Der Name des „Nimmersatt“-Autors, der Beziehungen zum Ort hat, setzt sich durch. Die Verwaltung hätte die Einrichtung gerne Kinderhaus Gebersheim genannt.

Leonberg - Die englische Queen hätte den Gemütszustand von Oberbürgermeister Bernhard Schuler wohl mit „not amused“ (nicht amüsiert) beschrieben, als die Namensgebung für den neuen Gebersheimer Kindergarten auf der Tagesordnung des Sozialausschusses stand. Wie sauer er war, zeigte auch, dass er sich bei der Abstimmung enthielt.

 

Die neue Kindertagesstätte in Gebersheim firmiert in Zukunft unter „Eric-Carle-Kinderhaus Gebersheim“. Das hat der Sozialausschuss des Gemeinderates am Mittwochabend mehrheitlich beschlossen – und dabei eine seit Langem gültige ungeschriebene Übereinkunft gebrochen: Straßen und öffentliche Einrichtungen werden nicht nach noch lebenden Personen benannt – in diesem Fall ist es der amerikanische Autor des Buchs „Die kleine Raupe Nimmersatt.“

Der Oberbürgermeister fühlt sich übergangen

„Es wäre schön gewesen, wenn sich die evangelische Kirche als Träger auch mit uns, dem Erbauer und Finanzierer der neuen Kindertagesstätte, in Verbindung gesetzt hätte, als es um einen Namen für diese Einrichtung ging“, formulierte es OB Schuler äußerst höflich. Stattdessen seien im Vorfeld der Entscheidung die Mitarbeiter, der Elternbeirat und der Ortschaftsrat Gebersheim mobilisiert worden. Das sei äußerst ungewöhnlich, befand der Rathauschef. Immerhin hat die Stadt rund 1,6 Millionen Euro in den Abriss der alten Kindergartenpavillons und den Neubau der Kindertagesstätte investiert. Die Kita verfügt über 96 Plätze für Kinder ab dem ersten Geburtstag bis zum Grundschulalter. Auch die Kinder der angrenzenden Grundschule nutzen den Mehrzweckraum zum Essen.

Verwaltung war für Kinderhaus Gebersheim

In Analogie zu den neuen Kindertageseinrichtungen Kinderhaus Stadtpark und Kinderhaus Warmbronn wollte die Verwaltung die Kita „Kinderhaus Gebersheim“ nennen. Zumal es die einzige im Ort ist. „Dieses Alleinstellungsmerkmal sollte sich im Namen wiederfinden“, meinte Gabriele Schmauder, die Leiterin des Amtes für Jugend, Familie und Schule. Doch so kurz vor der Kommunalwahl wollten die Stadträte wohl keine Wähler verprellen und stimmten für „Eric- Carle-Kinderhaus.“

Eric Carle wurde 1929 in Syracuse, im US-Bundesstaat New York geboren. Seine Eltern kehrten 1935 mit ihm nach Deutschland zurück. Bis ins Jahr 1952 lebte er in Stuttgart, wo er das Gymnasium besuchte und an der Akademie der bildenden Künste studierte, bevor er in die USA zurückging. 1968 erschien das Bilderbuch „Die kleine Raupe Nimmersatt“. Carle hat schon mehrmals im Kindergarten gelesen und seine Schwester wohnt in Gebersheim.