Monatelang haben die S-Bahn-Kunden auf die Fahrstühle verzichten müssen, weil die bisherigen durch neue ersetzt worden sind. Gerade mal drei Wochen sind diese jetzt in Betrieb.

Leonberg - Diese Fahrstuhlgeschichte ist ein ewiges Auf und Ab: erst defekt, dann Ersatz in Sicht. Doch bevor die neuen Lifte eingesetzt werden konnten – Siebenschläfer-Alarm! Und nun, nachdem die Neuen endlich drin sind, das: schon wieder defekt!

 

Aber der Reihe nach. In den vergangenen Wochen erreichten die Redaktion unserer Zeitung vermehrt Nachfragen zu den Aufzügen am Bahnhof. Sie seien noch immer nicht in Betrieb beziehungsweise defekt. Besonders ältere und gehbehinderte S-Bahn-Kunden, aber auch Eltern mit Kinderwagen, sind auf die Fahrstühle angewiesen, wenn sie Richtung Weil der Stadt fahren wollen oder aus Stuttgart kommen.

Der Schaltschrank steht in der prallen Sonne

Nach Auskunft der Deutschen Bahn sind die neuen Aufzüge vor rund drei Wochen in Betrieb genommen worden. Seitdem häufen sich jedoch Ausfälle am Lift auf Gleis 1. Die Ursache ist aber bereits gefunden: hohe Temperaturen. „Die Störquelle ist der Schaltschrank des Aufzuges. Dieser steht am Gleis 1 in der prallen Sonne“, erklärt Werner Graf, ein Sprecher der Bahn, in Stuttgart. Die Technik verkrafte aber nur gewisse Temperaturen. Wird es im Schrank zu heiß, greife ein Notfallabschaltprogramm. Der Fahrstuhl ist dann außer Gefecht gesetzt. Der Schaltschrank an Gleis 2/3 stehe hingegen unter einem Dach. Hier treten die Probleme nicht auf. „Wir sind in Gesprächen mit der Herstellerfirma, wie künftig Störungen vermieden werden können“, sagt Graf.

Im Moment funktioniere der Lift. „An besonders heißen oder sonnigen Tagen kann es aber sein, dass die Sicherheitsschaltung wieder anspringt und den Lift ausschaltet“, erklärt der Bahnsprecher, der die Fahrgäste um Verständnis bittet. „Wir wissen, dass es eine unzumutbare Situation ist. Die Aufzüge sind neu und man darf erwarten, dass sie funktionieren.“ Die Geduld der S-Bahn-Fahrer wird nun schon seit geraumer Zeit arg beansprucht. Wurden die Aufzüge in der Vergangenheit öfter mal Opfer von menschlichem und tierischem Vandalismus, so streikte Mitte des vergangenen Jahres die Technik. Eine Prüfung hatte gezeigt, dass es erhebliche Probleme mit der Hydraulik gab, die die Kabine nach oben und nach unten bewegt.

Neue Aufzüge kamen verspätet

Eine Reparatur sei nach Aussage der Bahn zu teuer gewesen. Deswegen wurden neue Lifte geordert. „Wir haben im VVS-Gebiet rund 100 Aufzüge, doch kaum einer ist baugleich mit dem anderen“, sagt Graf. Jeder Lift müsse an die örtlichen Gegebenheiten angepasst werden. Und das benötige eben Zeit.

Mit vier Monaten Ausfall hatte man im vergangenen Sommer geplant. Doch es kam anders. So gelang es den Technikern zunächst, die bisherigen Lifte zu reparieren. Der Austausch wurde verschoben auf November. Als der alte Lift schließlich ausgebaut war, der nächste Aufreger: Es gab Hinweise, dass Siebenschläger in dem Schacht überwintern. Die Naturschutzbehörde des Kreises hatte daraufhin die Bauarbeiten sofort gestoppt. Sie im Schlaf zu wecken, kann für Siebenschläfer tödlich enden, weshalb es verboten ist.

Dieses Vorgehen hatte für großen Unmut unter den Fahrgästen gesorgt. Schließlich hatte die Bahn zwei Mitarbeiter damit beauftragt, den Bahnkunden zur Hand zu gehen und etwa Koffer oder Kinderwagen die Treppen hoch- und runterzutragen.

Gemeinsam mit der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen wurde der Schacht erkundet – aber kein Siebenschläfer gefunden. Nach diesem Aufreger habe sich der Einbau der neuen Anlagen dann erheblich verzögert. „Wir haben monatelang auf die neuen gewartet“, erklärt der Bahnsprecher. Nachdem sie jetzt endlich eingebaut sind, wolle man nun auch dafür sorgen, dass sie einwandfrei funktionieren.