Seit 25 Jahren ist der Hochbehälter „Alte Reute“ mit kühlem Nass aus dem Bodensee am Netz.

Leonberg - Es ist ein unscheinbarer Bau zwischen Streuobstwiesen und dem Wald. Doch in seinem Untergrund verbirgt er einen riesigen Schatz – bestes Trinkwasser. Heute auf den Tag genau vor 25 Jahren ist der Gebersheimer Wasserhochbehälter „Alte Reute“ ans Netz gegangen und hat die Trinkwasserversorgung im Ort revolutioniert.

 

Wer heute den Wasserhahn in Gebersheim aufdreht, kann es kaum glauben, dass noch vor rund einem Vierteljahrhundert im Ort Wassermangel herrschte und die Bürger mit einer Notversorgung zurecht kommen mussten. Bis 1991 wurde der Teilort Gebersheim mit eigenem, allerdings hartem und kalkhaltigem Wasser versorgt.

Notstand in der Wasserversorgung

Den Ausschlag, aktiv zu werden, gaben der Leonberger Stadtverwaltung die beiden heißen Sommer der Jahre 1991 und 1992. Da wurde die Versorgungslage zunehmend besorgniserregend: der Wassermangel war akut geworden. 1991 musste die Feuerwehr ihre Schläuche für eine Notversorgung des Teilortes füllen und das städtische Wasserwerk verlegte im Jahr darauf eine Notleitung von Leonberg aus.

Leonberg bezog schon lange den Großteil seines Trinkwassers aus dem Bodensee. Die Stadt gehörte 1954 zu den 13 Kommunen aus Baden-Württemberg, die sich zusammengeschlossen hatten, um fehlendes Trinkwasser aus dem Bodensee ins Land zu leiten – sie gründeten den Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung.

Das Bodenseewasser war für die Region die Voraussetzung dafür, dass auch die lokalen Eigenwasserreserven genutzt werden könnten, denn sämtliche Wasservorräte sind außergewöhnlich hart. Ein stark abgesunkener Grundwasserspiegel und 80 Grad Wasserhärte waren auch die Gründe, warum die Stadt auch für den kleinsten Teilort einen Anschluss an die Bodensee-Wasserversorgung vorgenommen hat. Dafür wurde 1991 mit dem Bau des Hochbehälters „Alte Reute“ begonnen.

In diesem Behälter, der aus zwei Kammern besteht, die 3000 Kubikmeter Wasser fassen können, wurde das Bodenseewasser mit Eigenwasser gemischt. Die Gebersheimer sollten auch ausgezeichnetes Trinkwasser bekommen mit nur noch 12 Grad Deutscher Härte, was dem Härtebereich 2 entspricht. Die Kosten des Hochbehälters lagen bei 1,9 Millionen Mark. Die Ausgaben für die Anschlussleitung fielen sogar geringer als geplant aus – 670 000 Mark kostete der Anschluss an die Fernwasserversorgung. Dazu kamen Ausgaben für die Druck- und Fallleitung vom Hochbehälter „Alte Reute“ zum Hochbehälter Dobelstraße von einer halben Million Mark.

Am 8. Juni 1993 war es dann soweit. Während eines groß angelegten Festaktes mit zahlreichen künstlerischen Akzenten, den die damalige Mitarbeiterin der städtischen Wasserwerke, Elke Meller organisiert hatte, drehte der damalige Oberbürgermeister Dieter Ortlieb den Hahn in dem Hochbehälter „Alte Reute“ auf.

Außergewöhnliche Akustik

Eine für alle überwältigende Erfahrung war die außergewöhnliche Akustik der leeren Wasserbehälter. Das wurde bei einer eigens dafür komponierten „Hommage“ deutlich, die drei Bläser der Leonberger Jugendmusikschule spielten. Jeder Laut hallt je nach Klanghöhe etwa 30 Sekunden nach. Das Echo ergab eine Melodie, ein fast unmerklicher Übergang vom gespielten Ton zum Hall. Bevor der Ton verschwindet, kommt er noch mal und geht wieder und kommt noch mal – fast ohne Intensitätsverlust wird er immer wieder reflektiert.

Dabei ist eine fast einzigartige Audio-Aufnahme entstanden, denn inzwischen sind die Hygiene-Vorschriften so strikt, dass nicht einmal während der Bauzeit fremde Menschen in die leeren Behälter-Kammern durften.