In der Ukraine sprechen längst die Waffen. In Balingen dagegen wird eine friedliche künstlerische Zusammenarbeit gepflegt: Der Leonberger Künstler Hans Mendler, Evgenia Buravleva aus Kirov, der aus Krasnodar stammende und in Moskau lebende Alexei Lantsev, Anatoly Purlik aus dem sibirischen Irkutsk und der gebürtige Kasache Alexander Oligerov haben sich in Balingen für eine gemeinsame Ausstellung zusammengetan.

Leonberg - Während ein deutscher und vier russische Künstler ihre gemeinsame Ausstellung „West meets East“ in der Balinger „Kunstgalerie Meinlschmidt“ geplant und dann aufgebaut haben, hat sich der Konflikt auf der Krim und in anderen Teilen der Ukraine immer weiter zugespitzt.

 

In der Ukraine sprechen längst die Waffen. In Balingen dagegen wird eine friedliche künstlerische Zusammenarbeit gepflegt: Der Leonberger Künstler Hans Mendler, Evgenia Buravleva aus Kirov, der aus Krasnodar stammende und in Moskau lebende Alexei Lantsev, Anatoly Purlik aus dem sibirischen Irkutsk und der gebürtige Kasache Alexander Oligerov haben sich in Balingen für eine gemeinsame Ausstellung zusammengetan.

„Wir wollten schon immer einmal nach Moskau . . .“ schreibt Hans Mendler in der Einladung zur Ausstellung im Balinger Hauptwasen 6. Zwischenzeitlich war er nicht nur in Moskau und hat dort 2010 auf der Kunstmesse in der Manege unter den Fittichen der Galeristin Tanya Paleeva seine Arbeiten gezeigt. Auch beim Kunstprojekt „Organica“ war er im Januar 2011 in Moskau, im Juni erneut in der Manege und 2012 in der Ausstellung „The power of water“. Sogar ein russisches Diplom kann der Leonberger Künstler vorweisen. Das hat er sich bei der „Master Class“ 2012 in Sankt Petersburg erworben.

Vor fünf Jahren hat alles begonnen

Mit einem Anruf im November 2009 hat eine fruchtbare west-östliche Freundschaft begonnen: „Hallo, ich bin Alexei Lantsev aus Moskau. Ich habe Ihre Bilder gesehen. Meine Frau Natasha und ich wollen Sie besuchen“, sprach der in der russischen Hauptstadt lebende Künstler Alexei Lantsev. Lantsev habe einige seiner Werke in einem Einrichtungshaus gesehen, erzählt Mendler, der sich auf den russischen Besuch freute und zunächst dachte: „Hoppla, da kommt ein reicher Russe und will eins meiner Bilder kaufen.“

Zwischenzeitlich weiß Mendler es besser. Lantsev ist selbst Künstler und dank der Freundschaft der beiden hat er inzwischen einen guten Einblick in die russische Kunstszene gewonnen. Dort, hat er festgestellt, werde immer noch vor allem Kunst gekauft, die Prestige bringe. Die superreichen Russen kauften sich also lieber einen millionenteuren Jeff Koons als die Werke von weniger prominenten Künstlern – ohnehin leben reiche Russen eher in Zürich, London und Baden-Baden als in Russland. Die russischen Künstler selbst hätten sich noch nicht ganz aus ihrem akademischen Korsett befreit, arbeiteten vielfach noch „ein bissle verstaubt à la Klee und Kandinsky“, findet Mendler. „Alexej sagte, er habe einen Kulturschock gehabt, weil ich aus allem Kunst mache“, erzählt er von dem Eindruck, den sein spielerischer Umgang mit Farbe und Arbeitsweise gemacht hat.

Von Mendler sind in Balingen neben Holzskulpturen auch Bilder zu sehen. Etwa das großformatige, pastellig-idyllische, orientalisch-opulente Werk in Mischtechnik, „Klingsors Garten“ oder das heiter-verrätselte „About Dubuffet“, das sich wohl auf die Art brut des Franzosen Jean Dubuffet ebenso bezieht wie auf den Menschen dahinter, der, wie Mendler auch, die Kunst von Menschen mit Handicap schätzte und unterstützte.

Die vier Künstler aus Russland sind keine unbekannten

Auch die vier russischen Künstler sind keine unbeschriebenen Blätter. So ist Buravleva unter anderem durch die Saatchi Galerie in London vertreten und Lantsev-Werke wurden von diversen Museen sowie der Deutschen Bank angekauft. Purliks Arbeiten hängen in russischen Museen und in Privatsammlungen in Südkorea, Japan, den USA und Europa. Oligerov ist neben vielen anderen Preisen 2011 auch der erste Preis des Wettbewerbs russischer Künstler in Italien „Made in Russia“ zuerkannt worden.

Mendler hat seine russischen Künstlerfreunde als überaus gastfreundliche Menschen erlebt. Jetzt revanchiert er sich. Zumal er beim Büroausstatter Meinlschmidt, wo er ein Jahr lang allein in den Büroausstattungs-Showrooms ausgestellt hatte, offene Türen einrannte: Meinlschmidt hat so großen Gefallen an der Kunstszene gefunden, dass er in seinem Betrieb eine Galerie eröffnet und mit Bettina Zundel eine Kunsthistorikerin angestellt hat.