Bisher war von der Hälfte der Kosten die Rede. Die Expertise soll trotzdem kommen.

Leonberg - Es bleibt dabei: Die Möglichkeit, ob eine Seilbahn in Leonberg als normales Nahverkehrsmittel taugt, wird ernsthaft geprüft. Dass das Land das Projekt mit nur 30 Prozent der Kosten fördert, maximal 50 000 Euro, nimmt die Mehrheit des Gemeinderats in Kauf. Ursprünglich hieß es, das grüne Verkehrministerium übernehme die Hälfte.

 

Trotzdem hält Oberbürgermeister Martin Kaufmann (SPD) die Unterstützung aus dem Haus von Verkehrsminister Winfried Hermann für beträchtlich: „Wir sind landesweit die einzigen, die überhaupt eine Förderung bekommen“, betont der OB. Selbst nach Stuttgart, wo auch eine Seilbahn geprüft wird, fließe kein Geld.

(Lesen Sie hier eine Expertenmeinung: „Seilbahn ist nicht per se gut oder schlecht“)

Dies ist zwar richtig, bestätigt der Ministeriumssprecher Oliver Hillinger auf Anfrage unserer Zeitung. Allerdings: „Uns lag nur dieser Antrag vor, daher ist die Zusage nicht in Konkurrenz zu Anträgen anderer Kommunen geschehen.“ Würden sich weitere Städte ebenfalls um Landeszuschüsse bemühen, so kämen diese „im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel in Betracht.“

„Wir können nicht zustimmen“

Getreu der alten Weisheit „Besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“ begnügte sich eine große Mehrheit des Gemeinderates mit den 30 Prozent, die aus Stuttgart zu erwarten sind. Lediglich die Freien Wähler blieben ihrer Linie treu: „Wir waren von Anfang an gegen eine Machbarkeitsstudie“, erklärte der Fraktionsvize Wolfgang Schaal. „Deshalb können wir auch jetzt nicht zustimmen.“

Die CDU-Fraktionschefin Elke Staubach verspricht sich hingegen von der Machbarkeitsstudie Erkenntnisse, die weit über das Seilbahn-Thema hinausgehen, etwa konkrete Zahlen über das Verkehrsaufkommen in der Stadt.

Jetzt kann also ermittelt werden, welchen Bedarf eine Seilbahn überhaupt abdecken könnte und wo die besten Linienführungen wären. Bisher ist von einem dreiecksartigem Verlauf die Rede, der sich vom Bahnhof, über die Altstadt bis zum Leo-Center erstreckt.

Konkrete Vorstellungen

Eine weitere Linie über das Glemstal könnte die Innenstadt mit Höfingen verbinden. Der OB kann sich zudem eine Gondellinie zum Autobahnknoten Leonberg West vorstellen. Besonders brisant ist die Frage, wie sich eine Seilbahn überhaupt ins Stadtbild einfügen lässt. Müssen große Masten auf Privatgrundstücken gebaut werden? Liegen bestimmte Flächen dann im Schatten? Macht eine Gondel Lärm?

Und schließlich: Ist eine Seilbahn überhaupt mit dem Verkehrsverbund kompatibel? Und wenn ja: Was würde das Ganze kosten, und wer soll all das bezahlen?

Wenn all diese Fragen seriös beantwortet sind, will der Gemeinderat eine Zwischenbilanz ziehen. Sollte sich abzeichnen, dass die Seilbahn eine ernsthafte Möglichkeit ist, kann die Studie verfeinert werden.

Bisher sind für die Expertise Kosten von 56 000 Euro veranschlagt. Würde das Land 30 Prozent übernehmen, wären das 16 800 Euro. Die Stadt müsste also 39 200 Euro aufbringen. Da aber das Ministerium maximal 50 000 Euro in Aussicht gestellt hat, blieben noch mehr als 10 000Euro im Topf, um die Studie womöglich zu verfeinern.

Im vergangenen Sommer hatte Martin Kaufmann die Idee einer Seilbahn erstmals veröffentlicht. Seither wird heftig diskutiert. Zusätzliche Dynamik erhielt Debatte, als bekannt wurde, dass bei Bosch für ein flexibles Gondelsystem geforscht wird. Konkret ist diese Option aber noch nicht.