Bernhard Schuler vor dem Narrengericht: Der OB kommt mit einem milden Urteil davon: Er wird zum Eis eingeladen. Die Zeche zahlt das Leo-Center.

Leonberg - Scherben bringen bekanntlich Glück und so fegt der Präsident der Engelberger Karnevalisten Harald Lutz mit seiner schwarzen Amtsrobe versehentlich ein paar Sektgläser vom Tisch, bevor das Narrengericht überhaupt starten kann.

 

Kein Problem für die fleißigen Helferlein im Leo-Center, die das Malheur schnell beseitigen, bevor Oberbürgermeister Bernhard Schuler in Handschellen vor das Gericht zitiert wird. Verstecken kann der sich nicht: Mit Pauken und Trompeten der Leo Valentino Guggen ziehen die Engelberger mit ihrer Beute lautstark einmal quer durchs Leo-Center. Jeder soll schließlich sehen, welch prominenten Gefangenen sie diesmal mit sich führen. Der nimmt’s sportlich und bestens gelaunt. In schwarzem Frack, riesiger bunter Clownsfliege und Zylinderhut lässt er sich auf das bunte Treiben ein. Und wer Schuler kennt, der weiß, er ist dank eigener Eloquenz und dank seines Ghostwriters und persönlichen Referenten Peter Herrle bestens vorbereitet. So fällt es ihm nicht schwer, die Anklagepunkte gekonnt zurückzuweisen. Quer durch die brennenden Themen Leonbergs führte die karnevalistische Reise. Dauerthemen wie das Verhältnis von Landrat und OB und die Zukunft der Klinik stehen ganz oben auf der Anklageschrift. . Der Landrat Lutz liefert dem OB gleich zu Beginn eine Steilvorlage und fragt ketzerisch: „Kann der Landrat Sie noch ertragen?“ Schuler kontert: „Herr Präsident, ich will nicht klagen, doch frag ich, wer muss wen ertragen? Bei Diskussionen mit dem Kreis, reden wir uns oft die Köpfe heiß, ums Krankenhaus, die Hesse-Bahn, nichts geht mehr mit Verstand voran. Das Einzige, das richtig geht, obwohl das kaum einer versteht, ich sag heute frei heraus: Der Landkreis gibt zu viel Geld aus. Doch sag ich allen ungeniert: Wer so kassiert, der schlecht regiert!“  

 Das Krankenhaus Chefankläger Lutz hakt in Sachen Krankenhaus nach: „Wir wollen es hier behalten, warum eigentlich nicht mit dem Robert-Bosch-Krankenhaus gestalten?“ Diese Beschwerde gibt Schuler gleich an den Kreis weiter: „Vom Kreis da gab’s a domme Gosch, jetzt ist’s vorbei mit Robert Bosch. Lieber vergräbt man Steuergeld, beim Klinikbau auf dem Flugfeld.“ Doch auf den Vorschlag von Lutz, angesichts der offensichtlichen Spannungen doch einfach den Altkreis Leonberg wiederzuerwecken, gibt sich Schuler gelassen: „Den braucht man nicht erwecken, der war, und ich werd‘ jetzt nicht rot, der Altkreis, der war niemals tot.“. Die Rathausvaterschaft Schuler schlägt kurzerhand vor, das Rat-haus einfach zum neuen Landratsamt um-zufunktionieren: „Von euch zum Landrat proklamiert, wird wieder von dort aus regiert, im Altkreis Leonberg, dem feinen.“

Doch leider ist das nur ein Traum, weiß Schuler, „dass dieser wahr wird, glaub ich kaum“. Und so bekennt er sich schließlich zum Rathausbau und sagt es laut und ohne Theater: „Jawohl, ich bin ein stolzer Vater.“. Die Fusion TSG und TSV Auch mit der gescheiterten Fusion von TSV und TSG konfrontieren die Karnevalisten ihren OB. Lutz: „Die Idee war gut, die Ausführung mau, ist das Verhältnis zwischen Leonberg und Eltingen immer noch gestört?“ Schuler verneint: „Auch wenn man oft was anderes meint, die beiden Orte sind vereint“ und er rät zur Geduld: „Wie so oft bei den Geschichten, wird die Zeit das dann schon richten.“

Viele weitere Punkte stehen auf der Anklageschrift, wie der Radweg in der Grabenstraße, die Aktion LeoClean und der Wunsch nach einem Disneyland analog zum Klettergarten Rutesheim. Doch viel zu meckern am OB gibt es eigentlich nicht in diesem Jahr, wenn man sich die Anklagepunkte genauer anschaut. Er hat alles richtig gemacht. Und so waltet bei der Strafe vor dem Narrengericht schließlich Gnade vor Recht und die angedrohte Ice-Bucket-Challenge erspart das Volk seinem Oberbürgermeister. Es stimmt vielmehr lautstark für eine Belohnung seines Schultes: Schuler hat die Qual der Wahl zwischen Erdbeereis und Schokoladeneis anstatt Eiswasser über den Kopf zu bekommen.

Den Eltinger Wein für die Zuschauer muss er auch nicht aus eigener Tasche zahlen, den spendiert Center-Manager Lukas Rottmann. Der, obwohl aus Düsseldorf stammend, begrüßt die Zuschauer vor dem Narrengericht im dunklen Anzug und erscheint völlig unkarnevalistisch nicht kostümiert auf der Bühne. Hier der Tipp der Redaktion an Harald Lutz fürs nächste Jahr: Das hohe Gericht möge einen Anklagepunkt aufnehmen, der den Center-Manager mindestens zum Tragen einer bunten Clownsfliege verurteilt.