Bei einem Fünftel aller schweren Autobahnkarambolagen verunglücken Lkws – deutlich mehr als ihr Anteil am Gesamtverkehr rund ums Leonberger Dreieck. Die Polizei führt die Unfallhäufigkeit auf die Verkehrsdichte zurück.

Leonberg - Lastwagen sind auf den Gefäll- und Steigungsstrecken rund ums Leonberger Dreieck überdurchschnittlich häufig an schweren Autobahnunfällen beteiligt – gemessen an ihrem Gesamtanteil im Fernverkehr. Bei einem Fünftel aller schweren Unfälle ist der Schwerverkehr beteiligt. Der Lastwagen-Anteil am Gesamtverkehr zwischen Stuttgarter Kreuz und Leonberger Dreieck beträgt aber selbst Werktags nur rund 15 Prozent, in der Gesamtschau sogar nur 13 Prozent.

 

Der Leiter der hiesigen Autobahnpolizei hat auf unsere Nachfrage die schweren Unfälle in den vergangenen fünf Monaten genauer unter die Lupe genommen: „Es gibt zahlenmäßig keine Ausreißer. Mit 53 Unfällen liegt die Zahl der Lastwagen-Unfälle zwischen Sindelfinger Wald und Anschlussstelle Rutesheim nahezu auf Vorjahresniveau“, sagt Klaus Leitz, Chef des zuständigen Polizeirevieres in Ditzingen. Doch das Niveau auf den sechs Spuren dies- und jenseits des Leonberger Dreiecks ist eben unglaublich hoch – allein wegen der Verkehrsdichte. Zuletzt wurden an den automatischen Zählanlagen an der Raststätte Sindelfinger Wald im Tagesdurchschnitt mehr als 141 000 Autos gezählt. An Werktagen betrug zuletzt der Durchschnitt rund 148 000 Fahrzeuge.

Wenn der Erste Polizeihauptkommissar Leitz nun aus seinen Statistik-Tabellen direkte Handlungsanweisungen für seine Beamten ableitet, tut er sich schwer. „Es gibt nicht den einen Unfallschwerpunkt oder die immer selben Ursachen.“

Als am vergangenen Wochenende ein mit Schulbüchern beladener Sattelschlepper auf dem Weg hinab ins Glemstal ins Schleudern geriet und umkippte, dürfte überhöhte Geschwindigkeit dafür die Ursache gewesen sein. Unter 20 vergleichbaren schweren Unfällen im Schwerverkehr, war in diesem Jahr zu hohes Tempo nur bei vier weiteren Havarien ausschlaggebend. Auch zu geringer Abstand als Unfallursache spielte nur bei fünf Unfällen eine Rolle, listet der Autobahnpolizist auf.

Aus seiner Sicht gibt es einen anderen wichtigen Faktor, ob eine Strecke zum Unfallschwerpunkt wird oder nicht – „das ist in erster Linie der Ausbauzustand der Straßen“, meint Leitz. Die Zahl der Fahrzeuge auf der Autobahn lasse sich mittelfristig kaum regulieren. Die Frage, ob eine Straße schlaglochübersät, mit rutschigem Asphalt versehen ist oder perfekt gerichtet, werde dann wesentlich. Theoretisch ist das Leonberger Dreieck (Baujahr 1996) sowie die A 8 Richtung Heimsheim (2007) eine moderne Fernstraße. Doch sowohl der Flüsterasphalt entlang der Ortslagen wie auch der Belag auf einigen Überleitungen am Leonberger Dreieck ist schon wieder reparaturbedürftig. Zahlreiche Dellen in den Leitplanken zeigen, dass es in den Kurven vor dem Engelbergtunnel-Portal immer wieder kracht.

Dennoch hat sich die Sicherheit vor allem für den Schwerverkehr an den Steigungsstrecken des Glemstals massiv verbessert. Vor zehn Jahren, als der Anstieg vom Leonberger Dreieck hinauf zum Sindelfinger Wald „nur“ dreispurig ausgebaut war, kam es nur an diesem kurzen Abschnitt in einem Jahr zu 32 schweren Auffahrunfällen zwischen Lastwagen, häufig auch mit schwerverletzten Fernfahrern. Mittlerweile können schwer beladene Sattelzüge auf die „Schleichspur“ ausweichen, der schnellere Pkw-Verkehr drängt sich auf den beiden linken Spuren vorbei. Das funktioniert solange, bis ein neuer Störfall eintritt: Als in der vergangenen Freitag Nacht der Schulbuch-Lastwagen kippte, ist gar nichts mehr gegangenen. Die A 8 musste komplett gesperrt werden.