Es ist Sommer: Zeit also die Wanderstiefel zu schnüren und die Augen zu öffnen, denn im Altkreis gibt es viel zu entdecken. In unserer Serie ist heute der „Eselsrundweg“ auf Eltinger Gemarkung an der Reihe. Er führt an zahlreichen Biotopen vorbei.
Leonberg - Die Eltinger sind auch nicht starrköpfiger als andere Landsleute – oder doch? Auf jeden Fall beharren sie hartnäckig darauf, als Esel tituliert zu werden. Und um das zu untermauen und jedem kundzutun, haben sie sich sogar mitten im Ort auf den Kirchplatz ein lebensgroßes Grautier vom Bildhauer Andreas Geißelhardt meißeln lassen.
Zu den jüngsten Eseleien, für die wie so oft der Bürgerverein verantwortlich ist, gehört auch ein ausgeschilderter Rundgang durch die Eltinger Gemarkung. Der trägt, wie nicht anders zu erwarten, den vielversprechenden Namen „Eselsrundweg“. Er sollte ursprünglich „Eselspfad“ heißen, doch dann erinnerte man sich in Eltingen daran, dass es auch in Höfingen Esel gibt und die bereits das verbriefte Recht auf einen Eselspfad bei der S-Bahn haben.
Dabei sind die Eltinger ob ihrer Weisheit zu dem Spitznamen gekommen. Bürger entdeckten eines Tages einen mächtigen Kürbis, offenbar zufällig in einem Brennnessel-Gebüsch gewachsen. Verschmitzte Wengerter meinten, es sei ein Esels-Ei. Der Gemeinderat kam schließlich überein, dass das „Ei“ ausgebrütet werden müsse und beauftragte den Feldschützen mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe. Der saß stundenlang auf dem „Ei“. Aber irgendwann konnte er einem inneren Drang nicht mehr widerstehen und erhob sich, um ein dringendes Bedürfnis zu befriedigen. Dabei machte sich das vermeintliche Esels-Ei selbstständig und kullerte in einen Haselbusch. Es prallte gegen den Baum und zerbrach. Das erschreckte einen Hase so, dass er schleunigst davon hoppelte. Der Feldschütz dachte, dass nun sein Esel geschlüpft sei. Aber da sich der auf und davon machte, rief er ihm zu: „Halt! Halt, ich bin’s doch, dein Vatter.“
Klaus Hettler hatte die Idee
Die Idee zum Eselsrundgang hat Klaus Hettler, der Vorsitzende des Bürgervereins, ausgebrütet und die Mitglieder der Umweltgruppe des Vereins, die „Schlammbrüder“, wurden mit des Ausführung beauftragt. Walter Wagner plante den Verlauf des Rundweges. Theo Fischer zimmerte gemeinsam mit Jörg Höschele die Tafeln und beide stellten sie auf. Ganz so unschuldig sind die „Schlammbrüder“ an der Entstehung des Rundwegs nicht. Der führt nämlich an mehreren Biotopen vorbei, die von ihnen gepflegt werden.
Doch Ausgangspunkt und Ziel des Rundgangs ist natürlich das steinerne Grautier auf dem Eltinger Kirchplatz. Über die Kirchbachstraße geht es über die Glems und ins Gewerbegebiet Hertich. Hier führt ein Fußgängerweg zur Mollenbachstraße, wo bei den Staud-Studios eine Feldwegbrücke den Weg in Richtung Feinau weist. Sie ist eines der drei Werke, neben dem Christian-Wagner-Brunnen in Warmbronn und den zwei Küchenpavillons im Ramtel, die vom Reißbrett des 2015 verstorbenen Leonberger Ehrenbürgers Frei Otto stammen.
Nach etwa 100 Metern links am Beginn des Steigwegs steht eine Tafel der „Schlammbrüder“ über die Tierwelt in den Streuobstwiesen. Hier beginnt auch der Lehrpfad mit sieben Tafeln über die Geologie und über die alten Hohlwege, die sich hier gut erhalten haben.
„Doch gemeinsam mit dem Revierförster Ulrich Greß haben wir uns entschieden, den Rundweg in Richtung der Wengerter in der Feinau und nicht über den Lehrpfad zu führen“, sagt Michael Kast von der Umweltgruppe. Nach starkem Regen sei der Lehrpad problematisch und gelegentlich unsicher. Deshalb geht es über den Fahrweg an der Feinau entlang, wo man gelegentlich einen Blick auf den Stolz vieler Eltinger erhaschen kann – ihre Wengerter.
Immer den Fahrweg entlang geht es hinauf zum Kammerforst-Hochweg. Wer Lust und genügend Energie hat, kann nach links zum ehemaligen „Jägerhäusle“ abbiegen und in alten Erinnerungen schwelgen. Doch der muss die Strecke auch wieder zurückgehen, um dem „Eselsrundgang“ weiter folgen zu können. Das nächste Ziel ist der Aussichtspunkt „Eltinger Blick“. Hier in 533 Metern Höhe kann man den Blick weit in die Landschaft schweifen lassen.
Pirol und Neuntöter gefällt’s auch
In der Stille sind viele Vogelstimmen zu hören. „Da schwätzt die Gartengrasmücke, das ist das Zilpzalp, im Frühjahr ist hier auch der Pirol oder der Neuntöter anzutreffen“, weiß Michael Kast. Im Jahr 2006 hat der Landkreis auf Veranlassung des Bürgervereins diesen Aussichtpunkt auf der ehemaligen Deponie „Rübenloch“ errichtet. Die Wege hinauf haben die „Schlammbrüder“ der Umweltgruppe angelegt. Die Steinstele mit den Gucklöchern stammt ebenfalls von Andreas Geißelhart. Auf den Hängen summt und flattert es. „Es ist ein einziges Falterparadies“, schwärmt der Umweltschützer Michael Kast.
Nun folgt ein Wegstück bergab. Am Waldparkplatz wird die Straße nach Warmbronn überquert und beim Abzweig zur Deponie geht es ins Tiefenbachtal. Gleich nach dem CVJM-Heim liegt das Biotop Tiefenbach. Hier sind die Umweltschützer seinerzeit als Brüder im Geiste und Tun dem Schlamm entstiegen. Das Biotop hat der Bürgerverein 1981 angelegt. Mittlerweile sind es vier Standorte mit je zwei Gewässern, die von der Gruppe gepflegt werden.
Am rechten Ufer des Tiefenbachs geht es weiter. Am Clubheim der Leonberger Hunde vorbei geht es nach rechts zu den Teichelseen. Da hat auch die Umweltgruppe ihre Scheune. An den beiden Seen, ehemalige vernachlässigte Fischteiche, die gegenwärtig von der streng geschützten Krebsschere überzogen sind, tummeln sich, wie an den Tiefenbachseen auch, prächtige Libellen. „Das ist das beste Zeichen, dass das Wasser sauber und sauerstoffreich ist“, freut sich Michael Kast, der hier zum passionierten Libellen-Fotograf wurde.
Um sauberes Wasser geht es auch beim nächsten Halt, wo eine Plattform einen Blick über die Stadt ermöglich. Im Untergrund verborgen liegt der Trinkwasserspeicher Mesner. An ihm vorbei geht es hinunter zur Autobahn und über die Bücke nach Eltingen, wo einem auf dem Kirchplatz der Steinesel begrüßt.