Kein Internet, kein Fax, kein Telefon – Mediziner Günter Reuchlin ist von der Außenwelt abgeschnitten.

Leonberg - Völlig aufgelöst und den Tränen nahe sitzt der Mann in der Praxis von Günter Reuchlin im Glashaus in der Graf-Ulrich-Straße. Der Leonberger Arzt betreut zusätzlich zu seinen Patienten als Allgemeinmediziner auch noch eine ganz spezielle Klientel: Drogenabhängige, die er mit der Ersatzdroge Methadon versorgt.

 

Was den Patienten seelisch so fertig gemacht und in Panik versetzt hat, ist die Tatsache, dass er seinen Arzt nicht erreichen konnte und nicht sicher war, ob er seine legale Ersatzdroge bekommt. „Seit Dienstagvormittag klingelt in der Praxis kein Telefon mehr, auch das Faxgerät ist stumm und die Computer in der Praxis liefern keine Infos mehr“, ist Reuchlin ungehalten. Dabei sei es äußerst wichtig, dass die Patienten Kontakt zu ihrem Arzt haben und dieser wiederum zu ihnen. „Mindestens zehn Rezeptanforderungen gehen täglich über Fax hinaus“, zählt der Mediziner auf, warum funktionierende Kommunikationsmittel wichtig sind. Diese Rezeptanforderungen seien Standard für Pflegeeinrichtungen, aber auch für Patienten nach einem Hausbesuch.

„Wir kümmern uns schnellstens“

Natürlich haben die Mitarbeiterinnen am Dienstag bereits vor Praxisöffnung Alarm geschlagen. Eine erste Antwort der Telekom auf dem privaten Handy sei gewesen, dass sich ein Techniker zwischen 11 und 15.59 Uhr vor Ort der Sache annehmen werde. „Wir kümmern uns schnellstens“, hieß es weiter.

Doch dann folgte rasch eine weitere Nachricht, dass doch kein Techniker vorstellig werde, es sei wohl ein Fehler im Kabelnetz. „Großzügig hat mir die Telekom einen Gutschein über 10 Gigabit für mobiles Surfen angeboten“, sagt der Arzt. „Doch leider bin ich da bei einem anderen Anbieter, also nützt mir das nichts.“

„Wir haben schnell Kontakt zu dem Kunden aufgenommen und soweit möglich eine Weiterschaltung eingerichtet, damit die Anrufe nicht ins Leere gehen“, sagte gestern eine Telekom-Sprecherin auf Anfrage. Es sei eine Kabelmessung vorgenommen worden und die habe gezeigt, dass es wohl kein Einzelfall sei. Das sei noch zu klären.

Rufumleitung ist lästig und wenig hilfreich

„Möglicherweise ist es eine etwas größere Störung.“ In der Tat, denn auch in der Apotheke in dem Gebäude in der Graf-Ulrich-Straße und in einer anderen Praxis ist am Mittwoch die Telefonverbindung – allerdings nur kurzzeitig – ausgefallen. „Die Rufumleitung auf das Handy ist wenig hilfreich, das läutet ständig und als Arzt hat man anderes zu tun, als sich ständig mit der Technik herumzuschlagen“, sagt der Mediziner. „Wenn mal ein, zwei Stunden das Telefon schweigt, ist das manchmal schön“, scherzt Reuchlin. „Aber nun weiß man sich nicht zu helfen, wenn sich nichts ändert“, wird er ernst.

„Nicht erreichbar zu sein, ist nicht gerade ein gutes Aushängeschild für eine Arztpraxis“, gibt Reuchlin zu bedenken. Und das angesichts der Tatsache, dass seit Dienstag, 19. September, um 10.41 Uhr, der Störungsstatus unverändert anzeige: „Wir kümmern uns schnellstens.“

„Bislang steht kein Datum im Raum, wann die Störung behoben ist“, sagt der Leonberger Sucht- und Allgemeinmediziner. „Leider lässt sich nicht sagen, wie lange die Störung noch andauern wird“, kann auch die Telekom-Sprecherin am Donnerstagnachmittag nur bedauern.

Familienbildungsstätte auch nicht erreichbar

Auch die Familienbildungsstätte in Leonberg ist seit Dienstag weder per Telefon noch per E-Mail erreichbar, teilt die Leiterin Beate Meinzolt mit. Anliegen können nur persönlich vorgebracht werden. Die Internetseite ist aber abrufbar. Wann das Problem behoben wird, steht nicht fest. Ebenfalls weiß man bislang nicht, ob ein Zusammenhang mit dem Ausfall in der Arztpraxis besteht.