Trotz einiger Unstimmigkeiten: Landrat und OB sehen in der Einrichtung, die neben dem Krankenhaus entsteht, gute Chancen, den Medizinstandort aufzuwerten. Bei der Grundsteinlegung wirbt Kaufmann für einen onkologischen Schwerpunkt.

Leonberg - Die Hämmer sind derart spitz, dass Josef Hoen lieber Plastikkappen auf ihnen anbringen lässt. Mit dieser Vorsichtsmaßnahme will der Bauherr des Strahlentherapiezentrums aber keiner tätlichen Auseinandersetzung zwischen Landrat und Oberbürgermeister vorbeugen. Vielmehr möchte er die Verletzungsgefahr beim Grundsteinlegen für das Sieben-Millionen-Projekt mindern. Schließlich müssen die Politiker und Hoen selbst dreimal auf den Grundstein hauen, bevor dieser im Boden versenkt wird, gemeinsam mit Dokumenten und der Zeitung.

 

Vor dem offiziellen Schlusspunkt der schlichten Zeremonie nutzen der oberste Kreisverwalter und der Leonberger Rathaus-Chef ihre Reden, um ihre Standpunkte in Sachen Krankenhauspolitik deutlich zu machen. „Es gibt keinen anderen Kreis in Baden-Württemberg, der pro Kopf soviel für die Gesundheitsversorgung ausgibt“, betont Roland Bernhard und appelliert, diese Investitionen im Gesamten zu honorieren, „und nicht mit der Taschenlampe auf die Suche nach Bedenken zu gehen“.

Besser reden als schreiben

Damit meint der Landrat unter anderem die Kritik des Oberbürgermeisters Martin Kaufmann am geplanten Bettenabbau in Leonberg und dessen Skepsis gegenüber einem möglichen Gesundheitscampus. „Dass stationäre und ambulante Einrichtungen miteinander arbeiten, ist eine kluge Entwicklung. Daraus hat sich die Idee ergeben, medizinische Dienstleistungen ans Krankenhaus zu bringen“, erklärt Bernhard vor den geladenen Kommunalpolitikern, Chefärzten und den Managern des Klinikverbundes. „Man kann über den Namen streiten oder darüber, was hierhin passt und was nicht. Die Strahlentherapie passt auf jeden Fall“, schlägt Bernhard die Brücke zum eigentlichen Anlass, der Grundsteinlegung.

Eine weitere Spitze gegen den OB kann sich Bernhard nicht verkneifen: „Es ist besser, miteinander zu reden, als Briefe hin- und herzuschicken“, spielt er auf zwei Schreiben Martin Kaufmanns an, in denen der OB dafür wirbt, dass Leonberg ein wichtiger Standort für einen kreisweiten onkologischen Schwerpunkt werden soll. Mit dem künftigen Strahlentherapiezentrum und dank der hohen ärztlichen Expertise in der Klinik selbst seien die besten Voraussetzungen dafür gegeben. In der Sache selbst zeigt sich der Landrat offen: „Ich bin bereit, das Thema auf Herz und Nieren zu prüfen. Wenn damit der Netzwerk-Gedanke gesteigert wird, dann ist das eine klasse Idee.“

Hervorragendes Ärztepersonal

„Ich nehme Sie gerne beim Wort“, reagiert Kaufmann auf das Angebot. „Ein onkologisches Zentrum ist eine große Chance für das gesamte Gebiet des Klinikverbunds Südwest, also auch für den Kreis Calw.“ Dass Leonberg „mit seinem hervorragenden Ärztepersonal bei solch einem Vorhaben Gewehr bei Fuß steht, macht mich stolz!“ Ohne einen starken Medizinstandort Leonberg, erklärt der OB, könne der Klinikverbund den knallharten Wettbewerb mit den Stuttgarter Krankenhäusern nicht gewinnen.

„Allein der Altkreis Leonberg hat ein Einzugsgebiet von 200 000 Menschen. Wir müssen alles dafür tun, dass auch hier die Gesamtversorgung funktioniert, sonst gehen die Menschen von vorn herein nach Stuttgart. Deshalb ist auch eine Anmerkung über die Bettenzahl berechtigt.“

Dank an Alt-OB Bernhard Schuler

Der Investor wiederum hat keinen Zweifel daran, dass die neue Strahlenklinik „eine konsequente Fortsetzung der bisherigen Erfolgsgeschichte ist“. Denn neben dem Stammhaus in Niefern-Öschelbronn hat Josef Hoen vor 13 Jahren ein Strahlentherapiezentrum in Böblingen errichtet.

Dass beide stark frequentiert sind, war für ihn Anlass genug, in Leonberg aktiv zu werden. Hoen vergisst nicht, einem Mann zu danken, der maßgeblich zum Gelingen des Projektes beigetragen hat: der frühere Oberbürgermeister Bernhard Schuler.