Im November 2013 beschließt der Gemeinderat den Neubau. Am 30. Dezember 2014 folgt der Vertrag mit dem Generalunternehmer, gestern nun die Übergabe.

Leonberg - Das ist die erste Veranstaltung im neuen Ratssaal“, sagt Bernhard Schuler und greift zum Stift. Der Oberbürgermeister unterschreibt das Abnahmeprotokoll mit dem Generalunternehmen Wolff & Müller, das den Rathaus-Neubau innerhalb von weniger als zwei Jahren hochgezogen hat. Auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 30. Dezember 2014, wurde der Auftrag für das 25 Millionen Euro teure Gebäude unterzeichnet.

 

„Da stand außer der Hülle noch nichts fest“, hebt Schuler die besondere Leistung hervor. Der eigentlich Bau begann dann erst im Juni (siehe Chronik unten). Abgabetermin: Jahresende 2016. „Ich bin froh, dass wir das geschafft haben“, sagt Schuler, der auch die gute und vor allem sachliche Zusammenarbeit im Gemeinderat bei diesem brisanten Thema lobt. Denn zum neuen Rathaus kam die Stadt im März 2013 eher wie die Jungfrau zum Kinde. Wegen technischen und Brandschutzmängeln wurde die Betriebserlaubnis nur bis Februar 2017 erteilt. „Sicher hätte man das jetzige Rathaus sanieren und um den nötigen Anbau erweitern können. Aber das wäre genauso oder eventuell sogar teurer gekommen“, sagt der OB.

Moderner Verwaltungssitz

Dafür lobt er die Vorzüge des Neubaus, der künftig nur noch „Rathaus Leonberg“ heißen wird. „Es ist transparent, wie es eine Verwaltung im 21. Jahrhundert sein sollte.“ Große, bodenlange Fenster nach außen sollen Offenheit gegenüber der Bevölkerung demonstrieren. Das Atrium, verglaste Bürotüren und viele Fenster und Glaswände im Inneren sorgen für viel Tageslicht. Dazu ist ein modernes Betonkühlungs- und -heizungssystem installiert. „Das ist eine energetisch besonders günstige Variante“, erklärt Bernhard Schuler. Dazu komme eine Solaranlage auf dem Dach, durch die sich die Verwaltung teilweise selbst mit Strom versorgen kann. Dazu gibt es erstmals eine Kantine für die 220 Mitarbeiter.

Abbruch des alten Gebäudes im Frühjahr

„Das war ein anspruchsvolles Bauvorhaben“ und eine außergewöhnlich gute Zusammenarbeit“, meint der Geschäftsführer von Wolff & Müller, Steffen Schönfeld, der zur Unterzeichnung ein Geschenk mitgebracht hat: eine Urkunde, die bezeugt, dass am neuen Rathaus klimaneutral gebaut wurde. Damit ist Wolff & Müller aber noch nicht fertig. „Wir müssen das bestehende Gebäude noch abbrechen. Das wird nicht einfach“, sagt Schönfeld.

Erst wenn auch die Außenanlagen stehen, soll es ein Fest für die Bürger geben, vermutlich am 9. Juli. Für die Bürgerschaft öffnet die Verwaltung im neuen Domizil erstmals am Dienstag, 10. Januar. In der kommenden Woche sind außer dem Bürgeramt und dem Stadtmarketing alle Ämter wegen des Umzugs geschlossen. Das Kulturamt samt Stadtmarketing zieht erst nach dem Pferdemarkt in den Neubau ein. Dann öffnet auch die neue Tourist-Information direkt am Eingang im Erdgeschoss.

Impuls für die Stadtachse

Vom neuen Rathaus versprechen sich die Stadtoberen nicht nur einen schöneren, moderneren Verwaltungssitz. „Wir hoffen auf einen städtebaulichen Impuls“, sagt der Oberbürgermeister. Das betrifft die Achse von der Römergalerie bis hoch zur Grabenstraße – die sogenannte Stadtachse mit Brückenschlag.

Im benachbarten Gebiet bis zur Römergalerie plant das Leonberger Unternehmen Mörk Bau einen Komplex mit Wohnungen und eventuell einem Pflegeheim. Die bestehenden Gebäude auf dem Gebiet würden dann abgerissen und die Neubauten etwas von der Eltinger Straße weggerückt.

Auf dem Postareal wird sich etwas tun

So soll sich dann eine durchgängige Achse für Fußgänger und Radfahrer von der Römergalerie bis zum Rathaus ergeben. Auch auf dem Postareal, das der Stadt bereits gehört, wird sich bald etwas tun. Die Post will 2017 mit ihrem Paketzentrum ins neue Gewerbegebiet Leo-West an der Autobahn ziehen. Dann könnte der lange geplante Brückenschlag zur Altstadt endlich umgesetzt werden. „Im ersten Quartal 2017 stehen dazu schwierige Entscheidungen im Gemeinderat an“, blickt der Oberbürgermeister voraus. Ende des nächsten Jahres, spätestens Anfang 2018 werde endgültig beschlossen, was auf dem Postareal geschieht. Etwa ob ein Lebensmittelhandel für das nördliche Stadtgebiet dort benötigt wird oder nur für noch mehr Verkehr auf der engen Verbindung sorgt. „Dann könnte es theoretisch schon Ende 2018 mit ersten Baumaßnahmen losgehen“, sagt Schuler, der bewusst den Konjunktiv wählt.

Nur eines steht für das Stadtoberhaupt fest: „2025 wird der Bereich zwischen Römer- und Grabenstraße ein modernes, fußgänger- und radfahrerfreundliches Gesicht haben“, sagt Bernhard Schuler.

Info: Die Rathaus-Chronik

Historische Rathäuser
Das erste Rathaus befindet sich am Marktplatz und beherbergt heute die Filiale der Deutschen Bank. 1468 wurde ein neues Fachwerkhaus errichtet und zum Bürgerhaus der Amtsstadt, heute als „Altes Rathaus“ bezeichnet. Das historische Rathaus in Eltingen wird nach der Verschmelzung beider Orte 1938 als Verwaltungssitz aufgegeben und beherbergt heute das Stadtarchiv.

Das „Neue Rathaus“
Anfang der 1960er Jahre als Landratsamt des Kreises Leonberg erbaut, wurde es nach der Verwaltungsreform von 1973 von der Stadt gekauft und als Rathaus genutzt. Weil der Platz nicht reicht, werden über die Jahre drei Außenstellen eingerichtet.

Neubau
Im März 2013 die Hiobsbotschaft: gravierende Mängel beim Brandschutz und der Elektrik. Die Betriebserlaubnis wird nur noch bis Ende Februar 2017 erteilt. Der Gemeinderat entscheidet sich für den Neubau statt einer Sanierung. Ende 2013 wählt er aus vier Optionen das heutige Modell, bei dem im Alten Rathaus das Bürger- mit Ordnungs- und Standesamt verbleibt und alle weiteren Ämter aus vier Standorten in den Neubau ziehen. Es ist ein straffer Zeitplan zu bewältigen. Im April 2015 wird die Baustelle eingerichtet, im Juni der Sitzungssaal abgerissen, im Juli 2015 folgt der erste Spatenstich. Ende Februar 2016 wurde Richtfest gefeiert.