Im Herbst soll die neue Unterkunft für bis zu 64 Menschen bezugsfertig sein. Es entstehen zwei Gebäude mit insgesamt acht Wohnungen. Der Arbeitskreis Asyl will die neuen Nachbarn willkommen heißen und ihnen helfen, sich zurecht zu finden.

Leonberg - Langsam schwenkt der Kran herum, dann setzt er den gelben Container auf dem Boden ab. Zwei Bagger graben rechteckige Löcher in den Boden. Vom Rasen der Grünfläche neben der Strohgäuhalle ist nichts mehr zu sehen.

 

Schnell sind die Arbeiten an der neuen Flüchtlingsunterkunft in Höfingen vorangeschritten. Dabei wurde die Baustelle erst am vergangenen Freitag eingerichtet. Bei schönstem Wetter griffen dann am Dienstag der Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler, die Höfinger Ortsvorsteherin Bärbel Sauer sowie weitere Mitglieder der Stadtverwaltung und des Ortschaftsrates zum Spaten, um den symbolischen ersten Spatenstich zu setzen.

Rote Linien auf dem Boden markieren, wo die beiden Gebäude mit jeweils vier Wohnungen stehen werden. Sie sind T-förmig angeordnet. Bis zu 64 Menschen sollen hier wohnen, vorrangig Flüchtlingsfamilien mit Kindern, die nach ihrem Asylantrag eine Aufenthaltserlaubnis oder eine Duldung erhalten haben. Während des Asylverfahrens sind sie in kreiseigenen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht, danach werden sie nach Proporz auf die Kommunen verteilt. Diese sind wiederum verpflichtet, Flüchtlinge, aber auch hiesige Wohnungslose unterzubringen. „Ich hoffe auf eine hohe Fluktuation“, scherzt Bernhard Schuler, wird aber gleich ernst: „Denn das heißt, diese Menschen haben eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt gefunden.“

Es ist die erste Unterkunft dieser Art in Höfingen seit vielen Jahren und sie war zu Beginn auch nicht unumstritten im Teilort. Anwohner fürchteten um einen Wertverlust ihrer Grundstücke. Aber auch die Nähe zum Friedhof und zur Strohgäuhalle – Anlaufpunkte für viele ältere Menschen beziehungsweise Kinder und Jugendliche – wurde kritisch gesehen. Eine Grünfläche mit Obstbäumen, die ebenso groß ist wie das Stück, das bebaut wird, trennt die beiden Gebäude von den Wohnhäusern der Goldäckerstraße. Zudem hat sich bereits im vergangenen Jahr der Arbeitskreis Vielfalt im Teilort gebildet. „Bei unseren monatlichen Sitzungen sind immer zehn bis zwölf Höfinger dabei“, sagt der Grünen-Ortschaftsrat Ebbi Grötzinger, der ebenfalls im AK Asyl aktiv ist.

Jeweils am ersten Donnerstag im Monat trifft sich die Gruppe im evangelischen Gemeindehaus. Wegen der Osterferien ist der nächste Termin aber erst am 15. April. Zwar dauert es noch bis zum Herbst, bis die Unterkunft eröffnet wird. Doch schon jetzt kümmert sich der Arbeitskreis um zwei Flüchtlingsfamilien, die in privaten Wohnungen in Höfingen untergekommen sind. „Während des Asylverfahrens wurden die Familien voll betreut. Aber jetzt sind sie auf sich allein gestellt“, sagt Elke Felger. Der soziale Dienst der Stadt, der für die Betreuung zuständig ist, ist auf die Hilfe von Arbeitskreisen wie in Höfingen oder dem AK Asyl für ganz Leonberg angewiesen.

Die ehrenamtlichen Helfer sehen sich dabei vor allem als Vermittler. „Es ist wichtig, dass die Kinder schnell integriert werden“, meint June Pflüger. Mit den Kindergärten und der Grundschule habe man bereits Kontakt aufgenommen. „Wir knüpfen auch Kontakte für die Eltern und helfen bei der Arbeitssuche“, ergänzt Elke Felger. Letztes Thema sei jedoch schwierig. „Die Firmen sind da nicht immer sehr aufgeschlossen“, meint June Pflüger.

Der Leonberger OB ist sehr angetan von der Arbeit der Freiwilligen. „Es ist schön, dass die Höfinger diese Menschen willkommen heißen wollen. Ich hoffe aber, dass sich die Flüchtlinge auch integrieren wollen“, sagt Schuler. Bis die Ersten in Höfingen einziehen, wird es wohl Oktober werden. „Wir sind vorsichtig optimistisch, dass die Firma Selg aus Riedlingen bis Ende September fertig wird“, meint der Höfinger Architekt Cliff Rohrbach, der die Gebäude entworfen hat. Eingebaut sind dann auch Bäder und Küchen. Sie werden um einfaches Mobiliar ergänzt, bevor die Wohnungen bezogen werden können.

Die Unterkunft in Zahlen

Zwei Gebäude
Je vier Wohnungen à 77 Quadratmeter pro Haus werden gebaut und zwar mit Zwischenwänden in Leichtbauweise. Pro Wohnung sind vier Zimmer für je zwei Personen sowie eine Küche, zwei Bäder und zwei Toiletten vorgesehen. Die Gebäude sind zweigeschossig, verfügen über ein Flachdach, das begrünt wird.

Kosten
1,26 Millionen kostet der Bau der Häuser. Dazu kommen weitere 240 000 Euro für Planung und Erschließung. Die Firma Selg war mit ihrem Angebot unter der Kostenschätzung der Stadt geblieben. Offen ist noch, ob Leonberg Fördermittel vom Land erhält. Der Antrag wurde noch nicht beschieden. Dies habe jedoch keinen Einfluss auf den Baustart, versichert OB Bernhard Schuler. Man habe lediglich mit dem Zuschlag für die Bauarbeiten warten müssen, bis der Antrag eingereicht war.