Über anderthalb Jahre haben eine Leonbergerin und ihr Freund eine Marihuana-Plantage gepflegt, die Blätter geerntet und das „Gras“ dann verkauft. Das Amtsgericht verurteilte die Frau deshalb zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Der Mann ist auf der Flucht.

Leonberg - Mit ihrem Hausmeister hatte sie wohl nicht gerechnet. Der hohe Stromverbrauch und ein gelegentlicher Marihuana-Geruch aus der Wohnung der 30 Jahre alten Leonbergerin kamen dem Hauswart auffällig vor. Deshalb informierte er die Polizei. Als diese dann im April die Wohnung durchsuchte, staunten die Beamten nicht schlecht: Etwa 370 Marihuana-Pflanzen fanden die Polizisten, die in einer großen Anlage gezogen wurden, ein paar Kilo abgepacktes Marihuana, dazu 13 000 Euro Bargeld, die aus dem Verkauf stammten. Wegen Drogenhandels in nicht geringer Menge ist die 30-Jährige am Donnerstag Amtsgericht Leonberg zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt worden.

 

Die Leonbergerin, die seit April in Untersuchungshaft sitzt, hatte noch während der Wohnungsdurchsuchung gestanden. Angefangen hatte es im April 2011. Ihr damaliger Freund habe sie überredet, die Marihuana-Plantage aufzubauen und das „Gras“ zu verkaufen. Der Gewinn sollte geteilt werden. Die gelernte Immobilienkauffrau, die damals als Finanzberaterin arbeitete, habe zuerst nicht gewollt. „Ich ließ mich dann doch überreden“, sagte sie vor Gericht.

Zunächst mietete sie eine Wohnung im gleichen Haus, in dem ihr Freund wohnte. In zwei Kinderzimmern richteten die beiden dann die Plantage ein. Die 30-Jährige kümmerte sich um die Pflanzen, erntete die Blüten und Blätter, trocknete diese in ihrem Bad und verpackte in ihrer Küche die Portionen. Der Freund kümmerte sich um den Verkauf. Er habe immer alles organisiert: die Pflanzen, die Anlage, den Nachschub.

Vor Gericht schilderte die Polizeioberkommissarin, die an der Durchsuchung beteiligt gewesen war, ihre Eindrücke. „Das sah sehr professionell aus. Die 370 Pflanzen waren 60 bis 80 Zentimeter hoch. Es gab eine Beleuchtungsanlage mit Zeitschaltuhr und eine Belüftung“, sagte die Beamtin. „Einen solch großen Fund erleben wir bei der Polizei nur selten.“

Etwa 20 Kilo Marihuana habe sie über einen Zeitraum von 20 Monaten geerntet, gab die Angeklagte vor Gericht zu. Der Staatsanwalt errechnete daraus einen Gewinn von etwa 53 000 Euro für die Leonbergerin. Davon kaufte sie sich unter anderem ein I-Phone und einen BMW. Zu Beginn dieses Jahres habe sie aber aussteigen wollen, beteuerte die 30-Jährige. Von ihrem Partner, der seit April auf der Flucht ist, war sie schon einige Zeit getrennt. Noch vor ihrer Verhaftung habe sie aus dem Geschäft aussteigen wollen. Mit ihrem neuen Freund wollte sie eine Familie gründen.

Damit muss sie jetzt noch warten. Das Amtsgericht verurteilte sie zu zwei Jahren und drei Monaten Haft. Der Richter und die Schöffen hielten der Frau zugute, dass sie von Beginn an alles zugegeben hatte und zwar mehr, als man ihr wohl hätte nachweisen können. Dabei habe sie auch ihren Ex-Partner schwer belastet. Zudem habe sie Reue gezeigt und sei nicht vorbestraft. „Das war eine ganz gewaltige Menge Rauschgift und sie waren gleichberechtigte Partner. Eine Bewährungsstrafe kann in diesem Fall nicht angemessen sein“, sagte der Richter. Allerdings sei die 30-Jährige mit dem Strafmaß noch gut bedient. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.