Kein Leonberger THW – kein Film . . . Oder zumindest ein sehr viel dunklerer Film. Das wissen nun auch Marcel Richter und Junus Baker. Für die Dreharbeiten an einem Kurzstreifen nahmen die beiden Studenten des Stuttgarter SAE (School of Audio Engineering)-Instituts die Unterstützung des Technischen Hilfswerks in Leonberg in Anspruch.

Ludwigsburg: Marius Venturini (mv)

Leonberg - Kein Leonberger THW – kein Film . . . Oder zumindest ein sehr viel dunklerer Film. Das wissen nun auch Marcel Richter und Junus Baker. Für die Dreharbeiten an einem Kurzstreifen nahmen die beiden Studenten des Stuttgarter SAE (School of Audio Engineering)-Instituts die Unterstützung des Technischen Hilfswerks in Anspruch. Dabei ging ihnen im wahrsten Wortsinn ein Licht auf. Doch der Reihe nach.

 

Richter (21) und Baker (20) studieren in der Landeshauptstadt die Kunst des Filmens. Für den Abschluss ihres ersten Jahres am SAE-Institut drehen sie momentan einen Streifen, der noch den Arbeitstitel „Powerless“ (englisch für „machtlos“) trägt. Es geht darin um das Thema Burnout. Junus Baker präzisiert: „Es wird gezeigt, wie ein Mann seine Umgebung wahrnimmt und wie andere ihn wahrnehmen.“ Sein Mit-Student Marcel Richter ergänzt: „Es wird ein Film, der wahrscheinlich einige Menschen anspricht.“

Und was hat das Ganze nun mit Leonberg zu tun? Ganz einfach: für eine Szene bedienten sich Baker und Richter der Kulisse der Altstadt – genauer gesagt derer Im Zwinger. „Wir brauchten eine dunkle Gasse“, begründet Baker, der inMalmsheim lebt. In jener Gasse also sollte der Hauptdarsteller seine Frau erblicken, die ihn ein Jahr zuvor verlassen hatte. „Aber er erreicht sie nicht. Es ist eine Traumsequenz“, sagt der junge Filmemacher.

Dass das THW dabei in der zweiten Januarwoche eine tragende – oder eher beleuchtende – Rolle spielte, ist einem Anruf von Marcel Richter zu verdanken. Er setzte sich mit dem THW-Zugführer Stefan Neininger in Verbindung. „Alles andere war vollkommen unkompliziert und wir hatten ein super Licht“, lobt er die Helfer. Geld musste die Filmcrew außer einem kleinen Unkostenbetrag dafür nicht ausgeben. „Es hat auch wirklich Spaß gemacht“, resümiert Stefan Neininger. „Die Filmcrew ist eine echt nette Truppe.“Eindruck hat auf die beiden Studenten auch gemacht, wie unkompliziert sie bei der Stadt Leonberg an die notwendigen Drehgenehmigungen gelangt sind. „Insgesamt zwei E-Mails, dann war alles da“, sagt Junus Baker. Gedreht wurde darüber hinaus unter anderem in Stuttgart und in Weilimdorf.

Es ist das erste Filmprojekt, dass die beiden selbst betreuen und organisieren. Ein Budget haben sie nicht. „Vom SAE-Institut bekommen wir die Ausrüstung, wie Kameras und Schwenk-Kran. Alles, was wir darüber hinaus haben wollen, müssen wir selbst organisieren und bezahlen“, berichten sie. So kämen für „Powerless“ schon 1000 bis 2000 Euro zusammen – im Vergleich zu großen Hollywoodproduktionen freilich ein Klacks. „Für Studenten wie uns ist das aber ganz schön viel.“

Wenigstens die Darsteller arbeiten ohne Gage. Björn Benett Gotsche, der die Hauptrolle spielt, kommt dafür extra aus Köln. Gemeinsam mit Steffen Schwarz und Claudia Gallatz steht er vor der Kamera. „Er wohnt in der Zeit, in der er hier ist, bei mir“, sagt Junus Baker. Das seien Kompromisse, die man bei einem solchen Projekt eingehen müsse. „Eigentlich ist das ganze Vorhaben ein Kompromiss“, so Richter. Und so ganz „für lau“ schauspielern die Beteiligten dann doch nicht. Sie besitzen sogenannte „Rückstellungsverträge“, die ihnen eine finanzielle Beteiligung garantieren – sollte der Film irgendwann Geld abwerfen.

Am 22. Februar muss alles im Kasten sein – Abgabetermin. Die letzten beiden Drehtage waren am vergangenen Donnerstag und Freitag. „Es fehlt noch eine Szene im Flugzeug“, so Baker. Die werde aber vor einem sogenannten „Greenscreen“ gedreht. Das heißt, die Schauspieler spielen die Szene vor einer grünen Leinwand, das Flugzeug wird später hineinmontiert.

Doch nach dem Film ist vor dem Film. Für ihren Bachelor-Abschluss, der in einem Jahr ansteht, müssen die Studenten erneut zur Kamera (Marcel Richter) und zur Regieklappe (Junus Baker) greifen. „Diese Arbeit muss dann aber ‚industrierelevant’ sein, also wird es vielleicht ein Werbefilm oder ein Musikvideo sein“, sagt Junus Baker. „Oder es gibt uns jemand Geld, damit wir wieder einen Kurzfilm drehen“, so Richter. Denn fest steht bereits: nach dem Studium wollen sich beide in Richtung Spielfilm orientieren.