Im Auto eines 22-Jährigen aus Leonberg sind täuschend echte, aber gefälschte Polizeiutensilien gefunden worden. Die Polizei sucht mögliche Opfer.

Böblingen - Immer wieder werden ahnungslose Bürger Opfer von Betrügern, die sich als Polizeibeamte oder Staatsanwälte ausgeben und ihre Opfer mit verschiedenen Tricks um ihr Erspartes bringen. Nur selten gehen den echten Ermittlern die Täter ins Netz. Ein skurriler Fall mit einem falschen Polizisten, der eventuell Kontrollen von Autofahrern durchgeführt haben könnte, ist den Beamten in Pforzheim jetzt untergekommen.

 

Am frühen Samstagmorgen war Polizisten ein Auto aufgefallen, das mit geöffnetem Kofferraum auf einem Parkplatz mitten in der Innenstadt stand. Von dem Fahrer war weit und breit nichts zu sehen. Die Beamten durchsuchten den unverschlossenen BMW, der ein Ludwigsburger Kennzeichen hatte, und fanden Erstaunliches: Auf der Rückbank lag ein blauer Anorak mit Leuchtstreifen, der der Dienstkleidung von echten Polizisten sehr ähnlich sah.

Professionelle Ausstattung

Außerdem entdeckten die Beamten mehrere technische Einrichtungen, die benutzt werden können, um andere Autofahrer zum Anhalten zu bewegen. So war auf der Hutablage des grauen 3er-BMW ein Leuchtbalken montiert, der vom Zigarettenanzünder des Wagens Strom bezog. An der Sonnenblende auf der Beifahrerseite des Wagens war außerdem ein LED-Leuchtschriftmodul angebracht. Im Kofferraum des Autos fanden die Polizisten zwei LED-Lichter, die blaues Blinklicht imitieren und mit einem Magneten auf dem Dach befestigt werden können. Außerdem lag im Handschuhfach eine Schreckschusspistole samt Munition und ein Schnellziehholster. Diese Ausrüstung sei dazu geeignet, eine Polizeikontrolle durch ein Zivilfahrzeug vorzutäuschen, erklärt Frank Otruba, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, das in diesem Fall ermittelt.

Dass sich Privatleute als Polizisten ausgeben, komme ab und zu vor, sagt Otruba. Manchmal trügen sie dabei auch T-Shirts, die man im Internet bestellen könne und die der Kleidung von Polizisten nachempfunden seien. „Aber dass jemand so professionell ausgestattet ist, ist mir noch nie untergekommen“, erklärt der Polizist. Ob das im Auto gefundene Zubehör im Internet bestellt oder selbst zusammengebaut wurde, ist derzeit noch unklar. Die Polizisten stellten den Wagen samt seines Inhalts schließlich sicher.

Juristische Konsequenzen

Kurze Zeit später meldete sich ein 22 Jahre alter Mann aus Leonberg bei der Pforzheimer Polizei und gab sich als Besitzer des BMW zu erkennen. „Er zeigte ein sehr starkes Interesse am Polizeiberuf, will aber bislang noch nicht als falscher Polizist aufgetreten sein“, schreibt die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Wieso der Wagen unverschlossen und mit offenem Kofferraum mitten in Pforzheim stand, sei ebenfalls noch unklar, fügt Otruba hinzu.

Der 22-jährige Leonberger muss sich jedenfalls auf juristische Konsequenzen gefasst machen. Wegen der im Handschuhfach gefundenen Schreckschusswaffe stehe ein Verstoß gegen das Waffengesetz im Raum. Laut Otruba bestehe wegen der falschen Polizeiausrüstung auch der Verdacht auf den Missbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen. Bisher könne man aber nicht beweisen, dass der 22-Jährige als falscher Polizist auch tatsächlich eine Kontrolle durchgeführt habe. Sollte dies der Fall sein, müsse er sich wohl auch wegen Amtsanmaßung verantworten, sagt der Polizeipressesprecher aus Karlsruhe.

Die Polizei in Pforzheim sucht nun Autofahrer aus den Kreisen Böblingen oder Ludwigsburg beziehungsweise dem Enzkreis, die eventuell von dem 22-Jährigen angehalten worden sind. „Wir wissen ja nicht, wo er tätig war“, erklärt Otruba den weit gefassten Einzugsbereich. Betroffene sollen sich unter der Telefonnummer 0 72 31/1 86 32 11 melden. Eine Beschreibung des Aussehens des Mannes gibt es nicht.