Für den Stadtpark ist eine Modellsiedlung im Gespräch, in der sozial schwächere sowie wohlhabende Menschen Tür an Tür leben könnten. Bezahlbare Einfamilienhäuser sind ebenfalls denkbar. Flüchtlingsunterkünfte stoßen aber auf Bedenken.

Leonberg - Nicht nur die Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) sorgt sich um die Zukunft des sozialen Wohnungsbaus und will bundesweit zwei Milliarden Euro im Jahr für neue bezahlbare Wohnungen investieren. Mit dem Geld sollen die Kommunen beim Auflegen neuer Wohnungsprogramme unterstützt werden.

 

Wohnungsnot ist längst kein alleiniges Thema der Metropolen. Auch in Leonberg drückt das Problem, dass sozial Schwächere und selbst Menschen mit normalem Einkommen kaum mehr die Chance haben, ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu finden.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Fast 50 000 Menschen leben in Leonberg, doch es gibt es lediglich 331 Sozialwohnungen. Knapp die Hälfte davon, 161, gehören der Stadt, in den anderen hat sie sogenannte Belegungsrechte. Das bedeutet, dass sie den Inhabern bedürftige Mieter vermittelt und auch deren Kosten übernimmt.

Insgesamt 270 Menschen auf der Warteliste

Der Bedarf freilich ist sehr viel größer. „Wir haben 270 Menschen auf der Warteliste“, sagt die städtische Pressesprecherin Undine Thiel. „Den können wir nichts anbieten.“ Dass die Zahl weiter ansteigt, daran zweifelt kaum jemand. Allein schon wegen der Flüchtlinge, die dauerhaft in Leonberg bleiben werden. Im Rathaus rechnet man mit rund 500 Menschen.

Und das ist nicht das einzige Problem. Sogar Menschen mit einem festen Job haben immer häufiger Probleme, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Der wirtschaftliche Boom in und um Leonberg hat die Immobilienpreise in den vergangenen drei Jahren dramatisch in die Höhe schnellen lassen. In den Renninger Neubaugebieten werden Grundstückspreise von 600 Euro bezahlt.

„Familien, die über kein Erbe oder sonstige Reserven verfügen, haben wenig Hoffnung auf ein Eigenheim“, sagt Christa Weiß. Die Vorsitzende der SPD-Fraktion im Leonberger Gemeinderat warnt schon seit Langem davor, dass die Große Kreisstadt wie auch die Nachbargemeinden zu Luxuskommunen werden. Umso mehr begrüßt sie die von der Bundesbauministerin in Aussicht gestellte Wohnbau-Offensive.

„Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus kommt wieder“, sagt Weiß. „Kommunen, die jetzt handeln, können mit Unterstützung rechnen.“

Leonberg soll dazu gehören. Am 19. März werden die Mitglieder des Gemeinderates und die Verwaltungsspitze auf einer Klausurtagung erörtern, wie die schwierige Wohnungslage verbessert werden kann.

SPD hat Standort im vergangenen Jahr vorgeschlagen

Einen Standort hatte die SPD bereits im vergangenen Jahr vorgeschlagen. Eine Fläche von 1,1 Hektar am Stadtpark längs der Berliner Straße gehören der Stadt. Hier könnte ein Modellquartier entstehen, das womöglich die verschiedenen Wohnbedürfnisse in Leonberg gut abbildet. Sowohl hochwertiger Wohnraum, wie auch sozial geförderte Wohnungen wären in solch einem Viertel denkbar. Dazu kämen kleinere Einfamilienhäuser zu erschwingbaren Preisen und womöglich sogar Wohnungen, in denen Flüchtlinge in der sogenannten Anschluss- unterbringung, also langfristig, wohnen.

Während das Projekt im Gemeinderat grundsätzlich positiv gesehen wird, stößt letzterer Punkt auf Skepsis. „Wir haben in der benachbarten Lobensteiner Straße schon ein sozial schwächeres Klientel“, mahnt Elke Staubach. „Kämen noch Flüchtlinge hinzu, wäre die Ausgewogenheit nicht mehr gegeben“. Eine soziale Durchmischung ist der CDU-Fraktionsvorsitzenden aber sehr wichtig.

Ähnlich sieht es Axel Röckle: „Wir brauchen einen guten Mix.“ Für Flüchtlinge müssten andere Optionen geprüft werden, meint der Fraktionschef der Freien Wähler.