Die Vollsperrung der Autobahn am Wochenende hat nicht zum befürchteten Verkehrskollaps geführt. Doch auf mehreren Straßen, die als offizielle Umleitungen ausgewiesen waren, ist es zeitweilig zum Stillstand gekommen.

Leonberg - Erfolgreich gesprengt worden ist die Betonbrücke Rotes Steigle zwischen der Anschlussstelle Leonberg-Ost und dem Kreuz Stuttgart am Samstagfrüh. Und ebenso erfolgreich waren die Räumungsarbeiten danach, sodass am Sonntag gegen 9 Uhr die Vollsperrung der Autobahn wieder aufgehoben werden konnte. Die etwa 1200 Tonnen schwere Brücke wurde mit 60 Kilogramm Sprengstoff zum Einsturz gebracht. Anschließend musste der Schutt zügig weggeräumt werden.

 

Weil samstags auf dieser Autobahn in der Regel etwa 130 000 Fahrzeuge unterwegs sind, wurde ein völliger Zusammenbruch des Verkehrs im Großraum Stuttgart befürchtet, doch der trat nicht ein. Es war erkennbar, dass viele Autofahrer den Großraum Stuttgart gemieden oder das Auto stehen gelassen haben.

Einige habe es sogar ganz geschickt eingefädelt. „Mein Onkel hat seinen Urlaub in der französischen Bretagne um einen Tag verlängert und kommt erst morgen anstatt heute zurück, um dem Stau auf den letzten Kilometern zu entgehen – er muss nach Esslingen“, erzählt eine junge Frau.

Doch ganz ohne Staus und erhebliche Behinderungen ist es doch nicht abgegangen. Gegen 10 Uhr am Samstag herrschte im Kreisverkehr in Renningen praktisch Stillstand. Der war Teil der offiziellen Umleitung – die Autofahrer wurden über die Bundesstraße 464 und den Ihinger Hof um- und auf die B 295 geleitet

Handel spürt Verkehrssituation

Auch am Handel ging die Sache nicht komplett vorbei. Auf den Parkplätzen bei Aldi, Lidl, Norma und Co. im Weil der Städter Gewerbegebiet war deutlich weniger los als sonst an einem Samstagmorgen. Nach Meinung der Angestellten haben sich viele Kunden aus den umliegenden Ortschaften lieber nicht ins Auto gesetzt. Die Mutigen wurden belohnt – wenigstens an den Kassen gab es keine Warteschlangen.

Komplett zu war gegen 11 Uhr auch die Straße zwischen Warmbronn und Büsnau. Sie war der vom Navi vorgeschlagene Weg für alle, die von Renningen, Weil der Stadt und Leonberg nach Stuttgart wollten. Doch die Verzögerung dauerte dann doch nur zehn Minuten. Auf der B 295, wo man normalerweise nur Böblinger und Leonberger sieht und wo vielleicht auch mal Stuttgarter oder Ludwigsburger unterwegs sind, ist man um die Mittagszeit Autos aus der ganzen Republik begegnet. Niedersachsen und Ostdeutsche mischten sich mit Bayern oder Karlsruhern. Auch holländische und Schweizer Autos waren vermehrt unterwegs. An der Tankstelle am Ortseingang von Renningen haben die Mitarbeiter zwar kein erhöhtes Kundenaufkommen registriert. Aber immer wieder wurden sie um Rat nach dem besten Weg gefragt, vermehrt von Norddeutschen – die haben nämlich noch Herbstferien.

Kunden haben längere Anfahrt

Das Gartencenter Kriesten im Mahdental leidet wie auch die Anwohner an dieser Strecke seit jeher unter Sperrungen der Autobahn etwa nach Verkehrsunfällen. Insbesondere die Baustelle in den vergangenen Monaten war für alle Beteiligten eine Geduldsprobe. Auf entsprechend wenig Verständnis stößt deshalb die Aktion bei der Geschäftsführerin Birgit Kriesten-Ploppa vom Gartencenter. „Wer zu uns kommen wollte, musste über Gerlingen, das Krummbachtal, Ramtel oder Bärensee kommen.“ Das gehe zwar alles problemlos, sorge aber für eine längere Anreise der Kunden. Die überlegten sich das Ganze und wählten eventuell einen anderen Markt aus. „Natürlich spüren wir das hier im Laden mit leereren Gängen“, stellt Kriesten-Ploppa entmutigt fest. Der OBI- Baumarkt in Leonberg scheint nicht unter der erhöhten Staugefahr in der Region zu leiden. Ein Kunde, der zusammen mit seinem Sohn gekommen ist, um ein paar Regalbretter zu kaufen, meint: „Wir haben versucht, kleine Schleichwege zu fahren. Ein bisschen länger haben wir trotzdem gebraucht, aber davon lassen wir uns nicht abhalten.“

Wer allerdings nach 14 Uhr nach Stuttgart wollte, hatte ein Problem. Die ganze Stadt war blockiert. Und so hat die Fahrt von Weil der Stadt bis in den Stuttgarter Westen über Vaihingen und Kaltental (die vom Navi vorgeschlagene Strecke), fast anderthalb Stunden gedauert. Eine Gruppe von Urlaubern hatte das Risiko auf sich genommen und war der offiziellen Umleitung gefolgt. Von Karlsruhe aus hat das Navi sie Richtung Heilbronn bis nach Zuffenhausen geschickt, wo alles gut verlief und sie problemlos zu Hause in Stuttgart ankamen. Auf der Autobahn waren die Bauarbeiter derweil beschäftigt, die Reste der Brücke zügig zu beseitigen.