Wenn die Sanierung im Engelbergtunnel startet, muss die Bundesstraße in Richtung Ditzingen im Notfall den Umleitungsverkehr aufnehmen.

Leonberg - Was sollen die Tempo-50-Schilder auf der sanierten Bundesstraße 295 zwischen Ditzingen und der Einmündung der Kreisstraße aus Gerlingen, fragen sich seit einiger Zeit die Autofahrer. Die Straße wurde doch im Dezember, sogar früher als geplant, in tadellosem Zustand freigegeben. Oder doch nicht?

 

„An der Straße gibt es nichts zu bemängeln, lediglich aus Gründen der Sicherheit wird die Geschwindigkeit vorübergehend reduziert“, sagt Matthias Kreuzinger, Sprecher des Stuttgarter Regierungspräsidiums. „Die Kurven müssen noch in ihren Innenbereichen mit Beton verfestigt werden – was die Witterung nicht zugelassen hatte. Das wird im Frühling nachgeholt.“

Umleitung, wenn es im Tunnel stockt

In der zweiten Jahreshälfte wird voraussichtlich auch der Teil der B 295 vom Ortseingang Leonberg bis zur Einmündung der Kreisstraße 1010, die von Gerlingen kommt, saniert. „Das Datum ist aber noch offen“, sagt der Behördensprecher. Allerdings muss alles fertig sein, bis die Arbeiten im Spätherbst im Engelbergbasistunnel beginnen. Dieser soll über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren saniert werden.

Was niemand laut sagen will ist, dass damit die B 295 zur Umleitungsstrecke wird, wenn sich während der Baustelle Verkehrsprobleme im Tunnel ergeben. „Dann muss die Strecke fertig und auch leistungsfähig sein“, bringt es Kreuzinger auf den Punkt. Es gibt noch einen weiteren Grund für die Sanierung der Bundesstraße: Die B 295 soll zu einer Landesstraße herabgestuft werden und dann muss sie vom Bund in einem tadellosen Zustand übergeben werden. Die Unterlagen für die Herabstufung liegen derzeit beim Ministerium für Verkehr, damit der Bund seine Zustimmung gibt.

„Die Umstufung soll voraussichtlich zum 1. Januar 2019 wirksam werden“, erläutert Kreuzinger. Die Umstufung resultiere aus dem Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau der A 81 im Bereich des Engelbergtunnels. Durch diesen Ausbau habe die parallel verlaufende B 295 im Bereich zwischen Ditzingen und Leonberg ihre Bedeutung als Bundesstraße verloren.

2005 wurde schon einmal gebaut

Aber Halt, war da nicht schon mal etwas? Im Gedächtnis klingelt nämlich etwas von einer schier unendlichen Baustelle. Beim Nachblättern im LKZ-Archiv wird die Ahnung bestätigt. Eigentlich sollte es ganz einfach werden, und für die Arbeiten waren knapp zwei Wochen vorgesehen, als 2005 die Straßenbauer die B 295 von Leonberg in Richtung Ditzingen bis zur Abfahrt nach Gerlingen sperren ließen.

Doch der 1,5 Kilometer lange Abschnitt wurde zur Baustelle der Pleiten, Pech und Pannen. Die Bundesstraße sollte damals saniert werden, bevor die Verantwortung für die Straße vom Bund – wie es damals vorgesehen war – an den Kreis überging. Deswegen wurde in Leonberg unter anderem auch die Friedhofstraße erneuert, Teile der Brennerstraße umgebaut sowie die Sonnenkreuzung und die Eltinger Straße saniert. Auch die B 295 zwischen Renningen und Weil der Stadt wurde 2005 erneuert.

Problematischer Abschnitt

Doch im November 2005 holte die Realität die Straßenbauer ein. Der Abschnitt zwischen Leonberg und Ditzingen erwies sich als Problemfall. Es stellte sich heraus, dass die Randstreifen marode waren. Die Kosten stiegen von geplanten 275 000 Euro auf rund 345 000 Euro. Dadurch verzögerte sich das Projekt bis Dezember. Bedingt durch den Winter sowie den Weihnachtsurlaub der Bauarbeiter wurde die Baustelle provisorisch geschlossen. Mitte April 2006 sollte es weitergehen. Daraus wurde nichts. Die Mischmaschine gab den Geist auf, und Ersatzteile waren kurzfristig keine aufzutreiben. Erst im Mai erhielt die Straße den letzten Schliff.

Doch damit war die B 295-Pechsträhne noch nicht zu Ende. Plötzlich bildeten sich auch bei trockenem Wetter im Sommer auf der sanierten Fahrbahn an zahlreichen Stellen Pfützen – auch auf dem Abschnitt zwischen Renningen und Weil der Stadt.

Es wurden Löcher in die Straße gebohrt und über den Ursprung des Wassers gerätselt. Im November 2006 wurde die Fahrbahn an vielen Stellen wieder aufgesägt und Entwässerungsrohre im Untergrund verlegt – was anscheinend gefruchtet hat.

Die Erfahrung zeigt: nichts hält länger als ein Provisorium

Gefahr
Aus der Zeit der Pleiten-, Pech- und Pannenbaustelle an der B 295 stammen auch die Probleme mit dem unsicheren Hang zwischen Leonberg und Höfingen. Gefährlich wurde es 2005 für Autofahrer und für Fußgänger, als Steine auf die Fahrbahn fielen und beim Darüberfahren weggeschleudert wurden. So ließ das Regierungspräsidium die Betonklötze aufstellen, die heute noch hier stehen.

Vergessen
Das sei nur provisorisch, hieß es im Sommer 2006. Beim Regierungspräsidium seien die Planungen für eine umfassende Hangsicherung im Gange und Fachleute würden zu Rate gezogen. Es wurde fest damit gerechnet, dass 2007 im Anschluss an die B 295-Baustelle mit der Hangsicherung begonnen wird. Doch die Pläne verschwanden in den Behördenschublanden. Am Hang wurde nichts getan, was dazu führte, dass es 2016 schlimmer wurde und die Straße nach einem Starkregen abrutschte.