Eine bemerkenswerte und im Ergebnis sehr erfreuliche Wende zeichnet sich in der Krankenhausdebatte ab. Dem Haus in Leonberg wird offensichtlich wieder eine echte Chance gegeben, analysiert unser Redaktionsleiter Thomas K. Slotwinski.

Leonberg - Eine bemerkenswerte und im Ergebnis sehr erfreuliche Wende zeichnet sich in der Krankenhausdebatte ab. Dem Haus in Leonberg wird offensichtlich wieder eine echte Chance gegeben. War ihm noch vor einem Jahr in erster Linie eine Zukunft als, nennen wir es, verbesserte Notaufnahme zugedacht, so haben nun der Klinikverbund, vor allem aber der Landrat, andere Vorstellungen. Leonberg soll als nördliche Außenbastion den Patientenabfluss in Richtung Stuttgart zumindest spürbar verringern.

 

Einen nicht unbeträchtlichen Ausschlag für den Sinneswandel dürfte ein neues Gutachten gegeben haben, das diesmal nicht von der in dieser Gegend äußert unbeliebten Firma Teamplan kommt, sondern von der renommierten Planungsgesellschaft HWP. Die Stuttgarter Architekten, die sich auf Bauten im Gesundheitswesen spezialisiert haben, ziehen ganz andere Schlüsse als ihre Teamplan-Kollegen: Sie empfehlen eine umfassende Sanierung des Leonberger Hauses, einschließlich einer Energietechnik, die heute fast überall üblich ist.

In einem Anbau mit neuen OP-Sälen sollen die medizinischen Leistungen gebündelt, das Haupthaus renoviert und mit Zwei-Bett-Zimmern ausgestattet werden. Außerdem sprechen sie sich dafür aus, Leonberg zum Zentrum für Altenmedizin innerhalb des Klinikverbundes zu machen. Ein Vorschlag übrigens, der schon sehr oft von hiesigen Kommunalpolitikern geäußert wurde.

Wird am Ende also alles doch noch gut? Wenn es denn so kommt! Denn zum Nulltarif ist ein leistungsstarkes und modernes Leonberger Krankenhaus nicht zu haben. Knapp 70 Millionen Euro soll das Ganze kosten. Bisher war immer von rund 40 Millionen Euro die Rede. Auch ein ganze Stange Geld, wenn man bedenkt, dass damit lediglich die absoluten technischen Mindeststandards wieder hergestellt werden sollten. Die Höhe dieser Summe unterstreicht aber auch, wie dramatisch der Sanierungsstau im Leonberger Haus sein muss.

Für 70 Millionen Euro in eine bessere, und vor allem sichere Zukunft? Wenn denn das finanzielle Gesamtpaket des Klinikverbundes funktioniert. Ist doch die Sanierung in Leonberg nur Teil eines gewaltigen Investitionsprogramms, das in erster Linie aus dem Neubau einer Großklinik am Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen besteht. Und die soll jetzt 450 Millionen kosten. Bisher war von 350 Millionen Euro die Rede. Einschließlich der ebenfalls anstehenden Sanierung des Krankenhauses in Herrenberg will der Landkreis alles in allem 537 Millionen Euro investieren, mehr als eine halbe Milliarde.

Immerhin hat das Sozialministerium die erste sogenannte Planungsrate für die Zentralklinik bewilligt: Acht Millionen Euro. Der Landrat deutet das als „klares Bekenntnis des Landes“ zum Neubau. Dabei war es Roland Bernhard selbst, der öffentlich mehrfach einen Betrag im zweistelligen Millionenbereich gefordert hatte, also mindestens zehn Millionen Euro.

Angesichts der gewaltigen Summen ist ein Unterschied von zwei Millionen Euro vielleicht nicht so viel. Andererseits ist es ein Fingerzeig des Ministeriums, dass die Stuttgarter offensichtlich nicht auf alle Wünsche aus Böblingen eingehen. So ist die Skepsis, die Axel Röckle im LKZ-Sommergespräch äußert, leider berechtigt.