Der Autoveredler Gemballa ist mit seinen sechs Modellen von heute an auf der Messe Top Marques an der Côte d’Azur vertreten. Bei der Schau im Fürstentum können die Gutbetuchten das Objekt ihrer Begierde sogar auf einer Formel-1-Strecke Probe fahren.

Leonberg - Dunkelgrau glänzt der Aston Martin DB 10. Es ist nicht schwer, sich am Steuer Daniel Craig als James Bond im jüngsten Streifen „Spectre“ vorzustellen. Nicht weit entfernt thront der feuerrote Icona Vulcano, das erste Superauto der Welt, das komplett aus Titanium gebaut ist. Und mittendrin, nicht weniger glänzend und aufsehenderregend, der Mistrale – ein Sportwagen der Extra-Klasse, der auf dem Porsche Panamera Turbo basiert und komplett aus Carbon hergestellt wurde – und zwar in Leonberg.

 

Mit vier seiner Luxus-Modelle ist die Veredler-Werkstatt Gemballa mit Sitz in Leonberg von heute an auf der „Top Marques“ vertreten, einer der größten und exklusivsten Messen für Edelkarossen, die zum 13. Mal im Grimaldi-Forum in Monaco stattfindet. Neben dem Mistrale sind das der Gemballa GT (auf Basis eines McLaren 650 S), der GTP 750 (Porsche Panamera) sowie ein Aero II (Karosserie-Kit für den Porsche Cayenne).

„Das Besondere an der Messe in Monte Carlo ist, dass die Fahrzeuge nicht nur im Grimaldi-Forum ausgestellt sind, sondern dass die Interessenten die Modelle, für die sie sich interessieren, auf einer echten Formel-1-Grand-Prix-Strecke testen dürfen“, erklärt Jürgen Walz von Gemballa. Auf der bis Sonntag dauernden Messe gilt das aber nicht für den Mistrale. Er verbleibt wie der GT im Grimaldi-Forum. Der Aero II sowie der GTP 750 können von den Interessenten getestet werden – wenn auch nur als Beifahrer. Außerhalb des Formel-1-Rennens wird die Strecke zudem ganz normal für den Verkehr genutzt.

Ein Gemballa zwischen Ferraris und Maseratis

Die Ausstellerliste der „Top Marques“ liest sich wie ein „Who is who“ der Luxuskarossen. Neben Porsche und Mercedes sind die Sportwagen-Hersteller Ferrari, Maserati, Lamborghini und McLaren gelistet, aber auch Edelmarken wie Rolls Royce, Aston Martin und Bentley, dazu weitere Veredler, aber auch Anbieter von Schmuck und Luxus-Jachten oder Superbooten. In diesem Jahr wirbt die Messe nicht nur mit gleich fünf Wagen aus dem jüngsten James-Bond-Kinofilm, sondern auch mit der Weltpremiere des ersten fliegenden Hoover Boards, „direkt aus dem Film ‚Zurück in die Zukunft II’“.

Eine perfekte Umgebung für die Luxus-Umbauten vom Engelberg. „Die Messe ist für uns eine hervorragende Gelegenheit. Schließlich ist hier in Monaco die Klientel ansässig, die sich Fahrzeuge in unserer Preisklasse kauft“, erklärt Walz. Denn die muss man sich auch leisten können. Allein der Porsche Panamera 970, auf dem der Mistrale basiert, kostet 180 000 Euro. Der Umbau bei Gemballa schlägt mit weiteren 340 000 Euro zur Buche.

Die Schau werde von der Fürstenfamilie persönlich eröffnet, die anschließend die einzelnen Aussteller besuche. „Da ist es wichtig, dass wir dabei sind und unsere Flaggschiffe zeigen“, sagt der Verantwortliche für Medienproduktion bei Gemballa.

Seit 1985 sei das Unternehmen beim Kraftfahrtbundesamt als Fahrzeughersteller registriert. Wurden zunächst nur auf Porsche-Fahrzeugen basierende Modelle aufgebaut, kamen 2012 Wagen des englischen Bauers McLaren hinzu. Hier werden derzeit Individualisierungspakete für die Modelle 12c Spider und 650s angeboten. Ein Höhepunkt der Firmengeschichte war sicherlich der Gemballa MIG – der Umbau eines Ferrari des Modells Enzo Ferrari. „Allein dieses Modell ist eine Sonder-Edition, von der nur 399 Stück produziert wurden“, berichtet Jürgen Walz. Aus einem dieser Wagen schuf Gemballa den MIG – bis heute ein Einzelstück, ein Unikat, welches 2009 ausgeliefert wurde. „Seit 35 Jahren zählen wir zur Elite der Fahrzeugveredlung. Wir haben dieses Business mitentwickelt und aufgebaut“, betont Jürgen Walz.

Im Luxus-Geschäft ist Exklusivität gefragt

Entsprechend sind die Leonberger auch auf den dazugehörigen Messen und Ausstellungen zu finden. Wobei – den Genfer Automobilsalon hat Gemballa in diesem Jahr ausgelassen. „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei. Dann präsentieren wir in Genf unsere neuen Modelle“, sagt Walz. Aber auch im Luxus-Segment strebt man nach immer nach Neuem. „Monaco ist die einzige Schau, bei der man die Modelle gleich auf einer Rennstrecke testen kann. Aber was die Exklusivität angeht, da gibt es etwa in England ganz andere Veranstaltungen“, so Walz. Bei einem sogenannten „Salon privé“ können sich die Aussteller ein Stück Rasen auf einem englischen Landgut mieten, um ihre Wagen zu präsentieren. Die High Society wandelt dann bei Champagner und Häppchen umher und begutachtet die Modelle.

Wer einen echten Gemballa möchte, muss sich unter Umständen gedulden. Die Auftragsbücher seien gut gefüllt. Denn mehr als fünf Produktionsfahrzeuge pro Jahr sowie 20 Individualisierungspakete sind für den 15-Mann-Betrieb nicht zu schaffen.