Am 8. März ist Weltfrauentag: Ulrike Arend ist Truppführerin bei den Brandschützern aus Warmbronn.

Leonberg - Wenn mir das was ausmachen würde, dürfte ich nicht herkommen“, sagt Ulrike Arend. „Die Jungs stehen ja genauso in Unterhosen da wie ich.“ Wenn sie und ihre Kameraden zu einem Einsatz gerufen werden oder sich zu den Übungsabenden treffen, dann ziehen sich alle vor ihren Spinden um. Und die stehen nun mal in der Fahrzeughalle der Warmbronner Feuerwehr.

 

Die 54-Jährge ist hier Truppführerin und Maschinistin, fährt also regelmäßig eines der beiden großen Fahrzeuge. Dabei ist sie erst seit 2012 bei der Feuerwehr. Ein ungewöhnlich hohes Alter für einen Anfänger – und dazu noch als Frau. „Das ist nie ein Problem gewesen. Es gab keine Ablehnung, alle waren freundlich und hilfsbereit“, sagt die Warmbronnerin, die über eine Werbeaktion der Brandschützer dazugekommen ist. „Ich war damals eigentlich noch sehr mit meinen drei Kindern beschäftigt. Aber der Kamerad sagte, er arbeite ja auch noch. Das brachte mich zum Umdenken“, berichtet Arend.

Zwölf Frauen im aktiven Dienst

Dann habe sie es einfach ausprobiert. Weil es Spaß machte, blieb sie dabei. Für ihre Kameraden seien Frauen bei der Wehr übrigens nichts Neues gewesen. Derzeit gibt es in Warmbronn zwei Brandschützerinnen, in der gesamten Leonberger Wehr sind es zwölf Frauen im aktiven Dienst. „Letztlich kommt es drauf an: Wie bringe ich mich ein, wie verhalte ich mich? Als Frau darf ich nicht auf die Idee kommen, ich sei hier etwas Besonderes oder habe eine Einzelstellung“, sagt Arend. Gerade bei der Feuerwehr sei es wichtig, dass jeder als kleines Rädchen im Ganzen wirke.

Die Technik liegt der gebürtigen Darmstädterin im Blut. Nach der Schule machte sie eine Ausbildung zur Kfz-Schlosserin am Frankfurter Flughafen, besuchte von 1987 an die Meisterschule in Bayreuth. „Damals war ich dort die erste Frau. Schon zu der Zeit wollte man Frauen für Männerberufe begeistern, so wie man das heute noch immer macht“, sagt sie im Rückblick. Dass dabei Mädchen gezielt an technische Berufe oder naturwissenschaftliche Fächer herangeführt werden, hält sie aber für den falschen Weg. „Weil dadurch die Jungen benachteiligt werden und sie diese Möglichkeiten eben nicht erhalten“, meint Ulrike Arend, die zwei Söhne und eine Tochter hat. Wenn jemand an einem bestimmten Gebiet Interesse hat, werde derjenige das durchziehen, wenn man die Möglichkeit dazu lasse. Egal ob Junge oder Mädchen. Nur dürfe man diese Möglichkeit nicht von vornherein unterbinden.

Viele Ehrenämter

Sie selbst sei nie der Mädchentyp gewesen, eher „ein halber Junge“. Da war es schon eine Umstellung, als die Tochter plötzlich nur noch Kleider tragen und alles in Pink wollte. „Jetzt studiert sie Physik und ist super in Mathe“, erzählt Ulrike Arend. Das zeige, dass in jedem Kind verschiedene Veranlagungen vorhanden seien.

Nach der Hochzeit hat Ulrike Arend mit ihrem Mann, den sie bei Daimler in Untertürkheim kennenlernte, fast 20 Jahre im Ausland gelebt, von Caracas (Venezuela) über Hongkong, Tokio, die USA bis Rom. „Ich habe das Glück, dass ich nicht arbeiten muss“, sagt sie. Wobei das nicht heißt, dass es nicht genug zu tun gäbe. So ist sie in der Tennisabteilung der Spvgg Warmbronn für die Technik zuständig, hilft als Kochmutter in der Triangel-Mensa, ist im Elternbeirat des Johannes-Kepler-Gymnasiums und macht für die katholische Kirchengemeinde Geburtstagsbesuche. „Das Gesellschaftssystem in Deutschland beruht auf dem Ehrenamt. Und dafür braucht es eben Leute. Ich habe die Zeit, also kann ich mich auch einbringen“, meint Ulrike Arend. Davon profitieren am Ende alle.