Gemischte Gefühle herrschen bei hiesigen Hellenen nach Tsipras’ Wahlcoup in Griechenland vor. Viele wollen diese Wahl nicht kommentieren, andere beklagen, dass Milliarden in dunklen Kanälen versickern.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Zwischen Hoffnung und Skepsis schwankt die Stimmung der Leonberger Griechen nach dem erdrutschartigen Sieg des 40-jährigen Alexis Tsipras mit seinem Linksbündnis Syriza bei den Parlamentswahlen in ihrer Heimat.

 

Von den 8179 Leonbergern mit ausländischem Pass sind 1687 griechischer Nationalität. Sie stellen damit die größte Gruppe der Migranten in der Stadt. Inoffiziell dürfte die Zahl der Menschen mit hellenischen Wurzeln deutlich größer sein. Die hier geborenen Kinder bekommen automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Viele möchten nichts zur Wahl sagen

Viele von ihnen, mit denen die LKZ gestern gesprochen hat, möchten lieber nichts zur Wahl sagen. „Ich interessiere mich nicht für Politik“, erklärt eine junge Frau. Ein anderer meint, dass er zu weit weg von der alten Heimat sei, um die Lage wirklich beurteilen zu können.

Doch es gibt auch Griechen mit klarer Meinung: „Das wird für Tsipras sehr schwer werden“, prophezeit Dimitrios Kalpakidis. „Die Siryza ist nicht eine fest gefügte Partei wie die Konservativen oder die Sozialdemokraten. Sie besteht aus zahlreichen, oft konträren Strömungen.“

Dass er von dem Linkssozialisten nicht viel hält, daraus macht der Taxiunternehmer keinen Hehl. „Mit Kommunisten habe ich nichts zu tun.“ Und vom Schuldenschnitt hält er schon gar nichts: „Wer Schulden hat, muss sie auch zurückzahlen.“

Dennoch plädiert Kalpakidis dafür, dem neuen Ministerpräsidenten in Athen eine Chance zu geben. „Er braucht Zeit. Wir können jetzt nicht einfach sagen, dass das Volk schlecht gewählt hat.“

Noch deutlicher drückt sich Angelos Konvolidis aus. „Griechenland hat als erstes Krisenland in der EU einen wichtigen Schritt gemacht, um die Zukunft selbst bestimmen zu können.“ Dass dieser Weg steinig sein wird, ist für den Chef des Bistros Roma im Leo-Center klar.

„Milliarden verschwinden in dunklen Kanälen“

„Sollte Griechenland wieder die Drachme bekommen, wird das Land 50 Jahre brauchen, um sich zu erholen. Aber der Euro ist nicht das einzig selig Machende.“ Dass etwas Einschneidendes geschehen muss, steht für Konvolidis außer Frage: „Die Menschen halten sich nur noch mit mehreren Jobs über Wasser. Und gleichzeitig verschwinden Milliarden in dunklen Kanälen. Die Staatsparteien klauen seit Jahren.“

„Auch wenn Syriza nicht meine Richtung ist, muss man sagen, dass die konservative Nea Dimokratia in den vergangenen Jahren nichts besser gemacht hat“, meint Alkiviadis Varonos. „Uns bleibt die Hoffnung, dass nun ein echter Wechsel kommt.“ Dass der Euro gefährdet ist, glaubt der Chef einer Lackiererei im Ramtel nicht.