Letzte Ferienwoche, knapp 30 Grad, Sonnenschein – am gestrigen ­Vormittag füllt sich das Leobad schnell. Dabei ist der Parkplatz vor dem Haupteingang bereits blockiert. 13 ­Wohnmobile und die Autos haben den Platz in ein improvisiertes Lager verwandelt.

Leonberg - Letzte Ferienwoche, knapp 30 Grad, Sonnenschein – am gestrigen Vormittag füllt sich das Leobad schnell. Dabei ist der Parkplatz vor dem Haupteingang bereits blockiert. 13 Wohnmobile und die dazugehörigen Autos haben den Platz in ein improvisiertes Lager verwandelt. Die verwunderten Badegäste, die auf der anderen Straßenseite auf dem Weg zur Kasse des Leobads sind, werden von den Menschen zwischen den Wohnwagen freundlich gegrüßt.

 

„Wäre es Januar, könnten wir darüber reden“, sagt Leonbergs Erster Bürgermeister, Ulrich Vonderheid, als er sich kurz vor 12 Uhr am Mittwoch mit Mitarbeitern des Ordnungsamtes und der Polizei am Parkplatz bespricht. „Wir werden uns einen Ansprechpartner oder den Chef der Gruppe suchen und einen Platzverweis aussprechen“, sagt er. „An einem solchen Tag brauchen wir am Leobad einfach sämtliche Parkplätze.“

Zwischen den Caravans spielen Kinder, die Frauen haben auf meterlangen Wäscheleinen die Bettlaken ausgehängt. Als die fahrenden Familien den Bürgermeister im Anzug in Begleitung der Beamten in Uniform erkennen, formt sich schnell ein Empfangskomitee. Ein bulliger Mann in einem pinken T-Shirt tritt vor. Er gibt sich als Chef der Gruppe zu erkennen. „Ich muss Sie bitten diesen Platz bis 15 Uhr zu räumen“, sagt Vonderheid. Unverständnis macht sich in den Gesichtern breit. „Wir können Ihnen aber eine Alternative anbieten“, fügt der Bürgermeister schnell hinzu. Die Stimmung entspannt sich.

Entlang der alten Trasse der B 295, auf der vom Bad aus gesehen anderen Seite der Autobahn soll die Roma-Gruppe ihr Lager entlang eines Feldwegs aufschlagen. So lautet der Plan des Ordnungsamtes. „Dort könne Sie dann bis Samstag bleiben“, sagt Vonderheid.

Die Stadt fordert Kaution

Es herrscht Einigkeit zwischen Bürgermeister und Clan-Chef – bis es ums Thema Geld geht. „Wir müssen eine Kaution von Ihnen verlangen“, erklärt Ulrich Vonderheid, „für den Fall, dass Müll liegen bleibt.“ Die Stadt fordert 50 Euro pro Gespann, 13 Wohnwagen gehören zur Gruppe. 650 Euro scheinen der Roma-Familie allerdings zu viel zu sein. Die Miene des bulligen Mannes im pinken Shirt verfinstert sich erneut. Am Ende können die fahrenden Familien die Stadt auf 150 Euro herunterhandeln.

Woher sie kommen, wie sie heißen und wohin sie fahren, das alles wollen die Männer nicht sagen. Die deutschen Luxusautos, mit denen die fahrenden Familien ihre Wohnwagen zum Großteil bewegen, tragen französischen Kennzeichen. „Ich fahre durch ganz Deutschland“, sagt der Clan-Chef, „Ost, West, Süd und Nord.“ Zusammen mit ein paar jungen Männern aus seiner Gruppe setzt er sich in ein Auto. „Wir schauen uns den Platz jetzt erst einmal an, bevor wir unsere Sachen packen“, sagt er.

Leonberg ist regelmäßiges Ziel von Roma-Familien. „Wir liegen eben direkt an der Autobahn“, sagt Vonderheid. An Ostern hatte zuletzt eine Gruppe in der Stadt halt gemacht.

Kurz nach 15 Uhr ist der Parkplatz am Leobad zwar noch immer prall gefüllt – mit den Wagen der Badegäste. Die Caravans sind verschwunden.