Halbzeit für den Baubürgermeister: Vor vier Jahren hat Klaus Brenner im nunmehr alten Rathaus angefangen. Jetzt steuert er vom Neubau aus die Stadtentwicklung.

Leonberg - Der Stadtumbau sollte abgeschlossen sein. Und Leonberg sollte ein, zwei Gewerbegebiete mehr haben. Diese Ziele, so hatte Klaus Brenner vor vier Jahren unserer Zeitung erzählt, wolle er bis zum Ende seiner Amtszeit erreichen. Für acht Jahre hat ihn der Gemeinderat zum Baubürgermeister gewählt. Genau die erste Hälfte davon hat Brenner hinter sich. Es spricht vieles dafür, dass er seinen eigenen Ansprüchen gerecht wird. Wesentliche Teile hat er jetzt schon geschafft.

 

So hat es mehr als Symbolcharakter, dass pünktlich zu Halbzeit des heute 56-Jährigen das neue Rathaus bezogen ist. War doch der begeisterte Stadtplaner mit dem Zustand des bisherigen Verwaltungsgebäudes alles andere als zufrieden, als er im Januar 2013 seinen Dienst dort antrat.

Großprojekt Stadtachse

„Dass der Beschluss für einen Neubau kam, war für mich ein Glücksfall“, sagt Brenner heute. Nicht nur, dass das ansprechende, aber keinesfalls pompöse Gebäude unter seiner fachlichen Anleitung geplant werden konnte. Was dem Baubürgermeister viel wichtiger ist: Das Rathaus ist Teil des großen Projekts Stadtachse, also jener Verbindung zwischen dem Neuköllner Platz und der Altstadt, die das Zentrum von seiner Zerrissenheit befreien soll.

Und für dieses ehrgeizige Projekt erlebte Brenner gleich den nächsten Glücksfall. Die einstigen Visionen für den Stadtumbau waren am Anfang von Brenners Amtszeit durch den Konkurs des früheren Investors Rudi Häussler gerade geplatzt. Das Besigheimer Wohnungsbauunternehmen Layher hatte das einstige Bausparkassengelände gekauft und trat mit deutlich abgespeckten Plänen an.

Vom Acker zum grünen Gewerbegebiet

„Dadurch konnten wir die Stadtachse auf den historischen Eltinger Fußweg verlegen“, erklärt Brenner. Ursprünglich war sie parallel zur Eltinger Straße geplant. „Dann aber hätten wir nicht den Rathausneubau vor das bisherige Gebäude setzen können. Wir hätten dafür einfach keinen Platz gehabt.“

Auch ein anderes erfolgreiches Projekt hat positive Effekte für die Entwicklung im Zentrum: Unter Brenners Regie ist das einstmals so umstrittene Gewerbegebiet am Längenbühl zum „grünen“ Vorzeigeobjekt geworden. Viele Firmen wollen sich in Leo-West, wie es jetzt heißt, niederlassen.

Auch die Frachtpost. Mit dem nahenden Umzug heraus aus der Stadtmitte wird genau die Fläche frei, die in den Plänen des Baubürgermeisters der zentrale neue Platz der Stadtachse ist. Und das im wörtlichen Sinne. Ein Platz ist auf dem Postareal geplant, darüber hinaus Geschäfte und Gastronomie. Das Wohnviertel von Layher, mit dem in diesem Frühjahr begonnen wird, erhält eine Abrundung durch einen Park.

Große Projekte, kleine Schritte

Hinter den Glücksfällen, wie Brenner sie bezeichnet, steckt freilich harte Arbeit. „Die Verhandlungen mit Layher waren schon schwierig“, erinnert sich der Baubürgermeister an die erste harte Nuss seiner Amtszeit. Auch die Sanierung der Grabenstraße, wiewohl dringend nötig, stieß nicht auf Begeisterung. Die innerstädtische Hauptverbindung war ein Dreivierteljahr lahmgelegt, die Altstadt von der Außenwelt regelrecht abgeschnitten.

Trotzdem genießt Brenner gerade in der Altstadt große Sympathien. War er es doch, der eine Umgestaltung des Marktplatzes mit kleinen Mitteln vorangetrieben hat: Mehr Raum für die Außengastronomie, neue Blumen und Bänke, die Pflastersteine werden sukzessive verfugt.

Kleine Schritte

„Man muss sowohl die großen wie die kleinen Schritte im Auge behalten“, lautet das Credo des Baubürgermeisters. Einen großen Schritt will er in der Altstadt jetzt angehen: die Sanierung der Tiefgarage mit Öffnung des gesperrten vierten Parkdecks.

Und natürlich die Vollendung der Stadtachse. Am Dienstag wird das Projekt im Gemeinderat endgültig auf den Weg gebracht. So scheint es, dass der Brückenbauer Brenner am Ende seine Ziele wirklich erreicht.

Info: Zur Person

Berufliches
Der gebürtige Gmünder hat in Stuttgart Architektur und Stadtplanung studiert. Ein Aufenthalt in Italien hat ihn maßgeblich inspiriert. Mediterrane Plätze stehen bei Klaus Brenners Altstadt-Visionen häufig Pate. Seinen ersten Kontakt nach Leonberg hatte er durch ein Projekt mit Frei Otto. In Stuttgart machte er sich mit einem Architekturbüro selbstständig und arbeitete mit namhaften Stadtplanern zusammen. 2010 ging er als Bauamtsleiter nach Ebersbach an der Fils und verantwortete dort die Neugestaltung der Innenstadt. Im Oktober 2012 wurde er zum Baubürgermeister in Leonberg gewählt.

Politisches Brenner ist parteilos und bezeichnet sich als „Nicht-Politiker“. Entsprechend sucht er den Dialog mit allen Kräften im Gemeinderat.

Privates
Der Baubürgermeister lebt in Leonberg, ist gerne in der Stadt unterwegs, oft joggenderweise. Er hat zwei Söhne und ist Italien-Fan.