Die Firma schließt das Tochterunternehmen in Boxberg-Schweigern endgültig. Die Geschäftsführung am Stammsitz und die Gewerkschaft IG Metall haben sich auf einen Kompromiss mit einem Sozialplan für die 35 Angestellten geeinigt.

Leonberg - Keine Demonstration vor der Geze-Zentrale in Leonberg und dem Wohnsitz der Inhaberfamilie in Stuttgart. In letzter Minute haben sich am Mittwochabend die Geschäftsführung der Firma und die Gewerkschaft IG Metall auf die Eckpunkte eines Sozialplans für die Mitarbeiter der Geze-Tochterfirma in Boxberg-Schweigern geeinigt. Für Donnerstag war nämlich seitens der Gewerkschaft eine größere Protestkundgebung geplant.

 

„Am 29. Oktober haben die Verhandlungsführer der IG Metall in Tauberbischofsheim und der Geze GmbH in Leonberg die Eckpunkte eines Sozialplans ausgehandelt, der in den nächsten Tagen endgültig ausgearbeitet wird“, heißt es nun in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Drohende Proteste und Arbeitsniederlegungen der Beschäftigten seien dadurch in letzter Minute abgewendet worden. Die Abwicklung der laufenden Aufträge sowie die Lieferfähigkeit im Tochterwerk seien so sichergestellt. „Wir haben alles getan, um eine einvernehmliche Lösung zu finden, die für alle zufriedenstellend ist“, so eine Geze-Sprecherin auf Nachfrage.

Vorige Woche hatte das Unternehmen die 35 Mitarbeiter der Tochterfirma informiert, dass sie den Standort in Boxberg-Schweigern in der Nähe von Bad Mergentheim endgültig schließen werde. Hier werden Sonderkonstruktionen wie große Eingangstüren für Krankenhäuser und Banken gefertigt. Der Grund für die Schließung: die 1998 eröffneten Produktionshallen schreiben seit Jahren Verluste.

„Die IG Metall bedauert die Entscheidung der Geschäftsleitung, den Geze- Standort in Boxberg-Schweigern aus strategischen Gründen zu schließen“, sagte gestern Türker Baloglu, der Verhandlungsführer der IG Metall. Er ist Gewerkschaftssekretär der IG Metall-Verwaltungsstelle Tauberbischofsheim. „Immerhin konnten wir für die Beschäftigten aber ordentliche Abfindungszahlungen vereinbaren.“

Einen Durchbruch bei den Gesprächen hat es am Mittwochabend gegeben. „Es wurde über Abfindungszahlungen geredet und die Geschäftsführung hat zugesagt, dass sie wesentlich höher ausfallen werden, als gesetzlich vorgegeben“, ist Baloglu zufrieden. Nun würden Details besprochen, wie etwa Arbeitsplätze für Mitarbeiter aus Schweigern in Leonberg oder Anreize für die Angestellten, die bis zur Schließung am 30. Juni 2015 im Werk bleiben, um noch alle Aufträge abzuwickeln, so der IG Metall-Funktionär. Werden den Mitarbeitern Arbeitsplätze in Leonberg angeboten? „Bisher wurden nur Eckpunkte des Sozialplans verhandelt. Weitere Details stehen noch nicht fest“, hieß es bei Geze.

Das Durchschnittsalter der Belegschaft in Schweigern – Schweißer, Schlosser, Glaser, Konstrukteure, Einkäufer – liegt bei etwa 40 Jahren. „Es sind alles gut ausgebildete Fachkräfte. Wir sind zuversichtlich, dass sie schnell neue Arbeitsplätze finden werden“, meint der Gewerkschaftssekretär. „Doch wir sind eine ländliche Region und kein Ballungsraum und das bedeutet dann längere und weitere Anfahrten zum Arbeitsplatz“, so Baloglu. Laut dem Gewerkschaftssekretär sei man seit Jahren bemüht, für die Belegschaft in Schweigern einen rechtsgültigen Tarifvertrag auszuhandeln. Doch alle Bemühungen scheiterten. Im Geze-Stammhaus hingegen wird nach Tarif bezahlt. Bei der IG Metall ist man der Meinung, dass in Leonberg zwischen 20 und 40 Prozent höhere Löhne als in Schweigern bezahlt werden. „Das stimmt so nicht. Zudem ist das Lohnniveau von Boxberg-Schweigern mit der Wirtschaftsregion Stuttgart, in der sich Leonberg befindet, nicht vergleichbar“, hieß es gestern aus der Pressestelle von Geze .

Weil Boxberg-Schweigern seit Jahren unrentabel war, ist die Werkschließung öfter Diskussionsthema gewesen. Die Gewerkschaft ging davon aus, dass damit die Arbeitnehmer zu mehr Überstunden animiert werden sollten. „Wir haben gedacht, das sind nur Drohungen“, sagte Baloglu.

Der Grund für die jetzige Firmenentscheidung war dem Vernehmen nach eine von den Gesellschaftern gewünschte Betriebsvereinbarung. In ihr sollte jeder Arbeitnehmer in Schweigern je nach Produktionserfordernissen für mindestens vier Wochen jeden Tag zehn Stunden arbeiten. Die Gewerkschaft forderte maximal drei Wochen mit diesem Arbeitspensum und die Ankündigung der Überstunden eine Woche vorher.

„Über diese Situation kann die Geschäftsleitung am Stammsitz angesichts der mangelnden Kooperationsbereitschaft der zuständigen Gewerkschaft und der unzureichenden Flexibilität der Arbeitnehmervertretung nicht länger hinwegsehen“, heißt es in der Begründung, warum die Tochterfirma dicht gemacht werden soll.

Die Werkschließung ist nun beschlossenen Sache. Trotzdem gibt es auch Lob von der Gewerkschaft. „Es ist gut, dass sich die Arbeitgeberseite so vernünftig verhalten hat“, sagt Türker Baloglu. „Eine lange Auseinandersetzung tut beiden Seiten nicht gut“, meinte der IG Metall-Mann.