Kassen und Politiker sollen sich zu lokalen Kliniken bekennen.

Leonberg: Thomas Slotwinski (slo)

Leonberg - Scharfe Kritik am Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, Christopher Hermann, kommt vom Förderverein des Krankenhauses Leonberg. „Aussagen wie die des AOK-Chefs Hermann führen zu absolut unnötiger Verunsicherung“, erklärt der Vereinsvorsitzende Willi Burger. „Der Landkreis als Klinikträger ist gerade mit voller Unterstützung des Fördervereins dabei, das Krankenhaus Leonberg fit für die Zukunft zu machen. Da ist es wenig hilfreich, einen solchen Vertrauensverlust zu riskieren.“

 

AOK-Boss spricht von Wald- und Wiesenkliniken

Wie berichtet, hatte sich Hermann öffentlich gegen die Existenz kleinerer Krankenhäuser ausgesprochen. Die Zukunft gehöre vielmehr allein den Großkliniken. Im Zusammenhang mit den Krankenhäusern in Leonberg und Herrenberg hatte der AOK-Boss von „Wald- und Wiesenkliniken“ gesprochen und explizit gefordert, die Sanierung des Krankenhauses Leonberg jedes Jahr neu auf den Prüfstand zu stellen.

Nicht nur Mediziner reagierten fassungslos auf die Attacken des AOK-Chefs. Auch Landrat Roland Bernhard verbat sich „vermeintlich kluge Ratschläge“. Doch Hermann legte nach. Es gehe nicht um die „persönlichen Interessen“ des Landrats. Vielmehr müssten Patienten im „besten und nicht im nächstbesten Krankenhaus“ behandelt werden.

Das sieht der Förderverein völlig anders: „Krankenkassen, aber auch manche Bundes- und Landespolitiker täuschen sich, wenn sie glauben, dass die Versorgung einer immer älter werdenden Gesellschaft nur durch zentrale Großkliniken bewältigt werden kann“, kritisiert Burger. „Es braucht das Zusammenspiel großer und kleiner Kliniken, um die optimale Balance zwischen wohnortnaher Versorgung und spezialisierter Behandlung zu erreichen“, erklärt der Vorsitzende.

Bürger verlassen sich auf ihr Krankenhaus

„Die im Einzugsbereich des Leonberger Krankenhauses lebenden Bürgerinnen und Bürger verlassen sich auf ihr Krankenhaus, das zeigt die breite Unterstützung in den vergangenen Jahren“, betont Willi Burger und fordert ein „klares Bekenntnis von Krankenkassen, Bundes- und Landespolitikern zu lokalen Krankenhäusern“.

Wie mehrfach berichtet, soll das Leonberger Krankenhaus in den kommenden Jahren für 59 Millionen Euro saniert werden. Die neue Intensivstation ist fast fertig und wird am 11. März eröffnet. Sie erlaubt eine individuelle Behandlung von Patienten im kritischen Zustand.

Neue Intensivstation fast fertig

Zudem sind neue Operationssäle geplant, die Zimmer werden modernisiert und bekommen standardmäßig zwei Betten. Eine Außenstelle der Psychiatrischen Klinik Calw-Hirsau wird in einen noch zu bauenden Außentrakt verlegt, den das Land als Träger der Psychiatrie trägt. Dadurch konnten die Gesamtkosten um zehn Millionen Euro gesenkt werden.

Experten erwarten eine weitere Stärkung des Medizinstandorts Leonberg durch ein privatfinanziertes Strahlentherapiezentrum direkt neben dem Krankenhaus. Mit dessen Bau soll noch in diesem Sommer begonnen werden.