Sie hilft, wo sie kann: Die 76-jährige Suse Rieber aus Leonberg wird am Dienstag mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Leonberg – Sehr viele Menschen werden sich darüber freuen, dass die Kultusstaatssekretärin Marion von Wartenberg heute Suse Rieber aus dem Leonberger Teilort Gebersheim mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland auszeichnet. Suse Rieber, die am 7. Februar ihren 77. Geburtstag feiert, hat in ihrem Leben schon Unzähligen zur Seite gestanden – in Leonberg, Stuttgart und dem weiteren Umfeld. Mit Rat und Tat unterstützte sie beruflich und ehrenamtlich Kinder, junge Menschen und Erwachsene in schwierigen Situationen, beriet sie und zeigte ihnen neue Perspektive auf.

 

Wie ein roter Faden zieht sich das Gebot der Nächstenliebe durch Riebers Leben. Zuerst als Erzieherin in Kinderheimen, nach dem Studium an der Fachhochschule in Mannheim als Sozialpädagogin – unter anderem von 1962 bis 1966 im Heim der Brüdergemeinde in Korntal. Danach war die gebürtige Mössingerin 22 Jahre lang Dozentin an der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart. Hunderte von jungen Frauen und Männern in sozialpädagogischen Berufen hat sie geprägt. Als Supervisorin betreute sie Studenten der FH für Sozialwesen Ludwigsburg während des Praxissemesters.

Neuanfang mit über 50 Jahren

Lange Zeit war Suse Rieber Mitglied im Verwaltungsrat der Evangelischen Fachschulen für Sozialpädagogik Stuttgart, dem sie auch nach ihrem Ausscheiden als Dozentin angehörte. Immer wieder setzte sie sich für Studierende ein, die besondere Hilfe brauchten – auch außerhalb der Schule und selbst Jahre nach der Ausbildung.

Mit über 50 Jahren wagte Suse Rieber dann etwas Neues. Von 1988 bis zu ihrem Ruhestand 1999 war sie Geschäftsführerin der Evangelischen Telefonseelsorge Stuttgart. Über ihren eigentlichen Auftrag hinaus engagierte sie sich in der Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeiter, übernahm selbst ehrenamtlich Telefondienste, vor allem nachts und am Wochenende.

Der Glaube bildet das Fundament ihres Tuns – und Lassens. Seit 1962 engagiert sie sich im Berneuchener Dienst. Das ist eine ökumenische Bewegung, deren Zentrum das Haus Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar ist. Als junge Erzieherin im Diasporahaus in Bietenhausen bei Rottenburg, so erzählt die 76-Jährige heute, sei sie manchmal abends mit dem Moped die rund 20 Kilometer zum Nachtgebet auf den Kirchberg gefahren und zurück.

Seitdem hat sie sich in ganz verschiedenen Ämtern als Stütze des Berneuchener Dienstes erwiesen, seit 1991 vor allem auch als geistliche Leiterin. Seit mehr als 30 Jahren hält sie zum Beispiel Meditationskurse ab. Darüber hinaus übernahm Suse Rieber im Jahr 1996 die Ausbildung für die Mitarbeiter des Leonberger Hospizes. Sie betreut sie und leitet die Qualifizierung von Ehrenamtlichen für den Besuchsdienst im Krankenhaus.

Spenden statt Honorar

Seit sie in Rente ist, dient Suse Rieber als Prädikantin (Predigthelferin) im Evangelischen Kirchenbezirk Leonberg. Sie ist eine begehrte Referentin für Gemeindearbeit und andere Veranstaltungen zu sozialpädagogischen, seelsorglichen und kirchlichen Themen. Das alles macht sie ohne Honorar. Sie bittet stattdessen um Spenden für caritative Einrichtungen – wie zum Beispiel für den Schlupfwinkel in Stuttgart, der sich um Straßenkinder kümmert. Eine eigene Familie hat sie, die sich so vieler Kinder und Jugendlichen mütterlich angenommen hat, nie gegründet. Sie lebt mit Freunden in einer Hausgemeinschaft.

Wer sie um Rat bittet, erfährt fürsorgliche Anteilnahme ohne Bevormundung. Sie ist einfühlsam, zugewandt und herzlich. Dabei hat die 76-Jährige einen trockenen Humor. Scharfsinnig und gradlinig, dabei immer ausgleichend und nie konfrontativ, schaffte sie es, die Interessen der ihr anvertrauten Ämter und Personen durchzusetzen. Im vergangenen Jahre wurde sie von ihrem Amt als geistliche Leiterin entpflichtet. Wer weiß, was jetzt kommt. Suse Rieber ist eine Seelsorgerin. Ihr Motto könnte das Lied sein: „Schweige und höre. Neige deines Herzens Ohr. Suche den Frieden.“