Eine harte Debatte findet ein konstruktives Ende: Am Altstadt-Rand entstehen 70 neue Wohnungen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Nicht nur im Bereich der einstigen Hauptpost geht es voran. Auch einen knappen Kilometer weiter nördlich kann weitergeplant werden. Das Vorhaben der Kreissparkasse, auf ihrem Leonberger Direktionsgelände zwischen Grabenstraße und Stuttgarter Straße ein neues Kunden- und Verwaltungsgebäude und ein Wohnviertel zu errichten, ist vom Gemeinderat einstimmig bei einer Enthaltung abgesegnet worden.

 

Das kommunale Kreditinstitut möchte das in die Jahre gekommene Direktionsgebäude, das aus den 50er Jahren stammt, durch einen zeitgemäßen Neubau mit Kundenbereich ersetzen. Direkt daneben plant die KSK vier Häuser mit 70 Wohnungen. 25 Prozent der Wohnfläche sollen sozialgefördert sein.

Auf Ablehnung im Ausschuss folgt Rückzug

So weit so gut. Doch im Januar entspannte sich eine kommunalpolitische Diskussion, deren Heftigkeit an den Streit um den Erhalt oder den Abbruch des Hallenbades vor acht Jahren erinnerte. In der Sache selbst waren die Grünen dagegen, dass eines der Gebäude fünfgeschossig sein sollte. Die Freien Wähler wiederum bemängelten zu wenig geplante Parkplätze für das Quartier und pochten auf den üblichen Schlüssel von 1,5 Stellplätzen pro Wohnung. Im zuständigen Planungsausschuss lehnten beide Fraktionen das Bauprojekt mit ihrer knappen Mehrheit ab. Darauf zog die Sparkasse das ganze Vorhaben zurück. Der Schock war groß.

Nur zwei Tage später kam Bewegung in die Debatte. Ein Stadtrat, so erklärte Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD), sei befangen gewesen, weil er in direkter Nachbarschaft wohnt. Der Gemeinderat hob daraufhin in einer angespannten Sitzung mehrheitlich das ablehnende Votum des Planungsausschusses auf. Die Uhren wurden auf Null gestellt. Hinter den Kulissen rangen Politiker und Sparkassenvorstand um einen Kompromiss.

Sparkasse justiert noch einmal nach

Dem hat jetzt der Gemeinderat zugestimmt. Das bedeutet, dass bei einer Gesamtwohnfläche von 5550 Quadratmetern 25 Prozent als bezahlbarer Wohnraum ausgewiesen werden. Insgesamt gibt es 1,5 Parkplätze pro Wohnung. Die von den Grünen monierte fünfte Etage eines Gebäudes wird zurückversetzt. Ein Luftschadstoffgutachten hat zudem bestätigt, dass die Grenzwerte eingehalten werden.

Dass den meisten Stadträten die harten Auseinandersetzungen noch in den Gliedern stecken, verhehlten sie nicht. „Wir wollten von Anfang an die Bebauung“, sagte die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach. Und mit Blick auf die Grünen und die Freien Wähler: „70 neue Wohnungen, ein Viertel davon sozial gefördert: All das wollte man aufs Spiel setzen?“

Grüne: „Für Klimaschutz, nicht gegen Wohnungen“

Christa Weiß (SPD) lobte die Sparkasse: „Es ist grandios, dass der Investor bereit war, noch mal ins Rennen zu gehen.“ Wolfgang Schaal von den Freien Wählern hingegen bezeichnete es als „völlig unnötig“, dass die KSK ihr Bauvorhaben zunächst gestoppt hatte. Birgit Widmaier (Grüne) wehrte sich gegen den Vorwurf, Wohnraum zu verhindern: „Es geht uns um den Klimaschutz, aber nie darum, dass wir keine neuen Wohnungen wollen.“

Jutta Metz (Freie Wähler) zeigte sich betroffen: „In der Diskussion wurde sehr unglücklich und nicht nachvollziehbar agiert“, begründete sie ihre Enthaltung.