Die evangelische Kirchengemeinde Höfingen feiert mit einer Grundsteinlegung den Neubau ihres Pfarrhauses. Eine Sanierung wäre zu teuer gewesen.

Leonberg - Mehr als 400 Jahre hat das alte Höfinger Pfarrhaus auf dem Buckel. Es wurde im Jahr 1578 erbaut und gehört damit zu den ältesten Gebäuden im Stadtteil. Dass es nicht mehr auch nur annähernd modernen Anforderungen wie Barrierefreiheit entspricht, verwundert daher nicht.

 

Dennoch hatte der evangelische Kirchengemeinderat ursprünglich nur eine Sanierung im Sinn, als er sich erstmals mit einer Modernisierung des Gebäudes befasste. Doch schon im Jahr 2007 wurde den Kirchengemeinderatsmitgliedern klar, dass ein Neubau in der Summe deutlich billiger werden würde. „Die Außensanierung und der Büroneubau hätten uns rund 600 000 Euro gekostet“, weiß der Pfarrer Andreas Löw noch gut. Ein erster Kostenvoranschlag von Architekt Cliff Rohrbach aus dem Jahr 2011 ging von Neubaukosten von rund 440 000 Euro aus.

Gemeinde muss 290 000 Euro aufbringen

Inzwischen weiß die Kirchengemeinde, dass die Kosten 750 000 Euro betragen. Rund 460 000 Euro kommen aus öffentlichen Mitteln wie der allgemeinen Kirchensteuer. 290 000 Euro muss die Gemeinde durch den Verkauf des alten Pfarrhauses an einen Privatmann und Spenden noch selbst aufbringen.

Für die enorme Kostensteigerung hat der Architekt Rohrbach eine Erklärung: „Wir sind mit der Planung in eine unglückliche Zeit geraten“, sagte er bei der Grundsteinlegung am Montagnachmittag, „über alle Gewerke sind die Preise pro Jahr im Schnitt um sieben Prozent gestiegen.“

Dennoch sei der Neubau gegenüber der Sanierung „ein Meilenstein“: Barrierefreiheit sei durch den Zugang zum Gemeindebüro im Erdgeschoss gewährleistet. Zudem gebe es ausreichend Stellplätze, und das Gebäude entspreche energetisch den neuesten Anforderungen.

Zeitkapsel mit aktuellen Inhalten

Auch unter den rund 30 Gästen, die bei der Grundsteinlegung dabei waren, überwog die positive Stimmung: „Der Bau eines neuen Pfarrhauses ist etwas Besonderes, das nicht jede Generation erlebt. Wir wollen dies mit der Grundsteinlegung gebührend würdigen und hoffen, dass auch künftige Generationen etwas davon haben und ein Segen von diesem Haus ausgeht“, sagte Hiltrud Kistenmacher-Lienert, die Zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderates in ihrer Ansprache.

Pfarrer Löw wird Wohnung nicht mehr beziehen

Zur Erinnerung an den Tag der Grundsteinlegung versenkte Pfarrer Andreas Löw eine Zeitkapsel mit ganz speziellen Inhalten: Fotos vom Kirchengemeinderat finden sich ebenso darin wie ein Haussegen und die Jahreslosung. Als Souvenir dienen zudem ein Euro-Starter-Kit und eine Ausgabe der Leonberger Kreiszeitung vom 10. Juli. Die größten Lacher erntete Löw jedoch, als er sagte, die Zeitkapsel enthalte auch eine Luther-Playmobilfigur.

Der Pfarrer selbst will die neuen Räume im ersten Obergeschoss in seiner restlichen Amtszeit nicht mehr beziehen. Bei der Enthüllung der Grundsteinplatte zitierte der Geistliche daher auch zwei Verse aus dem ersten Korintherbrief: „Der Gnade Gottes entsprechend, die mir geschenkt wurde, habe ich wie ein guter Baumeister den Grund gelegt; ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut. Denn einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist: Jesus Christus“.