Politiker wollen das historische Mosaik am Ratssaal retten. Was genau mit dem „Altkreis-Löwen“ geschehen soll, ist aber noch nicht sicher.

Leonberg - Bekommt das Wappen des alten Landkreises Leonberg einen neuen, angemessenen Platz? Mehrere Ratsmitglieder wollen dafür sorgen, dass das 58 Jahre alte Mosaik nicht dem Bagger zum Opfer fällt, wenn im Frühjahr der Rathaus-Anbau mit dem Großen Sitzungssaal abgerissen wird. Das Wappen ist in der Außenfassade eingelassen und zeigt den Leonberger Löwen. Der Schlüssel steht für Weil der Stadt und damit für das „Hinteramt“. Das „Vorderamt“ wird durch das Korntaler Kreuz symbolisiert.

 

Das städtische Kulturamt hält das Mosaik nicht für unbedingt erhaltenswert. Auch Oberbürgermeister Bernhard Schuler hat signalisiert, dass sein Herz nicht an dem alten Kreiswappen hängt. Sollte sich eine Privatperson finden, die das Wappen auf eigene Kosten abbauen lässt, so sei es ihm recht. Aber die Stadt könne eine Demontage nicht bezahlen.

Bildhauer bietet Hilfe an

Andere Kommunalpolitiker sehen die Sache nicht so emotionslos. „Gefühlsmäßig sollte man dieses Wappen mit der dazugehörigen Schrift nicht aus der Geschichte herausradieren und geräuschlos mit dem anfallenden Bauschutt des Sitzungssaales entsorgen“, schreibt Wolfgang Schaal in einem offenen Brief an den OB und seine Ratskollegen. Der Stadtverbands-Chef der Freien Wähler hat den Steinmetz und Bildhauer Andreas Geisselhardt um Rat gebeten. Der Experte hält ein fachgerechtes Herauslösen für möglich und bietet seine Hilfe an. „Im Zweifelsfall müssen wir uns Sponsoren suchen“, sagt Schaal. „Auf jeden Fall muss das Wappen in städtischen Besitz bleiben und darf nicht an den Kreis gehen.“

Auch Frank Albrecht treibt das fast 60 Jahre alte Wappen um. Der Stadrat der Wählergruppe „SALZ“ hat sich bei seinem CDU-Kollegen Gerhard Schwarz nach den Kosten einer Demontage erkundigt. Schwarz, Chef eines Entsorgungsfachbetriebs, hält demnach 2000 Euro für nötig.

Eine Summe, die Albrecht für sinnvoll investiert erachtet. „Dass das Wappen laut Kulturamt keinen künstlerischen Wert hat, kann man auch anders sehen“, sagt der Chef der SALZ-Liste. „Der künstlerische Wert kann allein dadurch entstehen, dass es komplett herausgetrennt und einer neuen Funktion zugeführt wird.“ So könnte das Wappen an der ehemaligen Altkreis-Grenze, etwa bei Renningen, in den Boden gerammt und festbetoniert werden.

„Das hat etwas Bewusstsein schaffendes. Man spürt gleich, wo man ist“, meint der Stadtrat und verleiht der mutmaßlichen Szenerie eine eigene, durchaus künstlerische, Interpretation: „Das erinnert mich an die Abschlussszene vom ersten Teil des Filmes Planet der Affen mit der halb im Sand steckenden Freiheitsstatue.“

Wie im „Planet der Affen“

Seinen Ursprungsgedanken, neben dem Wappen ein Schild „Sie verlassen den Altkreis Leonberg“ aufzustellen, hat Frank Albrecht wieder verworfen. „Das erinnert doch zu sehr an das geteilte Berlin: You are leaving the american sector.“

Grundsätzlich ist der Stadtrat aber sehr dafür, die Erinnerung an den einstigen Landkreis Leonberg, der 1973 gegen den erheblichen Widerstand der Bevölkerung zwangsaufgelöst wurde, im Rathaus-Neubau wach zu halten. Statt Sitzungssäle oder Besprechungszimmer einfach nur durchzunummerieren, könnte man sie mit Namen versehen, schwebt Albrecht vor.

„Der Ratssaal wäre dann der Saal Leonberg, kleinere Zimmer könnten nach den Nachbarstädten, etwa Gerlingen oder Rutesheim, benannt werden“, sagt der unabhängige Lokalpolitiker, der oft mit unorthodoxen Vorschlägen aufhorchen lässt.