des Kaufpreises umfasst. „Ich betrachte die Interpretation der Mutter hinsichtlich der alleinigen Förderung der Schülerschaft als nicht korrekt“, schreibt der Vize-Vorstand. Zudem stehe die besagte Maschine seines Wissens in der Küche und nicht im Lehrerzimmer. „Insgesamt haben wir in den letzten Jahren verschiedenste Betriebsmittel, darunter auch mehrere einfache Kaffeemaschinen, für die diversen Regelveranstaltungen wie Einschulung, Kinder- und Jugendtage oder Theateraufführungen angeschafft.“ Auch wenn die Schüler in der Praxis seiner Kenntnis nach direkt oder indirekt immer gefördert würden, sei die Formulierung in der Satzung damals sicher so gewählt worden, damit Diskussionen dieser Art im Nachhinein gar nicht erst aufkommen.

„Anders wäre die Förderung vielfach gar nicht möglich“, betont Janis Achenbach. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Fördervereins seien nicht in der Lage, die Nutzung durch wen auch immer zu überwachen. „Ich gehe also davon aus, dass diese Entscheidung vollkommen korrekt ist“, schließt Achenbach. Die Namen der zehn aktiven Mitglieder, die den Förderbeschluss einst einstimmig gefasst hatten, könne er jedoch aus Datenschutzgründen nicht nennen.