Der geplante Biotopverbund des Landes bereitet den Landwirten aus Leonberg und den Teilorten große Sorgen. Sie befürchten weitere Einschränkungen und Beeinträchtigungen für ihren Berufsstand.
Wie ein Déjà-vu der Felder-Rundfahrt 2023 sind die kommunalpolitischen Themen auf der diesjährigen Rundfahrt der Landwirte aus der Gesamtstadt Leonberg gewesen. Auch aktuell gibt es nichts, was ihnen mehr Sorgen und Ängste bereitet, als der geplante Biotopverbund des Landes. Sie sehen damit weitere tief greifende Einschränkungen für ihren Berufsstand auf sich zukommen. Das kam überdeutlich zur Sprache bei der Informationsrundfahrt, die die Ortsbauernschaft veranstaltet hat und an der neben Bürgermeister Georg Brenner auch Gemeinderäte, Agrarfachleute und zahlreiche Interessierte teilgenommen haben. Dabei ging es traditionell nicht nur um die diesjährigen Ernteaussichten, sondern auch um kommunalpolitische Themen, die die Belange der Landwirte betreffen.
Für eine biologische Vielfalt
Mit einer Novelle des Naturschutzgesetzes verpflichtet sich das Land, bis 2030 mindestens 15 Prozent offene Landesfläche als Biotopverbundfläche zu entwickeln. Das soll ein natürliches Netzwerk werden, das Lebensräume von Tieren und Pflanzen miteinander verbindet, sodass diese wandern und sich genetisch austauschen können – Grundvoraussetzung für eine biologische Vielfalt. Es liegt nun bei den Gemeinden, für ihr Gebiet Biotopverbundpläne zu entwickeln. Der Leonberger Gemeinderat hat einen solchen Plan an ein Fachbüro vergeben und dessen Konzept wurde jüngst im Gremium beschlossen.
Diese Tagung hat Axel Röckle, Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler, den Teilnehmern der Rundfahrt als „furchtbare Sitzung“ beschrieben. Die Sitzungsunterlagen seien äußerst spät den Stadträten zugeschickt worden. „Die Verwaltungsspitze hat nur herumgeeiert“, sagte Röckle. Zudem galten zahlreiche Räte, die um die Belange der Landwirte wüssten, als befangen – sie hätten nicht abstimmen dürfen und so habe auch der Antrag, das Thema zu vertagen, um fundierte Informationen zu bekommen, keine Mehrheit gefunden.
„Es heißt, es sei vorerst eine unverbindliche Planung und es werde erst später im Flächennutzungsplan konkret, doch der Gemeinderat hat jetzt Fakten geschaffen, die uns schwer belasten werden“, meinte Martin Gommel aus Warmbronn. Das als Antwort auf die Ausführungen von Baubürgermeister Klaus Brenner, dass man erst bei der Konzeption und daher noch nichts beschlossen sei und der jüngste Gemeinderatsbeschluss noch keine Konsequenzen habe.
„Was jetzt als Plan dasteht, wird bestimmt auch umgesetzt und das über die Köpfe der Landwirte“, ist sich Gero Wanner sicher. Der Leonberger Ortsobmann ist erbost, denn er befürchtet, dass die Äcker indirekt mit Biotopen belegt werden. Gemeinsam mit Hans-Georg Schwarz aus Gebersheim organisiert er die jährlichen Felderrundfahrten. „Der gesamte Acker wird belastet und nicht nur die Fläche, die in Frage kommt. Das sieht wie Planwirtschaft und nicht wie Demokratie aus“, formuliert er Wanner. Nicht weniger erbost sind die Landwirte, weil: „0,0 unserer Vorschläge wurden berücksichtigt“, so Wanner. „In Zukunft werden wir uns hüten, mitzuarbeiten!“
„Wir sollen unsere besten Äcker hergeben, in Höfingen soll durch das beste Ackerland eine Schneise geschnitten werden“, sagte der ehemalige Eltinger Obmann Jürgen Weimer. Eltingen hat seit kurzen zwei Obfrauen – Claudia Benzinger und Annalena Keppler. „Das läuft auf eine stille Enteignung der Besitzer der Äcker hinaus und wenn wir zu ihnen gehen mit dem nun Geplanten, dann wird es richtig Feuer geben“, ist Weimer überzeugt. Das vor dem Hintergrund, dass die Landwirte in vielen Fällen nur die Pächter der Flächen sind, die sie bearbeiten.
Nicht weniger erbost sind die Eltinger Landwirte, wie die Belieferung der ehemaligen Kreisdeponie Rübenloch mit Erdreich für die Renaturierung erfolgen soll. Der Erdumschlagplatz für die Anlieferung mit Lastwagen soll südlich der A 8 liegen, wo aktuell die Fahrschulen üben. Dann soll das Erdreich mit schwerem Baugerät die alte B 295 hinaufbefördert werden. „Das ist umwelttechnisch und wirtschaftlich totaler Schwachsinn“, findet Jürgen Weimer. „Ein Jahr lang den Häckselplatz zu sperren oder zu verlegen und dort das Erdreich abzukippen, wäre die logische Lösung, doch das Landratsamt weigert sich“, schilderte Weimer.
„Wir sind fast zufrieden“
Doch es ging auch um den Stand der Kulturpflanzen in diesem regenreichen Jahr, das die Landwirte vor Herausforderungen stellt. „Das ist unser erstes Stoppelfeld in diesem Jahr“, erläuterte Bernhard Kogel an einen gedroschenen Schlag mit Wintergerste auf Gebersheimer Markung. „Wir sind fast zufrieden“, sagte er angesichts von rund 7,5 Tonnen eingefahrenes Getreide pro Hektar.
„Wir haben tolles Kartoffelwetter und eine so gute Entwicklung wie schon lange nicht mehr“, schilderte Jörg Langer. Stand 2023 im Zeichen großer Trockenheit, so mangelt es 2024 nicht an Regen. „Bei Halmgetreide, wie auch bei sonst fast allen Kulturen hier, geht es in diesem Jahr nicht ohne eine fachgerechte Behandlung der Pflanzen gegen die von der hohen Feuchtigkeit begünstigten Pilzkrankheiten“, erklärte Stefanie Krauter. Sie ist Sachgebietsleiterin Pflanzenbau im Landratsamt Böblingen.
Zufriedene Gesichter bei den Landwirten und der Fachfrau gab es auch bei den Rüben- und Maisfeldern. „Wenn wir die Rüben jetzt ernten würden, dann hätten wir bereits einen besseren Ertrag als im Herbst 2023“, sagte einer der Landwirte. „Der Mais ist endlich auch in die Gänge gekommen, nachdem viele Böden verschlämmt waren, sodass keine Luft in den Boden kam und die Pflanzen auch nicht auf die Nährstoffe zurückgreifen konnten“, erläuterte Stefanie Krauter.
Hecken, die in die Wege reichen, sodass die großen landwirtschaftlichen Maschinen kaum durchkommen, unübersichtliche Einfahrten von Feldwegen in die Radwege entlang der Straßen sowie der schlechte Zustand der Kreuzung am Bensenbühl waren erneut Gesprächsthemen und Hausaufgaben für die Verwaltung. „Wir haben nun mal ein beschränktes Budget, was die Instandsetzung der Feldwege betrifft“, bat der Leonberger Baubürgermeister um Verständnis.