Sein neues Programm, mit dem Christoph Sonntag durch die Lande tourt, bietet „Comedy Live“ unter dem Motto „Bloß kein Trend verpennt!“ – eine rasante Show durch Abgründe, Untiefen und Schlaglöcher unserer Zeit, in der ein Hype den anderen überholt. Das hat er jetzt in Leonberg bewiesen.

Leonberg - Die Bühne der Stadthalle zeigt am Mittwochabend New York bei Nacht: Großstadtkulisse, Leuchtreklamen, Titelseiten der „New York Times“ und „Daily News“ mit Mr. Trump als Clown, und zum Ohrwurm „New York, New York“ tritt Entertainer Christoph Sonntag solide in Jackett und passender Weste auf.

 

Sein neues Programm, mit dem er durch die Lande tourt, bietet „Comedy Live“ unter dem Motto „Bloß kein Trend verpennt!“ – eine rasante Show durch Abgründe, Untiefen und Schlaglöcher unserer Zeit, in der ein Hype den anderen überholt. Da kommt mal alles auf den Tisch: Brexit, Ehe für alle (als Vorübung für Jamaika!), Maut, Elternabend in der Waldorfschule, Fitnessarmband bis zum Gender-Wahnsinn der komplizierten Art: LSBTTIQ!

Das Publikum wird immer wieder miteinbezogen

Dabei bezieht der umtriebige Kabarettist auch das Publikum in „Lionmountain“ mit ein: Hermann und Sabine aus Heimerdingen in der zweiten Reihe werden zum Running Gag des Abends – und spielen gut gelaunt mit. Aber Sonntag kann noch mehr: Er holt seine Geige – Musik-Abitur! –, singt „I muss gar nix“ und rockt ausgelassen über die Bühne: „I mach’, was i will, bis i ins Gras nei beiß’!“

Im zweiten Teil knallen Gags und Pointen wie die Sektkorken und das Publikum in der voll besetzten Halle geht begeistert mit, klatscht rhythmisch und lacht jesasmäßig. Als „Christopherus Sonntag“ aus dem 17. Jahrhundert in brauner Mönchskutte verpasst er Politikern Vogelnamen, da sie immer den Schnabel aufsperren – mit dem Unterschied, „dass es uns bei Vögeln freut, wenn sie den Schnabel aufmachen.“ So kommen Bundeskanzlerin Angela Merkel als „Nebelkrähe“ und die AfD-Partei als „Braunelle“ ins ornithologische Lexikon.

Auch mit der Bildung geht es bekanntlich im Ländle stetig bergab – überhaupt die Landesunterschiede: „Ein bayrischer Hauptschüler kommt in Berlin aufs Gymnasium, als Lehrer!“ Und die skeptische Frage der Frau „Meinst du, dass es unser Kind aufs Gymnasium schafft“ , beantwortet der Ehemann mit einem trockenen „Bring du erst mal die Geburt hinter dich!“ Und erst die Urlaubsplanung! Schier unlösbare Probleme, denn: „Die Frau will mit!“

Auch die moderne Kommunikation steckt voller Tücken. Da fragt schon mal die Mutter: „Mit was soll i skypa – mit’m alda Toaster?“

Schräg ist natürlich auch der Besuch beim Urologen Dr. Schwingel, der nüchtern feststellt: „Sie tröpflet!“ Aber ganz abgefahren wird es, wenn Eizellen im Kühlschrank neben TK-Spinat eingefroren und schließlich in der Mikrowelle aufgetaut werden: „Der kleine Kevin sieht aus wie der Bofrost-Mann!“ Und Viagra? „Für daheim zu teuer – ond auswärts braucha mr’ s ned!“

Der Modetrend Männerdutt wird von Christoph Sonntag sofort auf der Bühne ausprobiert: „Ein Haargummi – und schon hab’ ich auf Instagram 683 Kommentare. Einer davon: Jetzt kenn’ ich endlich die Mutter von Conchita Wurst!“

Seine Ausflüge in die gute alte Zeit haben beim Publikum einen hohen Wiedererkennungsfaktor: „Mindesthaltbarkeitsdatum gab’s ja früher nicht – es hat halt komisch g’schmeckt! Ond ich hab’ lang ned g’wusst, dass Fleischwurst nicht grün ist!“

Auch Tagebuch schreiben ist ja heute völlig out, es gibt ja den Internet-Blog, wo man „hi hi“ allen mitteilen kann, dass man gerade blau macht, bis der Chef „hi hi“ einen feuert!

Mit knitzem schwäbischen Humor, Charme und Esprit

Christoph Sonntag teilt aus mit hinterfotzig schwäbischem Humor, Charme und Esprit, ohne verletzend oder gar vulgär zu werden (was es bei Comedians ja auch gibt!). 2015 ist er dafür und auch für sein soziales Engagement (Projekte, wie „Klassenzimmer am See“, „Gesunde Ernährung Tisch & Kultur“ oder „StreetCamp“ für obdachlose Jugendliche) von Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit dem Verdienstorden des Landes BadenWürttemberg ausgezeichnet worden.

Vielleicht liegt es aber auch am diskreten Charme des Schwäbischen, wo ja selbst „du Halbdackel“ fast ein liebevolles Kompliment ist. Für das Publikum – nur zwei sind aus anderen Bundesländern – ist es einfach schön, mal wieder den heute zunehmend verdrängten Dialekt zu hören. Und Hermann und Sabine können sich natürlich noch gut an den Stehblues seinerzeit erinnern, wenn auch nicht in der Disco beim „Ochsenwirt“.

Ein witziger, gut gelaunter Entertainer – und mit einem fetzigen Luftgitarren-Solo fegt er quer durchs Publikum unter begeistertem Applaus aus der Stadthalle. Darauf eine „schwäbische Schorle“: „halb Sprudel, halb Hahnawasser“!