Der 24 Jahre alte Shahin Campos kämpft bei der Abnehm-Show „The Biggest Loser“ im TV gegen seine Pfunde. Schon als Schüler war er übergewichtig. Doch jetzt will er endlich in die Kleidung passen, die er verkauft. Heute Abend wird es aber erstmal brenzlig für ihn.

Leonberg - Grüner Kugelblitz – so haben seine „Biggest Loser“-Mitstreiter den Leonberger Shahin Campos in der vergangenen Woche getauft. Tänzelnd leicht bewegte sich der 1,71 Meter große Verkäufer beim Blind-Fußball über das Spielfeld. Während die anderen zum Teil erheblich größeren und schwereren Mit- und Gegenspieler eher unbeholfen umherstolperten, erzielte Shahin fünf Tore für seine Mannschaft, die damit gewann. Ein seltenes Erfolgserlebnis für den 24-Jährigen aus dem Team Limette. Denn Sport gehörte bisher eher weniger zu seinem Leben.

 

Schon als Schüler war der gebürtige Hamburger dick. „Vor und nach dem Sportunterricht habe ich nie mein T-Shirt ausgezogen vor den anderen“, erzählt Shahin. Bis heute geht er so gut wie nie ins Freibad, „und wenn, dann nur mit Tank-Top“. Vor allem seine recht große „Oberweite“ versucht er zu verstecken. Dass ihn jetzt ein paar Millionen Fernsehzuschauer Woche für Woche oben ohne beim Wiegen sehen, ist ihm zu Beginn unangenehm gewesen. „Es hat mich Überwindung gekostet, das T-Shirt das erste Mal auszuziehen. Ich habe mich geschämt.“

Doch nach und nach hat er sich an den kleinen Striptease vor laufenden Kameras gewöhnt. „Ich sehe ja auch, dass es weniger wird. Wenn ich mir die Sendung irgendwann später mal wieder anschaue, kann ich sagen, ich hab’s geschafft“, ist er überzeugt. Sein Startgewicht von 136,3 Kilogramm zu halbieren, das hat er sich vorgenommen, bevor es am Ende des Sommers ins Abnehm-Camp nach Andalusien ging. Zeit dafür hat er noch bis zur Finalshow, die am 19. März ausgestrahlt wird.

„The Biggest Loser“ sei für ihn der Startschuss in ein neues Leben gewesen, die Show sieht er als Riesenchance. „Man hat Ärzte und Trainer dabei. Die anderen wollen das Gleiche wie du und du kannst den Leidensweg mit ihnen teilen“, sagt Shahin, der Halb-Chilene und Halb-Iraner ist. Er habe nie vorher eine Diät gemacht oder sei ins Fitnessstudio gegangen. „Ich habe immer gedacht, irgendwann kommt der Tag, an dem ich abnehme. Doch stattdessen kamen Gemütlichkeit und Faulheit.“ Und die Kilos. Auch wenn der 23-Jährige bisher noch keine gesundheitlichen Folgen durch sein Übergewicht spürt, hat er es doch immer vor Augen. Seine Mutter ist auch übergewichtig und hat Diabetes. „Man ist ja nicht dumm, man weiß ja, was man sich antut“, sagt er über seinen früheren Lebensstil. „Übergewicht ist keine positive Sache.“ So schränkt es auch seinen Alltag ein. „Bücken und Sachen aufheben bei der Arbeit, Treppen steigen, da war ich sofort aus der Puste. Mittlerweile fällt mir das viel leichter“, erzählt Shahin, der mit Team-Kollegin Nermin bei einer Modekette arbeitet.

Sein großer Traum ist es, einmal selbst Mode zu entwerfen. Dabei passte er bisher nicht in die Kleidung der gängigen Modeketten. „Wenn bei uns im Laden neue Ware ankam, haben sich meine Kollegen immer draufgestürzt. Aber meine Größe war nie dabei.“ Klamotten in Übergrößen findet er meist nicht besonders modisch. Deshalb legte der 24-Jährige, dem ein gutes Aussehen sehr wichtig ist, oft selbst Hand an die Kleider und nähte sie um. In der so aufs Äußere bedachten Modewelt hat der Leonberger mit seinem Gewicht schon schlechte Erfahrungen gemacht. Nach einem Bewerbungsgespräch wurde er zwar für seine Qualifikationen gelobt, bekam die Stelle aber nicht. „Ich fragte nach. Ich passe nicht ins Gesamtbild, bekam ich zur Antwort. Danke, sagt mir doch gleich, dass ich fett bin“, erzählt er immer noch sauer.

„Ich verstehe nicht, warum man Menschen immer niedermachen muss“, kritisiert Shahin. Nach dem Abnehm-Camp, das bereits im Spätsommer und Herbst aufgezeichnet wurde, hat er sich auch mal ins Fitnessstudio gewagt. „Da sieht man nur Schlanke. Und die gucken dann komisch, wenn man als Dicker da hinkommt.“ Er habe sich da sehr allein gefühlt, besonders, da es ihn schon Überwindung gekostet hat, hinzugehen. „Dabei sollten die Leute nicht bewerten, sondern helfen und einem gut zureden.“ Die Gesellschaft müsse da toleranter werden. Wenigstens einen kleinen Fortschritt sieht er durch seine Teilnahme am öffentlichen Abspecken beim Sender Sat 1: „Die Leute erkennen mich jetzt auf der Straße. Und sie sind so positiv. Für andere bin ich Vorbild, dass ich den Kilos den Kampf ansage und was dagegen tue. Das motiviert mich noch mehr“, erzählt der Verkäufer. Wenn die Sendung vorbei ist, will er seine Erfahrungen weitergeben. „Ich will dann ein Blog machen, dort meine Ziele und Ergebnisse öffentlich zeigen, auch Tipps geben. Damit will ich andere motivieren“, sagt Shahin und schiebt noch ein Versprechen hinterher: „Ich werde nicht aufhören. Ich will eine bessere Lebensqualität für mich.“

Die Dritte Woche im Camp

Bereits in den ersten beiden Wochen im Abnehm-Camp hatte das Team Limette Zoff mit den anderen Teams. Denn Shahin und Nermin hatten in der ersten Woche am wenigsten abgenommen. Nach Woche zwei entgingen sie nur knapp dem Rauswurf. Doch die Probleme mit den anderen gehen gerade erst los. Zu sehen am Mittwoch von 20.15 Uhr an auf Sat1.