Einige Gastwirte und Kneipeninhaber möchten rund um den historischen Marktplatz mit zusätzlichen Live-Konzerten mehr Leben und Abwechslung in die gute Stube bringen. Die Ansätze sind vielversprechend.

Leonberg - Es wird das Jahr der Live-Musik in Leonberg. Was darf es heute Abend sein? Ein wenig Heavy Metal in der neu eröffneten Beat Baracke? Französischen Pop im „Ralph’s“? Drei Jungs, die toll covern, aber auch gute eigene Sachen spielen im Domizil? Oder lieber Classic Rock mit dem Drummer von Emerson, Lake and Palmer im „Uhlenspiegel“ in Rutesheim. So viel Live-Musik-Auswahl an einem Abend, das gibt es in Leonberg und Umgebung nur selten.

 

Nein, das Leonberger Nachtleben hat in den vergangenen Jahren keinen guten Ruf genossen. Keine Disco, weniger Kneipen in der Altstadt, die Beat Baracke abgerissen. Live-Musik gab es zwar hin und wieder. Bei Festen wie dem Pferdemarkt oder dem doppelten Stadtjubiläum. Während der Musik- und der Partynacht. Als Begleitung zum City-Lauf. Als Bühne für den eigenen Nachwuchs bei den Kinder- und Jugendtagen im Stadtpark. Natürlich auch als große Revue oder als Tribute-Show in der Stadthalle inszeniert. Nicht zu vergessen das dreitägige Warmbronner Open Air. Doch diese Termine musste man suchen und sich dick im Kalender markieren.

Das ändert sich allmählich. Wirte wie Manfred Uhle mit seinem „Uhlenspiegel“ hat es harte Arbeit gekostet – und einen Umzug vom ehemaligen Handelshof nach Rutesheim. Ebenso Lothar und Marie Mattner, die seit dem Umzug des „Domizils“ an den Markt noch umtriebiger sind. Im Irish Pub „Murphy’s Law“ treten auch mal unter der Woche Musiker auf. Das jüngere „Republik Pub“ nebenan bietet hin und wieder ebenfalls Live-Rock an.

In der Altstadt geht was

Auch andere Wirte in der Altstadt ziehen nach. Etwa Jürgen Kuhn, der Geschäftsführer des „Ralph’s“, das es jetzt seit einem Jahr in der Hinteren Straße gibt. Dort spielt an diesem Abend die hiesige Band „Nuits Blanches“, die ihre Lieder auf Französisch vorträgt. „Wir haben von Anfang an auch auf Live-Musik gesetzt“, sagt Kuhn. Das hat sich rentiert: „Mittlerweile kommen die Bands auf uns zu und fragen, ob sie hier spielen können.“

Doch dem Geschäftsführer geht es nicht um sein Lokal, sagt er. „Ich bin ein Kind dieser Stadt. Vor 20 Jahren hat hier in der Altstadt noch der Bär gesteppt“, erinnert sich Jürgen Kuhn. Dahin will er gerne zurück. „Wir möchten, dass der Marktplatz und die Altstadt an Attraktivität gewinnen. Wir wollen, dass hier endlich mal was passiert“, meint er. Die Altstadt sei das „Wohnzimmer von Leonberg, die Leute sollen sich hier wohlfühlen“. Wenn etwas geboten werde, dann kämen die Menschen auch. „Man müsste mal ein Sommerfest oder ein Open Air auf dem Marktplatz veranstalten“, überlegt Jürgen Kuhn laut. Es sei schade, dass die Stadtväter dies so vernachlässigten.

Vor gerade drei Wochen hat das neu errichtete Jugendhaus eröffnet und mit einem großen Konzertraum die alten Beat-Baracke-Zeiten wiederbelebt. Auf das zweitägige Eröffnungsfestival folgt an diesem Freitag und Samstag gleich das nächste, diesmal in der Heavy-Metal-Variante und von einem kleinen privaten Veranstalter. In der neuen Beat Baracke, aber auch im Warmbronner Treff, der ebenfalls zum Jugendhaus-Verein gehört, geht es fleißig weiter mit Auftritten. An etwas Neuem probieren sich derzeit Samantha Porsche Mafham und Benjamin Schulz mit ihrer Veranstaltungsreihe „Maflz“ – der Name setzt sich aus den ersten und letzten drei Buchstaben ihrer Nachnamen zusammen. Eine Art Talentwettbewerb schwebt den beiden vor, nicht nur für Musiker. An sechs Abenden in den Pfingstferien können jeweils bis zu zehn Künstler auftreten. Der Gewinner jedes Abends darf dann im August beim Strohländle auf der Engelbergwiese bei der „Open Stage“ auftreten. Die Anmeldung läuft seit gestrigem Freitag per E-Mail an orga.maflz@googlemail.com. „Wir wollen Abwechslung nach Leonberg bringen, aber mit wenig Einsatz für alle“, erklärt Benjamin Schulz.

Mehr Abwechslung in der Altstadt

Anfang März gab es bereits eine Art Testlauf mit jungen Musikern in der Cafébar „Pazzo“. „Das hat super funktioniert. Die Musiker waren klasse und die Stimmung super“, erzählt er.

Bei den sechs Veranstaltungen rund um Pfingsten, die im Domizil, im Ralph’s, im Allegre und im Glashouse in Leonberg sowie im Gerlinger Hof und im Courage in Gerlingen stattfinden, soll jedes Mal etwas anderes angeboten werden. „Einen Poetry Slam würde ich mir sehr wünschen. Dazu möchten wir auch gern auf Schulen zugehen. Ansonsten ist alles gefragt, was man auf einer kleinen Bühne machen kann, egal ob jonglieren, tanzen oder singen“, meint der Leonberger, der sich auch weitere Veranstaltungen vorstellen kann. Von der After Work über eine Kopfhörerparty bis zum Autotreffen. Ihre Motivation sei einfach, mehr Abwechslung in die Stadt bringen. „Ich frage mich, warum wir nicht mehr in Leonberg machen“, sagt Benjamin Schulz. Am ersten August-Wochenende folgt schließlich das Warmbronner Open Air.

Termine mit Live-Musik

28. März Nuits Blanche im „Ralph’s“ (21 Uhr), Noisepollution im „Domizil“ (20 Uhr), Carl Palmer im „Uhlenspiegel“ (21 Uhr), Ground Force One Festival in der Beat Baracke (18.30 Uhr). 11. April Banana Chicks und Revolving Door in der Beat Baracke (20 Uhr) 24.April Swolo im Republik (21 Uhr) 30. April 7 Jahre Murphys Law mit Dirty Strings (20.30 Uhr) 9. Mai Musiknacht in der Altstadt 23. Mai bis 6. Juni Maflz-Reihe 27. Juni City-Lauf mit Live-Bands als Begleitung 11. und 12. Juli Kinder- und Jugendtage und Tag der Internationalen Begegnung mit Musik auf der Seebühne 31. Juli bis 2. August Warmbronner Open Air 31. Juli bis 23. August Strohländle am Engelbergturm 14. November Partynacht in der Altstadt mit Live-Musik und DJs.