Eine von zwei Turnhallen am Berufsschulzentrum wird zur Notunterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Probleme bereitet das nicht nur der Schule, sondern auch den Vereinen, die dort Training anbieten. Den Asylbewerbern wollen sie aber helfen.

Leonberg - Sebastian Groß hebt zum Sprungwurf ab, das Publikum hält den Atem an. Voll besetzt sind die Reihen auf der Tribüne. Anderthalb Jahre ist es jetzt her, dass die SG Leonberg-Eltingen zuletzt in der neuen Turnhalle des Berufschulzentrums (BSZ) gespielt hat. Sie diente als Ausweichquartier für die Halle im Sportzentrum, das gerade renoviert wurde. Zusammenrücken hieß damals die Devise unter den Leonberger Vereinen. Und das müssen sie nun auch wieder tun.

 

Denn die Sporthalle an der Berufsschule wird bis Oktober zur Notunterkunft für Asylbewerber umgebaut (wir berichteten). Das hat der Kreis Böblingen entschieden, dem das Gelände am Krankenhaus gehört und der auch die Berufsschule betreibt. Betroffen davon ist nicht nur der Schulsport, sondern auch der Vereins- und Betriebssport in Leonberg. Ab 17 Uhr stand die Halle bisher Vereinen und anderen Gruppen zur Verfügung, an Wochenenden fanden regelmäßig Turniere und Punktspiele verschiedener Sportarten statt. Nun müssen die Stadt Leonberg, die die Halle vom Kreis für die Vereine mietet, und die Sportclubs Alternativen finden. Mittlerweile ist auch eine offizielle Information des Landratsamtes bei der Stadtverwaltung eingetroffen.

Wie es weitergeht, kann derzeit noch niemand sagen. „Wir werden uns mit den Vereinen zusammensetzen“, kündigt Undine Binder-Farr an. Man müsse sehen, inwiefern es möglich ist, Trainingszeiten in andere Sporthallen zu verlegen. „Wir hoffen, dass wir allen Vereinen eine Alternative bieten können“, ergänzt die Stadtsprecherin. Auch wenn man aus der Zeit der Sportzentrum-Sanierung wisse, dass das nicht immer einfach ist und im Zweifelsfall weite Wege erfordert.

Bestimmte Gruppen, wie etwa die Handballer der SG Leonberg-Eltingen, können nicht in jeder Halle trainieren. „Priorität haben die Vereine. Sollten darüber hinaus noch Kapazitäten vorhanden sein, werden wir diese den anderen Nutzern anbieten“, sagt die Pressesprecherin. Betroffen sind auch zwei Betriebssportgruppen von Geze und Bosch, Rehasport sowie eine Sportgruppe der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde.

Bei der TSG Leonberg und dem TSV Eltingen ist man alles andere als begeistert. „Für den Sport in Leonberg ist das eine Katastrophe“, sagt Michaela Feller, stellvertretende TSG-Vorsitzende. Im Frühjahr könne man viele Trainingseinheiten ins Freie verlegen, nicht aber im Herbst. Gerade in den BSZ-Sporthallen finden ab Oktober die Punktspiele im Jugendfußball statt. Hallen dieser Größe sind rar, das Sportzentrum ist an Wochenenden schon mit Handball-Partien belegt. „In einer Stadt, in der der Sport ohnehin schon stiefmütterlich behandelt wird, bedeutet das eine weitere Einschränkung für die Sportvereine“, sagt Feller, die bemängelt, dass die Vereine bei der Entscheidungsfindung des Kreises nicht mit an den Tisch geholt wurden.

Beim TSV Eltingen sind mit Karate, Badminton, Volley- und Basketball gleich mehrere Abteilungen betroffen. „Wir erhoffen uns von der Stadt entsprechende Ausweichangebote“, sagt dessen Vorsitzender Michael Hager. Auch wenn er um die Schwierigkeit wisse: „Es stellt sich auch die Frage, ob die Stadt überhaupt über genügend Sportstätten verfügt.“

Beide Vereine wollen aber die Flüchtlinge unterstützen. „Wir sind dafür, dass ihnen geholfen wird und wir möchten auch nicht, dass irgendwann Zeltstädte aufgebaut werden“, sagt Michaela Feller von der TSG. Der TSV arbeitet sogar an Angeboten für Flüchtlinge. „Das Ziel muss aber sein, die Hallen mittelfristig wieder dem Sport zur Verfügung zu stellen“, betont Hager.