Mit den Mitarbeitern, Kunden und Freunden feiert die Volksbank ihren 150. Geburtstag.

Leonberg - Heute ist es kaum vorstellbar, unter welch schwierigen Bedingungen die Menschen vor 150 Jahren über die Runden kommen mussten. Deutschland war ein Vielvölkerstaat. Und Otto von Bismarck war der Kanzler des Norddeutschen Bundes. Die Erfindung der Dampfmaschine und der Eisenbahn brachte die traditionellen Handwerksbetriebe und die Landwirtschaft in ärgste Bedrängnis.

 

In die Tiefen der Geschichte geht Jürgen Held, um an die Anfänge seines heutigen Kreditinstitutes zu erinnern. Ist es doch genau 150 Jahre her, dass im Leonberger Gasthaus Hirsch die Gewerbebank gegründet wurde – die Urzelle, aus der nach mehreren Zusammenschlüssen die jetzige Volksbank Region Leonberg wurde.

Anderthalb Jahrhunderte sind ein ganz besonders runder Geburtstag und Anlass für ein Fest mit Freunden und Mitarbeitern der genossenschaftlichen Bank. Dass von den 169 Mitarbeitern ein Großteil zum Festakt in die Stadthalle gekommen ist, freut den Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Röckle und Vorstandschef Held besonders. Ein herzlicher Gruß geht auch an den langjährigen Chef Werner Luz und die Abgeordneten Sabine Kurtz und Bernd Murschel.

Wobei der Begriff Festakt nicht wirklich zutreffend ist. Die Reden sind prägnant, aber kurz. Der Großteil des Abends ist für die wunderschöne Jazzmusik des Trios „Nic Diamonds and the mellow tunes“, das leckere Essen aus der Küche des Stadthallen-Restaurants „Corfu Palace“ und natürlich für den persönlichen Austausch da.

Gesprächsstoff gibt es genug, vor allem über das Wachsen von einstmals elf kleinen Banken hin zu einem stabilen Institut, das weite Teile des Altkreises bedient. So setzt sich die heutige Volksbank Region Leonberg aus den einstigen Volksbanken in Leonberg und Rutesheim sowie der Renninger Bank zusammen. Die wiederum waren das Ergebnis mehrerer Fusionen.

Dass das Genossenschaftswesen „heute moderner denn je ist“, wie der Vorstandschef betont, zeigt nicht nur die Ernennung zum „immateriellen Weltkulturerbe“ Ende November. Auch die Zahlen stehen für Erfolg und Vertrauen in die Bank vor Ort.

Die Bilanzsumme liegt bei 790 Millionen Euro, die Einlagen sind um sechs Prozent gewachsen, berichtet Jürgen Held, der gemeinsam mit Wolfgang Ernst die Bank leitet. In 13 Filialen betreuen 169 Mitarbeiter 40 000 Kunden und 22 000 Mitglieder.

„Diese stabile Ertragslage ist heute nicht selbstverständlich“, lobt Gerhard Schorr, der Direktor des Genossenschaftsverbandes Baden-Württemberg, die Arbeit der Leonberger Kollegen. Werde doch das Geschäft der Banken durch drei Faktoren behindert: „Seit der Finanzkrise 2008 nimmt die Regulierung zu, wir werden viel zu sehr in Regeln hineingezogen.“

Zweiter Kritikpunkt des Verbandsdirektors sind die niedrigen Zinsen: „Wenn das Ausgeben von Geld belohnt wird, ist das keine tragfähige Basis, um in der Wirtschaft voranzukommen.“ Die größte Herausforderung ist für Schorr die Digitalisierung. „Der müssen wir uns stellen, ohne unser menschliches Antlitz aufzugeben.“

Denn eines steht für den überzeugten Genossenschaftsbanker außer Frage: „Der Kollege Roboter erzielt kein Vertrauen.“ Das persönliche Beratungsgespräch gehöre sozusagen zum Grundkapital der Volksbank. Gepaart mit den Werten der Genossenschaften, dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe, „haben wir ein unglaublich starkes Fundament“, sagt Schorr.

Für den erkrankten Oberbürgermeister Bernhard Schuler überbringt Baubürgermeister Klaus Brenner die Glückwünsche der Stadt. Ganz in seiner Profession als Stadtplaner lobt Brenner die „hohe architektonische Qualität“ der Zentrale in der Römerstraße.„Dies ist auch ein optisches Bekenntnis für Qualität.“

Die Stadt wiederum werde ihren Beitrag dazu leisten, dass auch das Umfeld der Volksbank-Hauptstelle aufgewertet wird. Brenner kündigt eine Erneuerung der Römerstraße und eine völlige Umgestaltung des benachbarten Parkplatzes an.

Zum Abschluss nennt der Bürgermeister eine wichtige Gemeinsamkeit zwischen Bank und Stadt: Beide sind demokratisch legitimiert und beide „zweifeln zuweilen an der Weisheit des Gesetzgebers.“