Der Trägerverein hat den Vertrag aus finanziellen Gründen gekündigt. Bislang haben die Rotkreuzler den Fahrdienst für Hausbesuche an Wochenenden und Feiertagen komplett übernommen und sprechen nun von fadenscheinigen Gründen.

Leonberg - Das DRK ist ein Markenzeichen“, sagt Rainer Merk. Der niedergelassene Hausarzt ist seines Zeichens Vorsitzender des Ortsvereins Leonberg. „Wir sind dankbar, dass die Menschen uns so bereitwillig ihre Türen geöffnet haben“, ergänzt er. Damit ist jetzt allerdings Schluss – sehr zum Bedauern der Rotkreuzler.

 

Denn bislang haben sie die Ärzte der Notfallpraxis an Wochenenden und Feiertagen bei Hausbesuchen begleitet. Doch nun hat der Trägerverein der Notfallpraxis am Krankenhaus den Vertrag gekündigt. „Wir waren sehr verblüfft. Wir haben beim besten Willen nicht damit gerechnet und hätten gern weitergemacht“, erklärt Merk. Die offizielle Begründung lautet: Der Fahrdienst des DRK sei zu teuer. Doch hinter den Kulissen brodelt es.

Zu Neujahr 2014 hat die neue Notfallpraxis am Leonberger Krankenhaus ihren Betrieb aufgenommen. Sie ist hervorgegangen aus den beiden Vorgängern in Leonberg und Ditzingen und zugeschnitten auf das Einzugsgebiet des Krankenhauses. Hintergrund ist eine Reform seitens der Kassenärztlichen Vereinigung, die im Land auch den Großteil der Notfallpraxen selbst unterhält. Das Einzugsgebiet reicht von Weil der Stadt bis Korntal-Münchingen, von Magstadt bis Eberdingen-Nussdorf. In der Praxis Leonberg erfolgen nun an Wochenenden, Feiertagen sowie auch abends an Wochentagen kleinere Behandlungen. Dies soll die Ambulanz der Klinik entlasten, aber auch Hausbesuche ermöglichen. Zu eben jenen werden die Mediziner gefahren. Im Zuge des Zusammengehens der Notfallpraxen wurde folgender Kompromiss geschlossen, erklärt Rainer Merk: Das Leonberger DRK übernimmt den Fahrdienst an Wochenenden und Feiertagen, der bisherige Fahrdienst der Notfallpraxis Strohgäu an den übrigen Tagen.

Für das DRK ist der Fahrdienst ein Aushängeschild

„Wir haben mehr als nur das reine Fahren übernommen. Wir haben auch in der Notfallpraxis geholfen, etwa bei der Patientenaufnahme oder der Vorbereitung für Untersuchungen“, erläutert der DRK-Vorsitzende. Auch für die diensthabenden Ärzte sei die Unterstützung durch die zwölf durchweg ehrenamtlichen DRK-Helfer wichtig gewesen. Die Frage nach einer Entgelterhöhung für diese habe der Trägerverein zum Anlass genommen, den Vertrag zu kündigen. Dabei ging es darum, die Aufwandsentschädigung um zwei Euro pro Stunde zu erhöhen. „Für uns war der Fahrdienst natürlich auch Aushängeschild. Ich finde es sehr schroff, dass man uns auf einmal rausschmeißt“, kritisiert Rainer Merk.

„Wir haben den Vertrag mit Tränen in den Augen gekündigt. Aber im Grunde war alles doppelt gemoppelt“, erklärt dazu der Vorsitzende des Trägervereins, Robin Maitra. „Wir hängen am Tropf der Kassenärztlichen Vereinigung und sind gezwungen, wirtschaftlich zu handeln. Wenn wir über unser Budget hinausgehen, wird uns Geld gestrichen“, verteidigt sich der niedergelassene Arzt mit Praxis in Hemmingen. Er betont, die Zusammenarbeit mit dem Leonberger DRK habe stets gut geklappt. Jedoch habe das Rote Kreuz Probleme gehabt, genügend Leute für den Fahrdienst zu finden. „Vor allem zu Honoraren, die wir auch zahlen können“, sagt Maitra.

Das Thema Finanzen stößt den DRK-Verantwortlichen sauer auf. „Da werden Äpfel mit Birnen verglichen“, meint Herbert Mann, der ehrenamtlich den Bereitschaftsdienst des Leonberger Roten Kreuzes und im Hauptberuf den DRK-Rettungsdienst im Enzkreis leitet. So habe man neben den Personalkosten auch anteilig Kosten für die DRK-eigenen Fahrzeuge, die zum Einsatz kamen, mit abgerechnet.

DRK moniert Milchmädchen-Rechnung

Dagegen arbeite der Fahrdienst der Notfallpraxis mit geringfügig Beschäftigten. „Rechnet man da Steuern und Sozialabgaben dazu sowie die Kosten für die Fahrzeuge, ist das teurer als man jetzt vorgerechnet hat“, erläutert Herbert Mann. Über das Jahr habe das DRK laut Verein 6000 Euro an Mehrkosten verursacht. „Bei einem Gesamtbudget im Millionenbereich“, merkt Rainer Merk an.

Im DRK-Vorsitzenden brodelt es, zu sehr fühlten sich die Rotkreuzler nur geduldet und nicht willkommen. So bleibt es nicht beim Rausschmiss-Vorwurf. Auf der Jahreshauptversammlung sei der Notfallpraxis-Vorstand entlastet worden, ohne dass ein Geschäftsbericht vorlag, sagt Merk. „Man braucht erst ein ganzes Kassenjahr für einen vollständigen Kassenbericht. Uns gibt es aber erst seit zwei Jahren“, erklärt darauf Robin Maitra. Die Kooperation endet alles andere als kooperativ. Das DRK will sich nun verstärkt auf die übrigen Aktivitäten konzentrieren. Merk: „Zu tun haben wir genug!“