Elisabeth Längerer hat der Stadt ein großformatiges Werk des Marktplatzes von Karl Purrmann geschenkt. Jetzt ist auch ein würdiger Platz für das Bild gefunden worden.

Leonberg – Die schönsten Geschenke sind oft die, mit denen man gar nicht gerechnet hat. Das hat am Mittwoch bei einer Feier im Sitzungssaal des Alten Rathauses Oberbürgermeister Bernhard Schuler festgestellt. Denn völlig überraschend kam vor einiger Zeit das Angebot von Elisabeth Längerer an die Leiterin des Stadtmuseums Kristin Koch-Konz, der Stadt ein Ölgemälde von Karl Purrmann zu schenken.

 

Das Ölbild zeigt den Leonberger Marktplatz in seiner ganzen Schönheit – und noch mit Fensterläden und dem „Schwanen“. Einzige Bedingung von Elisabeth Längerer, Schwiegertochter des Fabrikanten Heinrich Längerer, der zu Lebzeiten Ehrenbürger von Leonberg war und hier geboren wurde: Das Bild dürfe nicht in irgendeinem Depot verschwinden, sondern solle an einem schönen Platz aufgehängt werden, wo auch die Bürger der Stadt es sehen können.

Wo soll das Bild hängen?

Wo soll das Bild hängen?

Recht schnell verworfen wurde ein Platz im Arbeitszimmer des Oberbürgermeisters, erzählte dieser bei der feierlichen Übergabe, zu der auch Eva Nitze und Heinrich Längerer, die Kinder der Spenderin, sowie ihre Leonberger Freundin, die am Marktplatz ansässige Ärztin Ursel Reich, gekommen waren. Viel passender und prominenter untergebracht sei ein Bild des Marktplatzes schließlich auch am Marktplatz selbst, ergänzte die Kulturamtsleiterin Christina Ossowski.

Nun wird das großformatige Werk aus dem Jahr 1936 dem drei Jahre später entstandenen „Ruhenden Paar“ gegenüber hängen, einem Bronzerelief des ebenfalls aus Leonberg stammenden Künstlers Otto Baum. So unterschiedlich die fast zeitgleich entstandenen Werke der beiden Künstler auch sein mögen, so lassen sich doch schöne inhaltliche Parallelen herstellen: Während im Zentrum von Baums Werk gewissermaßen das entflammte menschliche Herz steht, zeigt Purrmanns Bild das Herz der Stadt. Die Schenkung, befand die Kulturamtsleiterin erfreut, vollende den Raum, der vor allem bei Trauungen und Ehrungen, aber auch von den Preisrichtern des traditionellen Pferdemarktes genutzt wird.

Ehemann hätte sich gefreut

Ehemann hätte sich gefreut

Ein Zufall war es, der Elisabeth Längerer auf die Idee brachte, jenes Bild der Stadt Leonberg zu schenken, das ihr Schwiegervater einst bei Karl Purrmann in Auftrag gegeben hatte und das bis zum Tod ihres Mannes vor 22 Jahren in dessen Büro hing. Auf einem Plakat zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Großen Kreisstadt Leonberg im vergangenen Jahr sei neben dem damaligen Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger auch ihr Mann abgebildet gewesen. Der Anblick der 50 Jahre alten Aufnahme habe in ihr die Idee zur Schenkung reifen lassen.

Nicht ohne Rührung bemerkte die in Stuttgart lebende Spenderin, dass sowohl ihr Schwiegervater als auch ihr Mann sich über ihre Idee ganz sicher gefreut hätten. Schließlich hatte sich der Fabrikant, nach dem in Leonberg auch eine Straße benannt ist, schon zu Lebzeiten etlichen sozialen und anderen Einrichtungen seiner Heimatstadt gegenüber immer wieder überaus spendabel gezeigt.

Applaus für seine Großzügigkeit bekam aber auch der Restaurator des Bildes, Professor Volker Schaible, der an der Stuttgarter Kunstakademie den Lehrstuhl für Restaurierung innehat. Er hat das nicht gefirnisste Bild vorsichtig gesäubert und so den wolkenverhangenen Himmel wieder klarer zu Tage gebracht. Außerdem restaurierte er höchstpersönlich die am Rahmen aufgeplatzten Ecken und Stuckverzierungen, entschied sich angesichts des wunderbar matten Charakters des Ölbildes gegen einen Schutzfirnis – und stellte für seine Arbeit keine Rechnung.